Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt: #49 | Vorsorgeuntersuchung (9) – die Darmflora

4 Minuten

49 - Vorsorgeuntersuchung (9) – der Darm – Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt
Foto: SurfupVector – stock.adobe.com
Community-Beitrag
Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt: #49 | Vorsorgeuntersuchung (9) – die Darmflora

Diabetes ist ein sehr komplexes Krankheitsbild, was sich langfristig auf die gesamte Funktionalität des Körpers auswirkt. Daher ist es umso wichtiger, neben einem guten Diabetes Management, auch regelmäßige Vorsorgetermine wahrzunehmen, um eventuelle Folgeerkrankungen frühzeitig zu erkennen und entsprechend entgegenwirken zu können. In dieser Beitragsreihe möchte ich Dich durch die verschiedenen Vorsorgebereiche mitnehmen. Mein Ziel ist es, ein Bewusstsein dafür bei Dir zu schaffen, sodass Du langfristig diese in Dein Diabetes Management etablieren kannst und somit langfristig einem langen Leben (trotz Diabetes) nichts mehr im Wege steht.

Gesundes Bauchgefühl: Wie die Darmflora unseren Diabetes beeinflusst

Es heißt, Liebe geht durch den Magen. Diabetes auch? Aber sowas von! Welcher Mensch mit (Typ-2-)Diabetes kennt diese übergriffigen Kommentare nicht, wie u. a. „Du musst Dich nur gesünder ernähren“ oder „Das solltest Du lieber nicht (mehr) essen“. Bei Diabetes steht die Ernährung immer an erster Stelle. Und das nicht ohne Grund, denn diese macht den Löwenanteil bei einem erfolgreichen Diabetes Management aus. Doch nicht nur wenn die Erkrankung bereits ausgebrochen ist, sondern auch lange davor. Dieser Beitrag soll sich aber nicht ums Thema „Ernährung“ drehen, sondern vielmehr um das, was dahinter steckt: unsere Darmflora.

Foto: CDC – unsplash.com

Für alle, deren Biologie-Unterricht schon etwas her ist oder zu dem Zeitpunkt nicht anwesend waren (in welcher Form auch immer), kommt hier eine kleine Erläuterung über die Funktionen unseres Mikroorganismus. Unsere Darmflora, auch bekannt als Mikrobiom, ist eine Gemeinschaft bestehend aus Mikroorganismen, wie u. a. Bakterien, Viren oder Pilzen, die unseren Magen-Darm-Trakt besiegeln.1 Was erstmal total eklig klingt, kann aber für uns lebenswichtig sein, denn unsere Darmbakterien helfen uns bei der Verdauung, produzieren für uns wichtige Vitamine, stärken unser Immunsystem, steuern unser Gehirn und beeinflussen unseren Stoffwechsel.2 Und wie wir ja alle wissen, ist Diabetes eine Stoffwechselerkrankung, weshalb es nahe liegt, dass eine gesunde Darmflora für uns, egal, ob mit Diabetes oder nicht, das A und O ist.

In uns leben Billiarden von Bakterien aus über 100 verschiedenen Stämmen. Und natürlich haben die verschiedenen Bakterien-Arten auch unterschiedliche Aufgaben. Unter anderem gibt es Bakterien, die uns bei einer Gewichtsreduktion helfen können. Oder Einfluss auf erhöhte Blutzuckerwerte, einen erhöhten Blutdruck, Entzündungen oder auch Depressionen haben können. Alles Symptome, die wir z. B. durch Folgeerkrankungen bei Diabetes kennen. Baktierenstämme, die effektiv gegen die oben aufgeführten Symptome wirken, sind u. a. Lactobacillus rhamnosus / plantarum / casei oder Bifidobacterium lactis / bififum / infantis.2 Das hört sich jetzt ziemlich lateinisch an, aber alles zusammen ist das ein wirklich guter Probiotika-Cocktail, der wirkungsvoller als jede Saft- oder Smoothiekur ist. Doch natürlich kommt eine Saftkur aufgrund des hohen Fruchtzuckergehalts sowie dem Wissen, dass ganze Früchte wertvollere Vitamine und Ballaststoffe enthalten, als im pürierten Zustand, für uns Menschen mit Diabetes nicht in Frage. Oder?

Foto: CDC – unsplash.com

Kommen wir also ans Eingemachte. Wir wissen, dass Zucker im Blut Alterungsvorgänge sowie Entzündungen beschleunigt. Gerade weil Darmbakterien mit der Verwertung und Resorption unserer Nahrung eng verbunden sind, nehmen diese auch einen starken Einfluss auf unseren Glukosehaushalt. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Menschen mit Diabetes eine ungesündere Darmflora, als gesunde Menschen aufweisen. Bspw. haben sie nur halb so viele Bakterien vorhanden, die für eine Gewichtsreduktion, doch doppelt so viele, die für eine Gewichtszunahme sorgen.2 Und wer kennt’s nicht – gerade bei Typ-2-Diabetes will die Waage bei vielen einfach nicht runter gehen. Falls Du dich immer gefragt hast warum, ist das hiermit eine der Antworten.

Aber natürlich erfinde ich mit diesem Beitrag nicht das Rad neu, sondern auch die Medizin ist immer hinten dran, auch auf diesem Gebiet Studien durchzuführen. So gab es bspw. eine Studie in den USA, wo verschiedene Darmbakterien Menschen mit Typ-2-Diabetes innerhalb von 12 Wochen an unterschiedliche Testgruppen verabreicht wurden. Und das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Der HbA1c-Wert sank um die 0,6 Prozent bei den Probanden, die Probiotika zu sich nahmen.3 Pretty good, oder? Und natürlich wurden diese Studien ebenfalls zuvor an Mäusen durchgeführt. Zwar eine andere Studie, aber genauso ansehnliche Ergebnisse! Denn diesen kleinen süßen Nager wurden u. a. die Bifidobakterien „animalis“ und die Milchsäurebakterien „Lactococcus lactis“ zugeführt. Woraufhin der Blutzucker sichtlich gesunken ist, Entzündungen reduziert und die Zellen wieder empfindlicher gegenüber Insulin wurden.2 Wahnsinn, oder?

Ich finde, diese Ergebnisse können sich wirklich sehen lassen und klingen sehr vielversprechend – auch bei der Behandlung sowie Prävention von Typ-2-Diabetes. Natürlich hat eine gesunde Darmflora mehr Vorteile, als nur bessere Blutzuckerwerte. Wie eingangs erklärt, steuert unser Darm u. a. unser Gehirn und beeinflusst viele lebensnotwendigen Funktionen.

Seit meiner Lebensmittelvergiftung im Januar 2023, bei der ich wirklich meinen Darm (inkl. Bakterien) vollends entleert hatte, verwende ich Probiotika, um meine Darmflora wieder aufzubauen. Wo anfangs ein kleiner Husten von einer außenstehenden Person gereicht hat, um mich direkt anzustecken und flach liegen zu lassen, so fühle ich mich heute geschützter durch ein gestärktes Immunsystem. Doch nicht nur mein Immunsystem hat von profitiert – nein, auch meine Haut ist reiner geworden und ich verdaue Essen wesentlich besser. Ob es einen Einfluss auf meine Blutzuckerwerte hat, weiß ich nicht. Doch geschadet hat es sicherlich auch nicht. Ich kanns nur empfehlen, es einfach mal auszuprobieren und wer weiß, vielleicht hilft es ja auch Dir mit dem ein oder anderen „Problemchen“.

Wer lieber auf pure Natur setzen möchte, dem empfehle ich für eine gesunde Darmflora

  • auf kurzkettige Kohlenhydrate (Zucker, Weißmehl) zu verzichten
  • kohlenhydratärmer sich zu ernähren (vor allem am Abend)
  • auf genügend Proteine, Ballaststoffe und Omega-3-Fettsäuren zu achten
  • und ganz wichtig: immer ordentlich und genügend zu kauen, denn Verdauung beginnt im Mund.4

Quellen:
1 https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/organe/eine-intakte-darmflora-unverzichtbar-fuer-die-gesundheit/
2 Buch: „Gesund mit Darm“ von Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann (2022)
3 https://www.diabetiker-nds.de/news/meldung/news/probiotika-verbessern-darmflora-und-zuckerwerte
4 https://www.meinmed.at/gesundheit/darmflora/1726

Caros Kolumne

Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt

Caros Kolumne „Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt“

Hallo, mein Name ist Caro! Ich wurde als 27-Jährige mit einem Typ-2-Diabetes diagnostiziert. Erfahrt in meiner Kolumne „Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt“ alles über meine außergewöhnliche Reise als junge Frau mit Diabetes. Viel Spaß beim Lesen!

alle Kolumnen-Beiträge von Caro


von Caro

Avatar von sweet-caromell-type2

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Leben mit Diabetes: Diese Bücher und Materialien helfen weiter

Leben mit Diabetes bedeutet, den Alltag neu zu gestalten – mit Wissen, Motivation und guter Begleitung. Diese Bücher und Materialien zeigen, wie Betroffene ihren Weg finden, Herausforderungen meistern und Lebensqualität zurückgewinnen können.
Leben mit Diabetes: Diese Bücher und Materialien helfen weiter | Foto: Pixel-Shot – stock.adobe.com

5 Minuten

Diabetes-Anker-Podcast: Von der Insulin-Entdeckung zu modernen Diabetes-Therapien – mit Prof. Thomas Forst

Von tierischen Extrakten zu Insulin‑Analoga: In dieser Podcast-Folge beschreibt Prof. Dr. Thomas Forst den Weg von der lebensrettenden Insulin-Entdeckung vor einem Jahrhundert hin zu den modernen Insulin-Therapien sowie zu neuen medikamentösen Optionen bei Typ‑2‑Diabetes.
Diabetes-Anker-Podcast: Von der Insulin-Entdeckung zu modernen Diabetes-Therapien – mit Prof. Thomas Forst | Foto: zVg

2 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.

    • Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.

      So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
      Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.

      Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
      Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.

      Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
      https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
      Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷‍♂️

      Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
      Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
      (Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)

    • @ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.

    • @bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
      Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
      Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).

  • loredana postete ein Update vor 5 Tagen, 12 Stunden

    Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.

  • ambrosia postete ein Update vor 6 Tagen, 10 Stunden

    Ich wünsche allen einen schönen Mittwoch.

Verbände