Guter Geschmack ist ja bekanntlich individuell und ich habe schon viele schöne Tattoos gesehen. Heute sind sie Mode und nicht mehr Zeichen einer Gesinnung oder Merkmal von früheren Straftätern. Aber alles, was am Körper sichtbar ist, setzt auch ein Zeichen, manchmal gewollt und manchmal nicht gewollt. Mittlerweile tragen viele unserer Patienten in der Diabetes-Klinik Sensoren oder man sieht den Katheter einer Insulinpumpe aus der Tasche hängen. Und was das bedeutet, wissen immer mehr Menschen. Für viele meiner Patienten spielt das keine Rolle. Aber es gibt auch eine große Anzahl von Menschen mit Diabetes, die nicht jedem auf die Nase binden wollen, dass sie Diabetes haben. Auch das ist ein Statement. Und so verstecken sie bestmöglich alle technischen Geräte unter der Kleidung. Oder aber sie lassen sich erst gar nicht mit einer Insulinpumpe versorgen, obwohl dies für viele eine deutliche Verbesserung ihrer Situation darstellen könnte.
Deswegen freue ich mich umso mehr über all diejenigen, die offensiv mit ihrem Diabetes umgehen. Schließlich hat man sich eine chronische Erkrankung weder gewünscht noch ausgesucht – aber ein offensiver Umgang zeigt, dass man mit Diabetes auch ganz gut leben kann. Das hilft vielleicht denjenigen, die sich noch etwas schwer damit tun, die Krankheit zu akzeptieren. Mit gutem Beispiel andere überzeugen, heißt hier die Devise.
Persönlich finde ich das gut und vielleicht sollte auch ich ein Zeichen setzen für all die Tattoo-Träger, die mein Chef kritisch beäugt. Ich würde gern sein Gesicht sehen, wenn auf meinem Unterarm in breiten Lettern SUGARDOC prangen würde. Aber bevor ich das mache, muss ich erstmal Gaby fragen.
Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.