Diabetes-Kurzgeschichte: Der kleine Melli und ich – der Diabetes macht stärker …

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Diabetes-Kurzgeschichte: Der kleine Melli und ich – der Diabetes macht stärker …

Du hast eine wichtige Präsentation, liegst wach, schaust morgens noch hektisch in den Computer, vergisst ihn fast daheim. Dann kommt ein hoher Blutzuckerwert dazu. So wie bei Nina.

Der Wecker klingelt, es ist 6.30 Uhr. Doch Nina liegt schon seit zwei Stunden wach im Bett. Heute ist ihr großer Tag, denn sie wird in einer Präsentation ihren Kollegen ihre neuen Ideen vorstellen. Nervös dreht sich Nina von links nach rechts. „Wieso habe ich mir das einreden lassen von meinem Chef, dass das eine gute Idee ist? Ich mag es nicht, vor Menschen zu reden. Und das kann ich auch einfach nicht.“

Kurze Zeit später kommt Melli hereingestürmt und ruft: „Nina, du musst aufstehen, heute ist doch deine Präsentation. Dein großer Auftritt.“ Da erwidert Nina angespannt: „Fang du nicht auch noch davon an, ich bin eh schon nervös genug.“

Am Frühstückstisch sitzt Nina schweigend vor ihrem Müsli und starrt vor sich hin. Plötzlich schaut sie auf und sagt: „Vielleicht sollte ich die letzten zwei Folien weglassen. Die werden meinem Chef bestimmt nicht gefallen.“ Kaum hat sie ihre Gedanken in Worte gefasst, will sie auch schon zu ihrem Laptop stürmen und das Gesagte umsetzen. So wird sie von Minute zu Minute nervöser.

Die Diabetes-Kurzgeschichten-Reihe „Der kleine Melli und ich“ – der Hintergrund

Melli ist ein kleiner Junge, der mit Nina, einer jungen erwachsenen Frau, zusammenlebt. Die beiden Protagonisten der Diabetes-Kurzgeschichtenreihe geraten im Alltag immer wieder in Konflikt: beim Essen, beim Sport etc.

Autorin Lena Schuster ist Psychologin und hat seit 2014 Typ-1-Diabetes. Ihr Bruder hat seit der Kindheit ebenfalls Typ-1-Diabetes, deshalb ist ihr auch der Einfluss der Stoffwechselerkrankung auf die Familie gut bekannt. Zu ihren Kurzgeschichten sagt sie: „Für mich ist der Diabetes vergleichbar mit dem kleinen Melli, den man oft zu gerne ignorieren möchte, doch das geht leider nicht. Denn ignoriert man den Diabetes, ist er wie ein schreiendes Kind, das einen nicht zur Ruhe kommen lässt. Kümmert man sich jedoch um den Diabetes, so macht einen das stark – und man erkennt, dass man bereit ist, auch andere Probleme des Lebens zu bewältigen.“

hier gibt es alle Diabetes-Kurzgeschichten mit Nina und dem kleinen Melli

Panik steigt auf. Melli versucht, sie zu beruhigen, indem er auf sie einredet: „Nina, das packst du schon. Du hast dich doch so gut darauf vorbereitet.“ Nina steckt in Gedanken, die Worte erreichen sie nicht.
Wichtige Präsentation … aber den Laptop daheim vergessen!

Angespannt steht sie vom Tisch auf und läuft vom Wohnzimmer zum Schlafzimmer und schließlich in die Küche. Aufgewühlt murmelt sie vor sich hin: „Den Laptop brauche ich und eine Flasche zu trinken. Und eine Kleinigkeit zu essen.“

Letztlich verlassen Nina und Melli das Haus und laufen in Richtung Straßenbahn. Kurz vor der Haltestelle bleibt Nina abrupt stehen. Der Schock steht ihr ins Gesicht geschrieben: „Oh Gott, ich habe meinen Laptop vergessen. Ich muss noch mal heim. Oje, schaffe ich das überhaupt noch rechtzeitig?“ Kaum ausgesprochen, stürmen die beiden schon los und holen den Laptop. Zum Glück hat dann die Nachbarin noch die Tür der Straßenbahn blockiert, sodass Nina und Melli in letzter Sekunde hineinhuschen können.

„Du musst Dich jetzt spritzen!“ – „Lass mich in Ruhe!“

Die beiden lassen sich auf einen Sitz fallen, und Nina packt direkt ihren Laptop aus. „Ich schaue mir nur noch mal meine Notizen an. Nicht, dass ich irgendetwas vergesse.“ Jedoch muss sie zur Arbeitsstelle nur vier Haltestellen fahren, sodass sie kurze Zeit später schon wieder aussteigen müssen. Kaum sind sie ausgestiegen, zieht Melli Nina am Arm. Zunächst ignoriert Nina ihn, doch Melli bleibt hartnäckig. Schließlich dreht sich Nina zu ihm und bemerkt: „Du, ich kann mich jetzt nicht um dich kümmern. Stress mich jetzt bitte nicht, ich bin eh schon so nervös.“

Aber Melli lässt nicht locker. „Nina, das geht so nicht. Du hast einen hohen Blutzuckerwert. Du musst dich spritzen.“ Diese Worte bringen bei Nina das Fass zum Überlaufen. Panisch versucht sie, sich loszureißen. „Lass mich in Ruhe, ich kann einfach nicht mehr. Du siehst doch, wie aufgewühlt ich bin.“ Gleichzeitig weiß Nina, dass sie keine Chance hat. Sie muss sich jetzt um Melli kümmern. Da führt kein Weg daran vorbei.

Insulin geben – auch dann, wenn es gar nicht passt

Also packt sie die Spritze aus und gibt sich die entsprechende Menge Insulin. Daraufhin schaut Melli sie liebevoll an und sagt: „Weißt du, ich bin echt stolz auf dich. Du leistest jeden Tag so viel und kümmerst dich um mich. Das ist nicht einfach.“ Versöhnend streichelt er ihr über den Arm und fügt hinzu: „Ich bin mir sicher, dass jemand, der schon so viel erreicht hat im Leben, solche Hürden wie eine Präsentation auch gut meistern wird.“

Darauf antwortet Nina: „Eigentlich hast du recht. Das sollte ich mir viel öfter vor Augen halten. Wir sind ein starkes Team!“ Bestärkt durch diese Worte betritt Nina deutlich weniger aufgewühlt und selbstbewusster den Raum und startet ihre Präsentation.


Kommentar der Autorin:

Das Leben stellt uns ständig vor Herausforderungen, sodass wir uns häufig in stressigen Situationen befinden, in denen der Blutzuckerspiegel verrücktspielt. Es ist wichtig, dass wir uns vergegenwärtigen, dass wir täglich Großes leisten mit dem Diabetes und wir deshalb die Stärke haben, die Hürden des Lebens bewältigen zu können. Macht Euch bewusst, dass der Diabetes Euch stärker macht!

weitere Diabetes-Kurzgeschichten mit Nina und dem kleinen Melli


von Lena Schuster

Avatar von lena-schuster

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (11) Seite 48-49

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  • gingergirl postete ein Update vor 5 Tagen, 8 Stunden

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

  • hexle postete ein Update vor 6 Tagen, 12 Stunden

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

  • tako111 postete ein Update vor 1 Woche, 2 Tagen

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

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