Kolumne „Fernweh“: Auf Zeitreise

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Kolumne „Fernweh“: Auf Zeitreise | Foto: Sergii Pavlovskyi – stock.adobe.com
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Kolumne „Fernweh“: Auf Zeitreise

Technologie statt Stillstand: Seit ihrer Typ-1-Diagnose 2002 erlebt unsere Kolumnistin Susanne eine rasante Entwicklung in der Diabetes-Therapie. Heute steuert ein AID-System ihren Zucker – ein Meilenstein auf ihrer ganz persönlichen Zeitreise.

„Fernweh“ – das kann man nicht nur für Orte empfinden, sondern auch für die Zeit. Im Fall von Diabetes bedeutet das für mich die Sehnsucht nach einer Zukunft mit neuen, noch besseren Technologien. Mir sind beide Arten von Fernweh gut bekannt. Bei meiner Diagnose des Typ-1-Diabetes im Jahr 2002 – damals startete ich mit Insulinpen und Blutzucker-Messgerät – wurde von vielen Seiten prognostiziert: „Bald gibt es die ‚Zucker-Uhr‘, dann musst du dich nicht mehr pieksen“, „Irgendwann gibt es Systeme, die die Insulinabgabe eigenständig regeln“ oder auch „Du hast gute Chancen zu erleben, dass Typ-1-Diabetes geheilt werden kann“.

Autorin Susanne Löw und ihre Kolumne Fernweh

Susanne Löw ist freie Journalistin und lebt in Hamburg. Die gebürtige Bayerin hat seit dem Jahr 2002 Typ-1-Diabetes und ist seitdem erst recht gern unterwegs. Ihre weltweiten Erfahrungen mit „Zucker im Gepäck“ hat sie in einem gleichnamigen Ratgeber zusammengefasst (ISBN 978-3-87409-701-7).

In der Kolumne Fernweh schreibt sie in jeder Diabetes-Anker-Ausgabe über ihre Reise-Leidenschaft uns alles, was dazugehört.

In meinen nun 23 Jahren mit Diabetes gab es für mich bislang tatsächlich vier Technologie-Meilensteine, die meine Therapie revolutionierten: Einen wirklich großen Fortschritt und mehr Lebensqualität spürte und gewann ich jeweils, als ich erst von Insulinpen auf Insulinpumpe umgestiegen bin, dann vom Blutigmessen auf einen CGM-Sensor. Als ein CGM-Sensor erstmals vor zu hohen und tiefen Werten warnte, war das für mich ebenso ein Quantensprung wie der Zeitpunkt, als ich den Wert auf meiner Smartwatch sehen konnte, sodass ich nur noch das Vibrieren der Uhr als Alarmsignal wahrnehmen musste.

AID-System: der bislang vielleicht größte Schritt in Susannes Diabetes-Karriere

Jetzt erfolgte der fünfte und vielleicht größte Schritt in meiner Diabetes-Karriere: ein System zur automatisierten Insulin-Dosierung (AID). Zwar hatte ich etwas Sorge davor, Kontrolle abzugeben oder schlechtere Werte zu haben als zuvor, aber wie auch beim echten Reisen mit „Zucker im Gepäck“ an einen anderen Ort gilt: Nur wer losfährt, kann etwas erleben und beurteilen.

Mein bisheriges Fazit: Auch diese Reise in die technologische Zukunft hat sich gelohnt. Ich bin fasziniert, wie gut der Algorithmus meine Glukosekurve „glättet“. Keine nächtlichen Alarme mehr, kaum Eingriffe während des Tags – und ein echter Sprung nach oben bei der Zeit im Zielbereich. Fühlt sich fast ein bisschen so an, als hätte ich „weniger“ Diabetes. Verrückt.

Wobei: „Technologische Zukunft“ ist das ja längst nicht mehr; rund jeder vierte Mensch mit Typ-1-Diabetes nutzt mittlerweile ein AID-System. Bleibt also von den Prognosen aus der Zeit meiner Diagnose nur noch die „Heilung von Typ-1-Diabetes“ offen. Ich bleibe gespannt und freue mich auf alle weiteren Erkenntnisse und technischen Entwicklungen. Gleichzeitig bin ich schon heute zufrieden und sehr dankbar, denn mir ist sehr wohl bewusst, wie privilegiert wir hierzulande sind, die neuesten Errungenschaften in dieser lebenslangen „Zeitreise Diabetes“ nutzen zu können.


von Susanne Löw

Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 73 (5) Seite 82

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