Meta-Studie zeigt erhöhtes Risiko für Wochenbett-Depressionen

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Meta-Studie zeigt erhöhtes Risiko für Wochenbett-Depressionen

Anhand einer Meta-Analyse kommen Forscher zu dem Ergebnis, dass Frauen mit einem Gestationsdiabetes ein erhöhtes Risiko für Wochenbett-Depressionen aufweisen. Die DDG rät daher, betroffene Frauen konsequent auf Depressionen zu untersuchen.

Bis zu 15 Prozent aller jungen Mütter entwickeln nach der Entbindung eine postpartale Depression (PPD), auch Wochenbett-Depression genannt. Im Gegensatz zu einem kurzzeitig anhaltenden „Baby-Blues“ birgt sie das Risiko für eine dauerhafte Depression oder für Bindungsstörungen zum Kind.

Nun zeigt eine aktuelle Meta-Studie aus dem Journal Diabetes Research and Clinical Practice“, dass Frauen mit einem Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes, GDM) häufiger unter PPD leiden als Frauen ohne diese Stoffwechselerkrankung. Aufgrund des erhöhten Risikos empfiehlt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) behandelnden Ärztinnen und Ärzten, Wöchnerinnen mit Schwangerschaftsdiabetes konsequent auf Depressionen zu untersuchen, um gesundheitliche und psychische Folgen für Mutter und Kind zeitig abzuwenden.

Aktuelles und einheitliches Resümee aus 18 Studien

Die Autoren um Milad Azami kamen in ihrer Meta-Analyse zum Schluss, dass Frauen mit einem Schwangerschaftsdiabetes ein erhöhtes Risiko für Wochenbett-Depressionen haben. „Es ist die erste systematische Übersichtsstudie über den Zusammenhang zwischen beiden Krankheitsbildern“, erklärt DDG-Vizepräsidentin Professor Dr. med. Monika Kellerer.

„Bislang gab es nur einzelne Studien mit oft widersprüchlichen Aussagen. Nun gibt diese Publikation ein aktuelles und einheitliches Resümee aller relevanten Kohortenstudien zu diesem Thema ab.“ In ihrer umfassenden Literaturauswertung beziehen sich die Forscher auf 18 Studien, die sich dem Zusammenhang zwischen GDM und PPD widmeten. Insgesamt wurden somit Daten von über zwei Millionen Patientinnen berücksichtigt.

Als mögliche Ursachen für den Zusammenhang zwischen GDM und PPD nennen die Autoren neuroendokrinologische Vorgänge wie eine gestörte Wechselwirkung zwischen Gehirn und Nebennieren, aber auch den Einfluss des erhöhten Insulinwertes im Blut auf die Schilddrüse. Auch entzündliche Prozesse und Störungen bei der Serotonin-Ausschüttung könnten eine Rolle spielen. Nicht zu vernachlässigen sei schließlich der psychische Stress, den der GDM bei der Frau auslöse.

Wochenbett-Depression schwerwiegender als Baby-Blues

Eine Wochenbett-Depression tritt meist innerhalb des ersten Monats nach der Entbindung auf. Charakteristische Symptome sind gedrückte Stimmung, Interessen- und Appetitverlust, Schlafstörungen, erhöhte Ermüdbarkeit, Wertlosigkeits- und Schuldgefühle, verminderte Konzentration sowie Suizidgedanken und -handlungen.

„Familie oder Umfeld bemerken die Depression nicht immer gleich, oder sie wird mit dem häufiger auftretenden Baby-Blues verwechselt“, erläutert Professor Dr. med. Michael Hummel, Vorsitzender der AG Diabetes und Schwangerschaft der DDG. „Denn bis zur Hälfte aller Wöchnerinnen sind von dieser kurz anhaltenden grundlosen Traurigkeit aufgrund einer hormonellen Umstellung nach der Geburt betroffen.“

Es sei daher wichtig, Patientinnen schnell zu identifizieren. „Denn eine Wochenbett-Depression kann sich – im Gegensatz zum Baby-Blues – zu einer chronischen Depression mit dauerhafter Bindungsstörung zum Kind entwickeln“, ergänzt Professor Dr. med. Ute Schäfer-Graf, Leiterin des Berliner Diabeteszentrums für Schwangere am St. Joseph Krankenhaus in Berlin. „Beim Säugling wiederum können Verhaltensauffälligkeiten sowie Störungen der emotionalen und kognitiven Entwicklung entstehen.“

Nach Entbindung auf postpartale Depression untersuchen

Die DDG weist daher darauf hin, Wöchnerinnen mit Schwangerschaftsdiabetes zeitnah nach der Entbindung auf PPD zu untersuchen. In diabetologischen Schwerpunktpraxen findet dies in der Regel bereits statt: Bei der Nachuntersuchung des Zuckerstoffwechsels füllt die Patientin einen aus zehn Fragen bestehenden Fragebogen aus, mit dem das Risiko auf eine Depression zuverlässig eingeschätzt werden kann.

So können sich behandelnde Diabetologin oder Diabetologe ein Bild von deren Stimmungslage machen und die Patientin gegebenenfalls zu einem Psychologen überweisen.

Weiterführende Informationen
S3-Leitlinie Gestationsdiabetes mellitus (GDM), Diagnostik, Therapie und Nachsorge – Patientinnenempfehlung


Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • stephanie-haack postete ein Update vor 1 Woche

    Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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