Nachgefragt | Psychologie: Braucht Kaja eine Integrationskraft für die Schule?

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Nachgefragt | Psychologie: Braucht Kaja eine Integrationskraft für die Schule?

Sie haben medizinische und/oder psychosoziale Fragen bezüglich Kindern und Jugendlichen mit Diabetes? Die Experten des Diabetes-Eltern-Journals geben Ihnen Antwort!

Die Frage

Unsere Tochter Kaja (5 Jahre) wird im nächsten Jahr in die Schule kommen. Sie hat seit zwei Jahren Diabetes, trägt eine Pumpe und besucht den Kindergarten halbtags, ohne dass es bisher zu Problemen bei der Diabetes-Behandlung gekommen ist. Im Gespräch mit anderen Eltern erhielt ich den Rat, mich frühzeitig um eine Integrationskraft für die Schule zu kümmern. Ich erlebe unsere Tochter nicht als beeinträchtigt und frage mich, ob das erforderlich ist.

Frau K.

Die Antwort von Prof. Dr. Karin Lange

Ob ein Kind mit Diabetes in den ersten Schuljahren einen Integrationshelfer benötigt, hängt von seinem Entwicklungsstand und der Unterstützung durch Lehrkräfte und Eltern ab. Ein klares “Ja” oder “Nein” gibt es nicht.

Zunächst sollten Sie wissen, dass Kinder mit Typ-1-Diabetes in ihrer schulischen Leistungsfähigkeit allgemein nicht eingeschränkt sind. In einer aktuellen Studie mit über 300 jungen Erwachsenen, die bereits in der Kindheit Diabetes bekommen haben, zeigte sich, dass diese Gruppe etwas bessere Schulabschlüsse erreicht hat als Gleichaltrige ohne Diabetes.

Kinder in den ersten Grundschulklassen sind jedoch mit der selbstständigen Behandlung überfordert. Sie benötigen Erwachsene, die sie an Blutzuckermessungen erinnern, die Messergebnisse interpretieren und überwachen, ob der richtige Bolus über die Insulinpumpe abgegeben wurde. Und im Notfall einer Unterzuckerung sollten sie sehr schnell Hilfe erhalten.

Kinder, die bereits zu Hause gelernt haben, altersgemäße Regeln zuverlässig einzuhalten, können dies auch auf die Schule übertragen. Viele Lehrkräfte sind inzwischen bereit, Kinder mit Diabetes zu unterstützen, nachdem sie von Diabetesberaterinnen und/oder Eltern darin geschult wurden.

Einige Kinderkliniken bieten außerdem strukturierte Vorbereitungskurse für Kinder vor dem Schuleintritt an, z. B. “Fit für die Schule” am Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover. In einer Nachuntersuchung zeigte sich dabei für die große Mehrheit dieser Kinder, dass sie mit Unterstützung ihrer Eltern und Lehrer die Schule ohne weitere Hilfen erfolgreich besuchen. Weder ihre Stoffwechseleinstellung noch ihre Schulleistungen waren beeinträchtigt. Die Kinder sind gut integriert, selbstbewusst und haben keine Sonderstellung in der Klasse.

Infobroschüre für Lehrer

Die Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) hat eine Broschüre speziell für Lehrer und Lehrerinnen entwickelt, in der alle wichtigen Dinge kurz und klar erklärt werden. Die Broschüre steht hier zum Download bereit.

Wenn Sie Ihre Tochter altersgemäß selbstständig und zuverlässig erleben und Sie sich gemeinsam mit den Lehrkräften um die Behandlung kümmern, ist aus meiner Sicht keine zusätzliche Hilfe notwendig. Diese würde eher dazu führen, dass sich Ihre Tochter stärker beeinträchtigt erlebt als sie in Wirklichkeit ist.

Es gibt aber auch Kinder mit Diabetes, die auf die Unterstützung eines Integrationshelfers (§ 53ff SGB XII) angewiesen sind, um eine Regelschule besuchen zu können. Dies kann der Fall sein, wenn die Lehrkräfte nicht bereit sind, das Kind ausreichend zu unterstützen oder das Kind mehr Überwachung benötigt als normal, weil z. B. zusätzlich eine ADHS vorliegt. Zusätzlich kann es auch manchen Eltern, bedingt durch starke berufliche Anforderungen oder andere schwierige Lebensumstände, schwerfallen, ein Grundschulkind mit Diabetes gemeinsam mit den Lehrkräften gut zu behandeln.

Die Schwierigkeit der Betreuung in der Schule liegt jedoch darin, dass Integrationshelfer für grundpflegerische Leistungen und alltagspraktische Tätigkeiten vorgesehen sind, nicht jedoch für die Behandlungspflege (Blutzuckermessungen, Insulingaben etc.). Es gibt zwar einige Beispiele engagierter Integrationshelfer, die sich auch dafür verantwortlich fühlen, sie sind aber nicht die Regel. Anderenfalls müsste die Behandlungspflege durch einen Pflegedienst geleistet werden.

Der gut nachvollziehbare Wunsch vieler Eltern nach einer kompetenten Diabetesbetreuung für ihr Kind während der Schulzeit ist daher in Deutschland – trotz vieler Fortschritte – noch nicht überall Realität.

Ich möchte Ihnen raten, mit Ihrem Diabetesteam über die Einschulung Ihrer Tochter, eine Schulung für Katja und eine Schulung der Lehrkräfte zu sprechen und zuversichtlich auf diesen neuen Lebensabschnitt zuzugehen. Diese Zuversicht und das Zutrauen, dass Sie Ihrer Tochter vermitteln, stärkt ihr Selbstbewusstsein und hilft ihr, den Diabetes nicht als große Beeinträchtigung zu erleben.


von Prof. Dr. Karin Lange

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal2014; 7 (4) Seite 22-23

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  • Hallo, ich bin Stefanie, die Diagnose Typ 1, habe ich vor drei Monaten bekommen.
    Ich merke wie es mir aktuell mit der Diagnose eher schlechter, als besser geht und meine Depression wieder da ist und ich auch eine neue Therapie starten werde. Ich habe aber das Gefühl, dass mich niemand Freundeskreis verstehen kann, weil niemand weiß, wie sehr diese Diagnose das Leben durcheinander bringt und ich auf so vieles aufpassen muss. Vor zwei Wochen hatte ich meine Schulung, tatsächlich fällt mir der Umgang mit dem Diabetes eher sogar schwerer. Eine Leichtigkeit (ist auch zu viel verlangt) ist nicht eingetreten. Sicherheit nur etwas.
    Es gibt bei mir leider keine Selbsthilfegruppen vor Ort, darum habe ich mich nun entschieden, den Diabetes Anker beizutreten und hoffe auf Verständnis von “Gleichgesinnten”
    Viele Grüße

  • smc postete ein Update vor 2 Tagen, 11 Stunden

    Hallo zusammen, da ich Metformin nach vielen Jahren nicht mehr nehmen darf und Ozempic meine Bauchspeicheldrüsenwerte zu stark erhöht da, soll ich nun Forxiga bekommen. Habt ihr Erfahrung damit, besonders mit den Nebenwirkungen? Bin sehr verunsichert…

  • carogo postete ein Update vor 5 Tagen, 7 Stunden

    Hallo zusammen! Ich habe mich mit einer Freundin über die Rezepte in der Zeitschrift unterhalten und wir haben uns gefragt, was es eigentlich konkret mit den Nähwertangaben und der Unterscheidung zwischen Kohlenhydraten und anrechnungspflichtign KH auf sich hat?

    • Das wüsste ich auch gerne.

    • Liebe Carogo,
      anrechnungspflichtige KH sind Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel erhöhen. Es gibt auch KH, die nicht direkt blutzuckersteigernd wirken und damit für die Insulintherapie nicht oder nicht voll angerechnet werden müssen, wie bspw. Ballaststoffe oder KH, die nur sehr langsam den Blutzucker beeinflussen.
      VLG
      Gregor aus der Diabetes-Anker Redaktion

    • @gregor-hess: danke für die Antwort! Könntest du hierfür mal Beispiele nennen?

    • @carogo: Bei einigen Rezepten steht z.B. dass Gemüse bis 200g nicht angerechnet werden muss. Stimmt aber nicht immer und bei allen. Ich muss 200g Gemüse anrechnen egal welche Sorte.
      Bei kohlenhydratarmem Gemüse wie Paprika stimmt das aber für die meisten.

    • @moira: Wir alle wissen, dass Effekte von Ernährung sehr individuell sein können: Was bei dem einen sicher anzurechnen ist und zu Glukoseanstiegen führt, kann bei der anderen kaum Effekte auf die Glukosewerte auslösen. Deshalb gilt immer: Ausprobieren! Dennoch gibt es Standard-Angaben, die zumindest für einen großen Teil der Menschen mit Diabetes gelten, und das sind die genannten anzurechnenden Kohlenhydrate. Aber, wie gesagt: Es ist sehr individuell und deshalb sind beide Angaben, die der Gesamt- und die der anzurechnenden Kohlenhydrate, sinnvoll.
      LG Katrin

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