Nachgefragt | Psychologie: Wann und warum hat unser Kind Übergewicht?

2 Minuten

© majivecka - stock.adobe.com
Nachgefragt | Psychologie: Wann und warum hat unser Kind Übergewicht?

Übergewicht bei Kindern mit Typ-1-Diabetes ist ein sensibles Thema – gerade wenn die Therapie gut läuft. Doch wie entsteht das Zuviel an Kilos, und was können Familien konkret tun? Prof. Dr. Karin Lange gibt in der Rubrik „Nachgefragt | Psychologie“ Antworten.

Die Frage

Während des letzten Besuchs hat unser Kinderarzt gesagt, dass unser Sohn Joel (8 Jahre) zu schwer ist. Als er vor drei Jahren Typ-1-Diabetes bekommen hatte, war er richtig abgemagert. Dank Insulinpumpe und CGM hat er sich sehr gut erholt, ist ein kräftiger Junge und seine HbA1c-Werte sind fast immer unter 7 %. Sollen wir ihm jetzt noch das Essen einschränken? Wie soll das in der Ganztagsschule gehen?

Famile R.

Die Antwort von Prof. Dr. Karin Lange

Zunächst meine Anerkennung dafür, dass Sie und Joel es geschafft haben, den Diabetes so gut zu behandeln. Das ist schon eine große Leistung, auf die Sie alle stolz sein können. Die Bemerkung des Kinderarztes würde ich jedoch ernst nehmen, denn er spricht erst über Gewichtsprobleme, wenn sie die Gesundheit und das Wohlbefinden eines Kindes auf lange Sicht beeinträchtigen können. Man weiß heute, dass sich Übergewicht bei Kindern nicht “verwächst”, sondern in der Pubertät eher stärker und oft lebenslang zu einem großen Problem wird. Deshalb ist es gut, so früh wie möglich zu reagieren.

Wann sprechen Kinderärzte von Übergewicht? Dazu schauen Sie in Perzentilenkurven (siehe “Zum Aufbewahren”), in denen der Body-Mass-Index (BMI) von vielen tausend Kindern und Jugendlichen in Deutschland dargestellt ist. Man spricht von Übergewicht oberhalb der 90. BMI-Perzentile und von Adipositas über der 97. BMI-Perzentile. Der Wert von Joel liegt über der 90. BMI-Perzentile, für seine Körpergröße ist er also deutlich zu schwer.

Wenn ich Sie richtig verstanden habe, hat Joel erst seit der Diabetesdiagnose stark zugenommen. Typische Gründe können sein: 1. die ständig sichtbaren Glukosewerte auf dem CGM-System verführen dazu, schnell noch Insulin abzurufen, wenn der Glukosewert droht, über 180 mg/dl (10,0 mmol/l) zu steigen, obwohl noch Insulin im Körper wirkt. 2. Bei Hunger essen manche Kinder energiereiche Snacks mit wenigen Kohlenhydraten, die den Blutzucker im Zielbereich halten. 3. Manche Kinder treiben weniger Sport, fahren seltener mit dem Rad, weil sie und ihre Eltern Angst vor Unterzuckerungen haben. 4. Wenn sich Kinder doch körperlich betätigen, wird häufig nicht das Insulin reduziert, sondern wie früher etwas zusätzlich als Sport-KE gegessen. Und 5. Wie alle Kinder sollten auch Kinder mit Diabetes sich bei vollwertigen Hauptmahlzeiten satt essen, dafür aber nicht ständig Süßes, Chips usw. naschen dürfen.

Vielleicht trifft etwas auf Joel zu und Sie könnten gemeinsam überlegen, daran etwas zu ändern. Dabei können Ihnen die Ernährungsberatung Ihres Diabeteszentrums und Ihr Diabetesteam helfen. Um Joel zu unterstützen, ist Ihr Vorbild entscheidend – denn Kinder übernehmen vor allem das, was die Eltern ihnen vorleben.


von Prof. Dr. Karin Lange

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2023; 11 (4) Seite 17

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Wegweiser durch die Diabetologie: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2026 erschienen

Diabetes ist eine hochkomplexe Erkrankung und die Diabetologie ein äußerst dynamisches, vielseitiges Fach. Der jährlich neu aufgelegte Deutsche Gesundheitsbericht Diabetes hilft, auf dem neuesten Stand zu bleiben. Die Ausgabe für 2026 wurde pünktlich zum Weltdiabetestag am 14. November vorgelegt.
Wegweiser durch die Diabetologie: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2026 erschienen | Foto: MedTriX

3 Minuten

Veranstaltungen der Diabetes-Selbsthilfe zum Weltdiabetestag: Aktiv vom Nordseestrand zum Alpenrand

Jedes Jahr am 14. November ist Weltdiabetestag. Das ist Anlass für viele in der Diabetes-Szene, rund um dieses Datum die Öffentlichkeit mit großen Veranstaltungen und Aktionen über Diabetes zu informieren. Auch die organisierte Selbsthilfe ist dabei aktiv „vom Nordseestrand zum Alpenrand“ – neben ihren Veranstaltungen, die das ganze Jahr über stattfinden.
Veranstaltungen der Diabetes-Selbsthilfe zum Weltdiabetestag: Aktiv vom Nordseestrand zum Alpenrand | Foto: LAYHONG - stock.adobe.com

3 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • moira antwortete vor 1 Woche

      Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände