Kolumne „Fernweh“: Wir sind (überall) viele

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Kolumne „Fernweh“: Wir sind (überall) viele | Foto: Brera Design - stock.adobe.com
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Kolumne „Fernweh“: Wir sind (überall) viele

Ob im Fitnessstudio, beim Marathon oder auf Reisen: Ein CGM-Sensor am Oberarm macht Menschen mit Diabetes sichtbar – und verbindet sie, wie Susanne Löw in ihrer Kolumne „Fernweh“ beschreibt.

Ein CGM-Sensor am Oberarm macht uns Menschen mit Diabetes sichtbar. Es ist wie ein Erkennungszeichen untereinander. Ich finde das gut, weil ich mich immer freue, wenn ich auf der Straße oder im Einkaufszentrum auf Gleichgesinnte treffe. Oft spreche ich die anderen „Gechipten“ an oder zeige im Vorbeigehen kurz auf meinen eigenen Sensor und werfe dem oder der anderen einen lächelnden Gruß zu.

Autorin Susanne Löw und ihre Kolumne Fernweh

Susanne Löw ist freie Journalistin und lebt in Hamburg. Die gebürtige Bayerin hat seit dem Jahr 2002 Typ-1-Diabetes und ist seitdem erst recht gern unterwegs. Ihre weltweiten Erfahrungen mit „Zucker im Gepäck“ hat sie in einem gleichnamigen Ratgeber zusammengefasst (ISBN 978-3-87409-701-7).

In der Kolumne Fernweh schreibt sie in jeder Diabetes-Anker-Ausgabe über ihre Reise-Leidenschaft uns alles, was dazugehört.

Zu wissen, dass man im gleichen „süßen Verein“ spielt, verbindet wie ein unsichtbares Band. Das fängt bereits beispielsweise im Fitness-Studio an. Sofort hat man eine Gemeinsamkeit und kann sich austauschen: „Was hat der einstündige Bauch-Beine-Po-Kurs eben mit deinem Zuckerwert gemacht?“ „Um wie viel reduzierst du dein Insulin vor dem Sport?“ „Fixierst du den Sensor bei anstrengenden Einheiten zusätzlich mit einem Pflaster?“

Es ist zwar schön, dass sich Familie und Freunde für die eigene chronische Erkrankung interessieren, aber so ein gezielter Austausch klappt einfach nur mit Menschen, die ebenfalls Diabetes haben.

Verbindende Begegnungen

In extremeren Situationen erlebe ich es als besonders verbindend, wenn man andere Menschen mit Diabetes identifiziert. Einmal habe ich zum Beispiel kurz nach dem Startschuss für einen Halbmarathon eine andere Frau mit CGM-Gerät am Oberarm im Läuferfeld gesehen. Ich bin zu ihr gerannt, habe auf meinen Sensor gedeutet, wir haben uns wissend angelacht, uns gegenseitig viel Glück und Spaß gewünscht und sind dann wieder jeweils unser eigenes Rennen gelaufen.

Wenn man dann noch im Ausland andere Menschen mit CGM-Sensor und damit mit Diabetes trifft, ist das für mich etwas besonders Spannendes. Denn egal, aus welchem Land man jeweils kommt: Schon hat man mit dem Diabetes als Thema eine gemeinsame Sprache.

Einmal hat mich zum Beispiel ein Chilene mit Typ-1-Diabetes in einem Café angesprochen, der meinen Sensor am Oberarm gesehen hatte. Er und seine Ehefrau aus der Schweiz setzten sich zu mir und erzählten mir viel über die Versorgung mit medizinischen Hilfsmitteln in Chile und in der Schweiz. Das und auch Gespräche mit Diabetologinnen und Diabetologen in ärmeren Ländern machen mir oft klar, wie glücklich wir uns schätzen können, hierzulande Zugang zu den nötigen Materialien zu haben.

Bislang hatte ich übrigens noch keine negative Begegnung mit einem anderen Menschen mit Diabetes. Kann natürlich Zufall sein – vielleicht aber auch nicht.


von Susanne Löw

Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 73 (1/2) Seite 82

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  • tako111 postete ein Update vor 2 Tagen, 5 Stunden

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

  • Hallo guten Abend ☺️

    Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
    Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
    Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
    Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?

    Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.

    Liebe Grüße, schönen Abend
    Nina 🙂

    • Willkommen Nina, …
      da hast du ja sich schon einiges hinter Dir. Wie schaut es bei Dir mit Mutterkindkur aus, auch in hinblick einer Diabetesschulung. Hast du guten Diabetologen, Teilnahme DMP, Spritzt du selber oder Pumpe, auch hier gibt es viele Fragen. Wie sieht es mit Selbsthilfegruppen bei Euch aus. …
      Oder Forum? Gerade am Anfang, wo noch alles neu ist, – ist es schon eine tägliche Herausforderung, – da kann es hilfreich sein kleine Ziele sich zu setzen. Dabei finde ich die Aktzeptanz am wichtigsten, oder auch sich selber spritzen zu müssen, oder das Weg
      lassen bzw. bändigen des Naschen … etc. Kleine Schritte …

      Viele Fragen bekommst du auch in eine Diabetes-Schulung beantwortet,
      falls noch nicht gemacht, spreche das bei Deinem Diabetologen an!

      Über weiteren Austausch bin ich auch erfreut, schildere ruhig deine Bausstellen, … doch letztendlich sollte Dein Arzt das beurteilen.

      LG

      Wolfgang

  • swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 3 Tagen, 12 Stunden

    Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
    Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
    Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.

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