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In ihrer vorhergehenden Kolumne hat Tine darüber berichtet, dass sie bald erstmals ein superschnelles Insulin ausprobieren wird. Nun ist seit der Umstellung ein Monat vergangen und sie berichtet von ihren ersten Erfahrungen.
Ein Monat mit dem neuen Insulin in meinem Alltag ist bereits vergangen. Ich habe das Gefühl, die Zeit verging wie im Flug. In meiner letzten Kolumne konnte ich Euch bereits von meinem anstehenden Wechsel zum schneller wirkenden Insulin berichten und meine Gedanken, Wünsche, Sorgen und Ängste dazu ausformulieren. Und jetzt, nach etwas mehr als vier Wochen, bin ich schon etwas schlauer, aber ehrlich gesagt noch immer in einer Phase des Austestens.
Ich komme mir fast schon etwas naiv vor, weil ich gehofft hatte, dass diese Phase schneller vorbeigehen würde, und muss mir jetzt eingestehen, dass meine Ungeduld diesbezüglich doch deutlich größer war als gedacht. Immerhin: Das Insulin brennt im Gegensatz zur anderen schnellwirkenden Alternative nicht an der Einstichstelle. Cool. Und weiter? Man könnte meinen, Homeoffice und immer gleiche Tagesabläufe in den aktuellen Zeiten würden mir helfen, mich schneller an das Insulin zu gewöhnen und seine Funktionsweise ebenso rasant wie effektiv in meinen Alltag einbinden zu können.
Ich bin mir sicher, dass das für einige Menschen so funktioniert. Aber genau das Gegenteil ist aktuell bei mir der Fall. Vermutlich, weil ich so viel arbeite, steht das ausführliche Diabetesmanagement oft hintenan. Neben Arbeit und Pandemie habe ich wenig Kraft, um ihm die Aufmerksamkeit zu geben, die es vermutlich bräuchte. Das ist frustrierend. Denn ich weiß ja, dass so eine Umstellung logischerweise Zeit und auch Beobachtung braucht.
Uns Menschen mit Diabetes sieht man nicht an, wie viel Zeit und Energie und Gedanken jeden Tag in das Krankheitsmanagement fließen müssen. Jede kleine Veränderung sorgt erst einmal für einen Mehraufwand, damit unser Alltag funktioniert. Es fällt mir aktuell schwer, das zu akzeptieren. Aber immerhin: Das neue Insulin wirkt tatsächlich meistens schneller, jedoch nur unter bestimmten Bedingungen. Ich brauche oft deutlich mehr Insulin für Mahlzeiten, was mich irritiert, weil sich meine Faktoren eigentlich nicht verändert haben.
Spritze ich also wie früher, passiert teilweise einfach gar nichts. So war das auch mit der anderen schnellwirkenden Alternative, die ich vor einigen Jahren getestet habe. Mit diesem „Mehr“ muss ich aber vorsichtig sein, denn bereits eine Einheit mehr kann mich je nach Situation schnell in eine Unterzuckerung rasen lassen. Das klingt skurril, aber ist leider bereits ein paar Mal passiert.
Ich beobachte weiterhin und hoffe, ich habe bald Zeit und Energie für eine genauere Analyse meiner Diabetestherapie mit dem neuen Insulin. Bis dahin muss ich durchhalten, und es muss okay sein, dass der Raum dafür gerade einfach fehlt.
Eure Tine
Martina „Tine“ Trommer lebt seit Jahren in der Hauptstadt, bloggt seit ihrer Diabetesdiagnose 2013 unter icaneateverything.com sowie auf der Blood Sugar Lounge und schreibt regelmäßig an dieser Stelle über ihr Leben mit Diabetes in Berlin. |
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (4) Seite 39
5 Minuten
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