Bei Licht betrachtet: Scheinwerfer-Sätze

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© Kirchheim-Verlag | Illustrationen: Christian Mentzel
Bei Licht betrachtet: Scheinwerfer-Sätze

Bei einer Tagung von Diabetes-Experten vielen Alex Adabei einige Sätze besonders auf, die das Licht auf drängende Probleme lenken.

Berlin. Es weht ein eisiger Wind. Aber ein Bummel durch die Hauptstadt steht sowieso nicht auf dem Programm, hier beim Kirchheim-Forum Diabetes. Stattdessen: Diabetes im Alter, Moderne Therapie beim Hausarzt, Diabetes in der Altenpflege, Blutzuckermessung und Insulininjektion. Das Kirchheim-Forum Diabetes ist eine Fortbildungsveranstaltung für Ärzte und Diabetesberaterinnen. Ich als Journalistin bin mittendrin und mache mir Notizen.

Einige Tage später schaue ich meine Aufzeichungen durch. Neben all den Studienergebnissen, den Zielwerten und verschiedenen Therapieformen fallen mir einige Sätze besonders auf. Diese Sätze sind wie Schweinwerfer, die das Licht auf drängende Probleme lenken. Sie zeigen, worum sich die engagierten Ärzte und Diabetesberaterinnen sorgen und was sie sich für ihre Arbeit und für Sie, ihre Patienten, wünschen:

“Wir haben die Aufgabe, ein individualisiertes Diabetesmanagement anzubieten.” Ist doch logisch, oder? Selbstverständlich ist es nicht. Gäbe es so viele Folgeerkrankungen, wenn jeder Diabetiker individuell begleitet würde? Während einer Diskussion erzählte ein Arzt, dass er eine Praxis mit dem Schwerpunkt Diabetes und Herz gründen wollte. Sein Antrag wurde abgelehnt: Zwischen Diabetes und Herzerkrankungen gäbe es keinen Zusammenhang, das brauche man hier nicht.

“Hausärzte fallen nicht vom Himmel.” – “Viele Leistungen werden von Nicht-Ärzten erbracht werden müssen.” Ja, wenn es weit und breit keinen Hausarzt gibt, muss jemand anderes Teile seiner Arbeit übernehmen – vielleicht eine Diabetesberaterin? Aber wann darf sie selbständig handeln, und wo sind ihre Grenzen? “Die Verzahnung der Professionen ist noch nicht gelungen”, hieß es in einem anderen Vortrag. Wie lange wird das Verzahnen wohl dauern – und wie viele Hausarztpraxen werden derzeit keinen Nachfolger finden?

“Die Bagatellisierung des Diabetes durch Ärzte als ‚ein bisschen Zucker‘ ist ein peinlicher Fehler.” So ist es! Anscheinend geben aber manche Ärzte Sätze diesen Inhalts immer noch von sich. Wann hört das endlich auf?

“Schulung ist Therapie.” Ja, denn die meiste Zeit müssen Sie mit Ihrem Diabetes allein zurechtkommen! Trotzdem sagt eine Diabetesberaterin im Interview: “Bedauerlich und kontraproduktiv ist, dass wir den Betroffenen und Angehörigen so wenige Schulungen im Laufe ihrer Patientenkarriere anbieten können.”

Nun: Die Lösung dieser Probleme würde nicht nur Ihnen nützen, sondern auch das Gesundheitssystem finanziell entlasten. Und das ist doch der Traum eines jeden Gesundheitspolitikers.


von Alex Adabei
Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (3) Seite 74

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