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Packen ist ein notwendiges Übel vor jeder Reise, findet Susanne. In der Kolumne „Fernweh“ schreibt sie, wie trotz Routine und Listen der Rucksack leer bleibt, während die Prokrastination regiert. Doch am Ende siegt dann doch immer ihre Vorfreude auf die Tour.
Susanne Löw ist freie Journalistin und lebt in Hamburg. Die gebürtige Bayerin hat seit dem Jahr 2002 Typ-1-Diabetes und ist seitdem erst recht gern unterwegs. Ihre weltweiten Erfahrungen mit „Zucker im Gepäck“ hat sie in einem gleichnamigen Ratgeber zusammengefasst (MedTriX/ISBN 978-3-87409-701-7).
In der Kolumne Fernweh schreibt sie in jeder Diabetes-Anker-Ausgabe über ihre Reise-Leidenschaft uns alles, was dazugehört.
So gern ich reise, so sehr hasse ich das Packen vor der Abreise – trotz bewährter Packliste, die ich dafür jedes Mal zücke, trotz viel Erfahrung. Und trotz des Wissens, dass ich noch nie irgendetwas Wichtiges vergessen habe und zur Not ja ohnehin unterwegs das meiste noch besorgen könnte.
Es ist zum Wahnsinnigwerden. Sobald der noch leere Rucksack bereitsteht, werde ich zur Meisterin im Prokrastinieren. Ach, erstmal den Briefkastenschlüssel zu den Nachbarn bringen – wo ich mich dann gern verquatsche. Und oh, ich wollte ja noch unbedingt alle Pflanzen gießen, bevor die Reise losgeht. Und überhaupt: Ist eigentlich noch irgendetwas im Kühlschrank, was bis zu meiner Rückkehr verderben könnte?
Die Zeit schreitet voran, der Rucksack bleibt leer und ich kann die Vorfreude auf die Reise gar nicht richtig genießen. Das stresst. Und dann ist da ja auch noch der Diabetes, der besondere Aufmerksamkeit beim Packen erfordert: doppelte Menge an Zubehör und Insulin als für die Reisezeit nötig einpacken, die Kühltasche fürs Insulin vorbereiten, das ärztliche Zertifikat herrichten, das mich zum Mitführen sämtlicher medizinischer Gegenstände berechtigt, an den Ersatz-Pen denken – für den Fall, dass die Insulinpumpe unterwegs streikt.
Oft sage ich das auch genau so: „Ich hasse Packen, ist mit Diabetes ja etwas aufwendiger …“ Aber wenn ich mal ganz ehrlich zu mir selbst bin: Auch bei der diabetesspezifischen Vorbereitung auf eine Reise habe ich mittlerweile genug Erfahrung. Eigentlich lenke ich mich damit nur selbst von der Wahrheit ab: Ich hasse Packen und kann das einfach nicht gut. Welche Pullover und wie viele? Brauche ich eine Regenjacke? Sind neben Wander- auch noch Turnschuhe nötig? Solche Fragen kann ich lange hin- und herwälzen.
„Wie viel“ ist ohnehin eine Hürde, an der ich oft scheitere: Meine Tasche ist immer die größte, mein Koffer am schwersten und mein Rucksack am höchsten, wenn ich mit anderen auf Reisen gehe. Ich bewundere das Talent derer, die mit leichtem Gepäck reisen können und denen dann unterwegs trotzdem nie etwas fehlt. Naja, man sollte zu seinen Schwächen stehen.
Der einzige Trost: Irgendwann ist der Rucksack bis jetzt dann doch immer gepackt gewesen. Puh. Jetzt spüre ich die Vorfreude aufsteigen. Es kann losgehen!
von Susanne Löw
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2024; 72 (12) Seite 82
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