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Hin und zurück – bis ans Ende der Dia-Welt: #7 | Warum sollte ich mich für meinen Diabetes schämen? (2)
4 Minuten

Eine chronische Erkrankung ist eine sehr persönliche Angelegenheit und vielen fällt ein offener Umgang damit schwer. Auch ich habe anfangs sehr damit gehadert, ob ich meinen Diabetes „an die große Glocke“ hängen und jemandem davon erzählen sollte. Bis heute gibt es tatsächlich noch einige wenige Menschen in meinem Umfeld, die nicht von meiner Diabetes-Erkrankung wissen.
Als ich im September 2020 mit nur 27 Jahren „frisch“ mit Typ-2-Diabetes diagnostiziert wurde, empfand ich so viel Scham, dass ich am liebsten niemandem jemals von erzählt hätte. Doch natürlich wusste ich insgeheim, dass das kein Dauerzustand war und ich mich früher oder später meinen engsten Liebsten anvertrauen würde. Und so kam es dann auch!

Mein Partner war natürlich die erste Person, der ich noch am selben Tag meiner Diagnose davon erzählte. Meinen Diabetes innerhalb der Beziehung zu „verschweigen“ war nie eine Option, denn schließlich waren wir zu dem Zeitpunkt schon 5 Jahre zusammen, wovon wir bereits 1 Jahr zusammenlebten. Es zu verheimlichen, wäre irgendwo auch unmöglich gewesen. Allein das Blutzucker-Messgerät, die Tabletten, Arztbesuche, usw.! … Mein Partner ist für mich die wichtigste Bezugsperson und eine offene Kommunikation das Fundament unserer Beziehung. Natürlich war er anfangs sehr geschockt und hat auf seine Art und Weise die Nachricht verarbeitet. Doch seit jeher unterstützt er mich auf meinem „neuen“ Weg und bietet mir emotionalen Support, wann immer ich ihn brauche. Zu Problemen hat mein Diabetes bislang innerhalb unserer Beziehung noch nicht geführt. Aber natürlich war vieles am Anfang auch für uns eine Umstellung…

Meinen zwei engsten Freundinnen erzählte ich es zeitnah nach der Diagnose. Mal davon abgesehen, dass ich beiden blindlings vertraue, verbringe ich tatsächlich mit ihnen auch die meiste Zeit. Und das früher nicht selten auch bei Restaurant- oder Café-Besuchen, was sich seit der Diagnose schwieriger gestaltete. Als ich ihnen beiden unabhängig von einander von meiner Diabetes-Erkrankung erzählte, konnte ich ebenfalls feststellen, wie geschockt sie darüber waren. Und sie hatten viele Fragen. Fragen, die auch ich nach meiner Diagnose hatte und auf die ich – zumindest zu dem Zeitpunkt – langsam auch Antworten fand.
Auch wenn meine Erkrankung kein großes Thema innerhalb unserer Freundschaft ist bzw. das Thema unsere Freundschaft nicht dominiert, so weiß ich, dass ich immer ihren Support und ein offenes Ohr haben werde. Zwar muss ich gestehen, dass nach 2 Jahren mit Diabetes manche Fragen oftmals immer noch stigmatisierend sind, doch sehe ich es als meine Aufgabe, die Unwissenheit mit Fakten zu besiegen und sie eines besseren zu belehren. Mit nachhaltigem Erfolg!
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Mitleid oder eine „Extra-Wurst“ aufgrund meines Diabetes, wollte ich weder von meinem Partner noch von meinen Freundinnen. Doch es sind die kleinen Dinge im Leben, bei denen ich einfach spüre, wie dankbar ich für ihre Sensibilität und Unterstützung bin. Seien es nur simple Fragen wie „Wie war eigentlich Dein Besuch beim Arzt?“, „Was wollen wir heute Abend essen? Passt das für Dich?“ oder “Wollen wir am Wochenende eine Runde spazieren gehen?“. Diese Fragen erscheinen im ersten Moment für Außenstehende vielleicht banal. Doch für mich sind sie eine unbewusste Unterstützung in meinem Diabetes-Management. Ich bin zwar diejenige, die an Typ-2-Diabetes erkrankt ist, aber ich bin damit nicht alleine. Und genau dieses Gefühl, dass Gefühl von „Du bist nicht alleine, wir unterstützen Dich“, ist wirklich Gold wert! Und der Grund, warum ich jedem Neu-Diagnostizierten empfehlen würde, sich jemandem anzuvertrauen!
Meine Eltern sind beim Thema „Diabetes“ bzw. generell Erkrankungen etwas verhaltener, weshalb sie zwar davon wissen, aber ich bei ihnen nicht auf die Art „Support“ baue, wie ich es bei meinem Partner oder meinen Freundinnen mache. Zuletzt wurde ich gefragt, ob ich mir das anders wünschen würde. Tja, die Frage ist schwer zu beantworten, denn ich kenne es ja nicht anders. Aber sein eigenes Kind zu fragen, wie es mit der Diabetes-Behandlung läuft, würde nicht wehtun, oder?
In meinem beruflichen Umfeld weiß tatsächlich niemand von meiner Diabetes-Erkrankung. Und dies habe ich auch nicht vor, in unmittelbarer Zukunft zu ändern. Warum? Da ich nicht insulinpflichtig bin, ist für mich ein ganz normaler Arbeitstag möglich. Ich laufe in meinem Bürojob keiner Gefahr, in eine Unterzuckerung zu geraten, bei der ich eventuell auf fremde Hilfe angewiesen sein könnte. Und da ich, wie bereits erwähnt, keine „Extra-Wurst“ haben möchte, sehe ich auch keinen Bedarf, mich mitzuteilen. Generell finde ich „chronische Krankheiten am Arbeitsplatz“ ein schwieriges Thema, wozu es meiner Meinung nach viel zu sagen gibt, aber das ist vielleicht ein Thema für einen anderen Beitrag…

Ich habe Dir nun einige Eindrücke gegeben, warum und wie ich meinen Umgang mit meiner Diabetes-Erkrankung pflege. Natürlich sind das ausschließlich meine Erfahrungen und Gedanken. So individuell, wie jeder einzelne Diabetes ist, so individuell ist auch die Person, die davon betroffen ist. Solltest Du erst vor Kurzem erfahren haben, dass Du einen Typ-2-Diabetes hast, kann ich Dir nur empfehlen, Dich jemandem anzuvertrauen. Einfach auch, um das Erfahrene verarbeiten zu können. Wenn Du Dich nicht wohl dabei fühlst, es direkt jedem in Deinem Umfeld mitzuteilen, dann ist auch das okay. Mach es nach Bauchgefühl, vielleicht auch abhängig von Personen und vor allem in Deinem eigenen Rhythmus.
Solltest Du insulinpflichtig und der Umgang bzw. die Handhabung vielleicht auch neu für Dich sein, dann empfehle ich Dir dringend, Deine Mitmenschen, mit denen Du viel Zeit im Alltag verbringst, davon in Kenntnis zu setzen. Also auch Bekannte und Kollegen. Denn sollte es wirklich mal zu einem Notfall (Über- oder Unterzuckerung) kommen, dann zählt einfach jede Minute, wo Dir – auf welchem Wege auch immer – direkt geholfen werden kann.
Denk immer dran, auch wenn Du der-/diejenige bist, der eine Diabetes-Erkrankung hat: Du hast es in der Hand, ob Du diese Erkrankung alleine bestreitest oder mit Support aus Deinen eigenen Reihen. Falls Du auch außerhalb Deines Kreises Unterstützung suchst, lade ich Dich ganz herzlich ein, Teil unserer Community auf Instagram zu werden sowie Dich mit mir zu vernetzen!
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swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 1 Tag, 4 Stunden
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe. -
shangwari postete ein Update vor 5 Tagen, 8 Stunden
Ich habe mir ein neues Mobiltelefon von Samsung (A56) zugelegt. An manchen Tagen saugt die Freestyle Libre App den Akku in nicht mal 12 Stunden leer. In einigen Foren habe ich von dem gleichen Problem gelesen. Da ich auf dem Telefon nachlesen kann, wer denn den ganzen Strom verbraucht hat, konnte ich die App genau identifizieren. Gehe ich in den Einstellungen auf Gerätewartung und lasse diese dann optimieren, ist das Problem für einige Zeit behoben. Heute habe ich bei Abbott angerufen und mein Problem geschildert. Ich habe erfahren, dass einige Telefone noch nicht mit Freestyle getestet wurden. (So auch meins) Der Ratschlag ist, die App zu deinstallieren und neu aus dem Store herunterladen. Bei der automatischen Übernahme der Telefone (beim einrichten eines neuen Mobil) kann sein das die App nicht aus dem Store geladen wurde – sondern vom “alten” Telefon. Ich werden noch warten bis mein Sensor eh erneuert werden muss und dann wage ich mich daran. Bis es soweit ist werde ich mich mit der “Optimieren – Taste” behelfen.
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nele_elsa antwortete vor 4 Tagen, 12 Stunden
Hallo,
Ich hatte das Problem auch mit meinem iPhone SE20 und dachte, es liegt daran, dass mein Handy zu alt war und hab mir so eine Powerbank-Hülle gekauft. Viel erfolg!
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nele_elsa postete ein Update vor 1 Woche
Hallo,
Ich habe eine Frage:
Wir ziehen Ende Oktober von Österreich zurück nach Deutschland.
Jetzt muss ich mich für eine Krankenkasse entscheiden und wollte fragen, ob es erfahrungsgemäß vorteilhafte Krankenkassen für Menschen mit Diabetes gibt? Im Internet wäre ich nach Recherchen auf die aok gekommen.
Für tips und Erfahrungsberichte wäre ich sehr dankbar ☺️
Liebe Grüße
Nele-
moira antwortete vor 6 Tagen, 6 Stunden
Hallo Nele! Ich bin bei der SBK und sehr zufrieden, aber ich weiß nicht ob andere besser oder schlechter sind.
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nele_elsa antwortete vor 5 Tagen, 13 Stunden
@moira: Dankeschön
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Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena