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Sabine* hat Typ-1-Diabetes. Seit 2003 wird die heute 32-Jährige von der Krankheit begleitet. Die Diagnose war ein ziemlicher Schock, zumal sie mitten in die Vorbereitungen fürs anstehende Abitur gefallen war. „Es war Frühjahr und ich lernte intensiv für die Prüfungen. Im Anschluss war ein Jahr im Ausland geplant, auf das ich mich sehr gefreut hatte.“
Daraus wurde nichts – zunächst war ein Krankenhausaufenthalt mit anschließender Einstellungsphase angesagt. „Das Abitur habe ich dann aber durchgezogen – darauf bin ich immer noch sehr stolz“, sagt Sabine.
Das Auslandsjahr musste sie vorerst streichen, aber Ausbildung, Studium und anschließendes Berufsleben meisterte Sabine mit Bravour. Heute ist sie Ingenieurin und arbeitet als technische Sachverständige in einem großen Unternehmen.
Eines aber vermisste sie in ihrem Leben: eine funktionierende Beziehung, eine Ehe, kurzum: einen Partner. Seit der Diagnose hatte sie mehrere Partnerschaften, die aber alle eines gemeinsam haben: sie waren sehr kurz. „Ich hatte das Gefühl, beziehungsunfähig zu sein. Selbst wenn ich eigentlich glücklich in einer Beziehung war, konnte ich das nicht zeigen, und wenn es ernster wurde, verkroch ich mich in negativen Gefühlen. Das wiederum wirkte sich auch negativ auf mein Umfeld sowie meinen Job aus, denn die selbstgemachten negativen Gedanken strahlte ich natürlich auch aus.“
Viele Menschen mit Diabetes tragen Glaubenssätze mit sich herum. In Sabines Fall lautete der: „Ich habe Diabetes und bin deshalb nicht gut genug für eine Beziehung.“ Nur ein Beispiel von vielen – oftmals blockieren diese Glaubenssätze auch andere Lebensbereiche und verhindern Karrierewünsche oder Lebensträume. Das gilt übrigens natürlich nicht nur für Menschen mit Diabetes, aber die Krankheit begünstigt die Umstände, die zu depressiven Verstimmungen führen können. Inzwischen weiß man, dass Diabetes und Depressionen sich gegenseitig verstärken können.
Bevor es so weit kommt, setzt die Idee des Coachings an. Es geht weder um Lebensberatung noch eine psychologische Hilfestellung und schon gar nicht eine medizinische Beratung. Ein professionelles Coaching verhilft dem Klienten vielmehr dazu, seine Situation aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und selbst zu analysieren, wo Blockaden und Hindernisse liegen, um diese zu bearbeiten.
Diese selbst erarbeitete Erkenntnis ist wichtig, um die nötige Motivation zu entwickeln, das Problem an der Wurzel zu packen und anzugehen. Auch hierbei unterstützt der Coach durch gezielte Interventionen mit dem Ziel, dass die Blockaden danach keine Rolle mehr spielen.
Die Einsatzgebiete für ein Coaching sind vielfältig, ebenso wie die angewendeten Methoden. Der Begriff „Coaching“ ist nicht geschützt, daher ist es enorm wichtig, Expertise, Methoden und Arbeitsweise des Coaches zu hinterfragen und sich von der fachlichen Eignung zu überzeugen. Dabei helfen Verbände wie der Deutsche Bundesverband Coaching (DBVC) oder die Deutsche Coaching Gesellschaft (DCG), die sich für klare Richtlinien und Ausbildungsstandards einsetzen. Dort findet man auch eine Übersicht zertifizierter Coaches für bestimmte Themengebiete.
Auch im Gesundheitsbereich entwickeln sich vielfältige Coaching-Angebote. Nicht alle sind seriös und oftmals verschwimmt die Grenze zwischen Coaching und Medizin. Das jedoch sollte nicht sein, denn es kann nicht darum gehen, Ärzten und Diabetesberatern in die Arbeit zu pfuschen. Ebenso wenig eignet sich ein Coaching bei psychischen Erkrankungen wie zum Beispiel einer Depression – hier sind natürlich ebenfalls Ärzte und Psychologen gefragt.
Erwiesen ist jedoch, dass ein professionelles Coaching in vielen Fällen sehr hilfreich sein kann. Nicht umsonst hat jeder Topmanager inzwischen mindestens einen Coach an seiner Seite, um Unterstützung in beruflichen und privaten Fragen zu erhalten – aber auch bei „Otto Normalverbraucher“ setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass ein wenig Hilfe nicht schaden kann, wenn man alleine nicht mehr weiterkommt.
Sabine entschied sich, der Empfehlung einer Freundin zu folgen und sich einem Coach anzuvertrauen, um ihr Beziehungsproblem endlich anzugehen. Nach einem kostenfreien Vorgespräch – wichtig, um die beiderseitige Sympathie festzustellen und Anliegen und Auftrag zu klären – begann die Arbeit. In sechs Sitzungen arbeitete Sabine an ihren Blockaden und ergründete, was eigentlich dahintersteckte. Der Coach übernimmt dabei übrigens eher die Rolle eines Bergführers, der zwar den Weg zeigt, dem Klienten aber nicht die Arbeit abnimmt.
Heute, knapp acht Monate nach Ende des Coachings, hat Sabine einen Partner gefunden und ist glücklich mit ihm. Ob die Beziehung nun länger hält, muss sich erst noch herausstellen, aber die Chemie stimmt und bis jetzt sind noch keine negativen Gedanken aufgetaucht. Bei ihrem Coach darf Sabine bis zu 12 Monaten nach Ende des eigentlichen Coachings noch einmal einen Termin für eine Reflexion vereinbaren, damit sichergestellt ist, dass sich eine langfristig positive Veränderung eingestellt hat.
*Name geändert
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