Eine Liebeserklärung an dich, lieber Diabetes!

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Eine Liebeserklärung an dich, lieber Diabetes!

Lieber Diabetes,

ich glaube, wir kennen uns nun schon gut genug, um mal direkt und geraderaus das zu sagen, was uns am anderen stört. Manchmal wünschte ich, du würdest es mir nämlich geraderaus sagen, damit ich auch genau das machen kann, was du gerne hättest – oder es zumindest weiß und dann abwägen kann, was mir lieber ist. Dein Wille oder meiner. In den meisten Fällen aber muss ich für uns beide denken. Nicht immer einfach irgendwie.

Quelle: Annika Nowotny

Manchmal bist du verdammt fies und ungerecht!

Es gibt Tage, da würde ich dich am liebsten vom Leib reißen und im hohen Bogen, mit all meiner Kraft, aus dem Fenster werfen. Oder in einen Koffer packen und einfach ohne Absender weit, weit weg schicken. Es gibt Tage, da bekommst du mich und meine positive Einstellung zum Leben sogar so weit, dass ich gar nicht mehr weiter weiß und am liebsten nie wieder aufstehen und weitermachen will. Weißt du, lieber Diabetes, ich frage mich oft, warum du dir ausgerechnet mich ausgesucht hast. Warum wir uns beide tagtäglich durchs Leben kämpfen und oft auch gegeneinander, weil das Leben ja sonst viel zu leicht und unbeschwert wäre.
Um ehrlich zu sein, manchmal bist du verdammt fies und ungerecht. Und manchmal eine richtige Spaßbremse und Mimose.

Doch… Doch habe ich dir schon einmal gesagt, was du alles Wundervolles mit mir und mit meinem Leben gemacht hast?!

Du hast mir beigebracht, dass jeder Mensch einzigartig und besonders ist. Egal ob krank oder gesund, jung oder alt, schwach, stumm oder von der Gesellschaft an den Rand getrieben. Früher war mir das nicht klar. Wie wertvoll auch Menschen sind, die nicht „genügend leisten“ in den Augen der Gesellschaft. Durch dich weiß ich, dass hinter jeder Hülle, jedem Lächeln und jeder Falte eine Geschichte steht. Dass eine Krankheit nicht das Ende der Welt bedeutet, sondern nur ein weiteres Kapitel und eine Aufgabe. Jeder hat ein Päckchen zu tragen. Bei mir hängt es inzwischen am Gürtel,  festgeklebt an meiner Haut. Bei manchem ist es einfach ein bisschen tiefer versteckt.

Schritt für Schritt

Ich habe durch dich gelernt, geduldig zu sein. Mit mir und anderen. Nicht aufzugeben, wenn es einmal nicht so funktioniert wie geplant. Heute halten wir in solchen Situationen einfach beide noch einmal an und beginnen von vorne. So oft und so schnell, wie es eben geht. In unserem Tempo – Schritt für Schritt.

Quelle: Annika Nowotny

Lieber Diabetes. Du hast aus mir „Lebenschaoten“ und Träumer einen verantwortungsvollen Menschen mit Disziplin und Ordnung gemacht (okay – meistens. Daran arbeiten wir noch 🙂 ). Inzwischen hinterfrage ich Dinge und Situationen und nehme sie nicht einfach so hin, weil eine „seriöse Quellenangabe” dahinter steht. Ich frage inzwischen, ob sie auch mir gut tun. Du hast mich Fürsorge gelehrt – für mich und andere.

Durch dich weiß ich, dass ich auch auf mich achtgeben muss. Dass dies meine Aufgabe ist und sie niemand anderes für mich übernehmen wird und kann. Ich habe durch dich gelernt, tief in mich reinzuhorchen und -fühlen. Auch mal „NEIN“ zu sagen und die Handbremse zu ziehen, wenn es notwendig ist.

Danke, dass ich den Weg nicht alleine gehen muss.

Du hast aus mir einen Kämpfer gemacht. Bärenstark und dennoch mitfühlend und umsichtig mit der Welt. Du bist kein Hindernis oder Klotz am Bein, auch wenn ich das gerne sage und dir für alles die Schuld in die Schuhe schieben will. (Okay – sagen wir, wir sind beide ein bisschen daran schuld. Ganz unschuldig will ich dich dann doch nicht darstellen.) Die meiste Zeit bist du mein Wegweiser und Begleiter. In Richtung Glück und innerer Zufriedenheit. Du gibst dich eben nicht halbherzig mit dem Erstbesten zufrieden und hältst aus, was auszuhalten ist. Durch dich gebe ich nicht auf, nach meinem Glück und meiner inneren Zufriedenheit zu suchen. Nach dem Weg, auf dem ich noch einige Abenteuer durchleben werde, bis ich dort bin, wo ich hingehöre. Danke, dass ich den Weg nicht alleine gehen muss. Dass du mich jedes Mal aufs Neue darauf aufmerksam machst.

Quelle: Annika Nowotny

7 Tage die Woche, 24h am Tag.

Danke, Diabetes, dass ich heute der Mensch bin, der ich eben bin!

Quelle: Annika Nowotny


P.S.: Diesen Brief schreibe ich nicht gerade in einem Moment, in dem alles perfekt läuft und ich gar keinen Grund habe, dich nicht zu mögen. Was ich wahrscheinlich am allerbesten gelernt habe, ist: „Lächeln, auch wenn es so richtig beschissen läuft!“


Auch Yvonne sieht ihren Diabetes als ganz besonderen Begleiter: Mein Diabetes und ich – an den meisten Tagen sind wir Freunde

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  • tako111 postete ein Update vor 3 Stunden, 8 Minuten

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

  • Hallo guten Abend ☺️

    Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
    Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
    Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
    Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?

    Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.

    Liebe Grüße, schönen Abend
    Nina 🙂

  • swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 1 Tag, 10 Stunden

    Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
    Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
    Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.

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