Bleibt dieser Weg steinig und schwer?

2 Minuten

© Deutscher Bundestag / Marc-Steffen Unger
Bleibt dieser Weg steinig und schwer?

„Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer.“ Kaum eine andere Textzeile wie diese aus dem Song, der zur Fußball-Hymne wurde, trifft so auf die Nationale Diabetes-Strategie zu. Anfang Juli – mitten in Corona-Zeiten – dann die Nachricht: Die erste Nationale Diabetes-Strategie für Deutschland ist verabschiedet.

Freudig verhalten – und damit alles andere als euphorisch – reagierte die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). Zwar begrüßt die DDG die Verabschiedung der Strategie im Bundestag – endlich könne man sich an die Umsetzung der so wichtigen Forderungen machen, die derzeit knapp 8 Mio. Menschen mit Diabetes in Deutschland betreffen –, bleibt aber kritisch: Von einer „Diabetes-Strategie ‚Light‘“, spricht etwa DDG-Präsidentin Prof. Dr. Monika Kellerer – ihr fehlen in dem neuen Beschluss wesentliche Bausteine, wie eine verbindliche Zuckerreduktion.

„Es kann sich bei der Nationalen Diabetes-Strategie nur um einen ersten Aufschlag handeln, nun müssen den Willensbekundungen auch Taten folgen“, sagte sie im Anschluss an die entscheidende Plenarsitzung.

Der Bundestag hatte in dieser Sitzung einen Initiativantrag mit dem Titel „Start einer Nationalen Diabetes-Strategie – Gesundheitsförderung und Prävention in Deutschland und Versorgung des Diabetes mellitus zielgerichtet weiterentwickeln“ angenommen, auf den sich CDU/CSU und SPD noch vor der Sommerpause geeinigt hatten. Mit diesem Schritt fordert der Bundestag die Bundesregierung nun direkt auf, Prävention und Versorgungsforschung zu Adipositas und Diabetes voranzutreiben.

Für die Erarbeitung der Strategie hatte sich jahrelang vor allem Dietrich Monstadt, Mitglied des Gesundheitsausschusses im Bundestag, stark gemacht – er hat selbst Typ-2-Diabetes und spritzt Insulin. Gegenüber seiner Fraktion sagte er erst vor Kurzem in einer Rede zur Diabetes-Strategie: „Wir wollen weiter den Diabetes-Patienten dabei unterstützen, sein eigener Gesundheitsmanager zu werden: beim Ernährungsverhalten und beim Bewegungsverhalten.“

Jahr um Jahr vergeht: Wann kommt die Strategie?

Das Vorhaben „Nationale Diabetes-Strategie“ zieht sich seit Jahren hin – schon so lange und holperig, dass auch uns von der Diabetes-Journal-Redaktion langsam Zweifel kamen: Bereits 2018 hatten Union und SPD im Koalitionsvertrag die Strategie beschlossen (wir berichteten mehrfach). Und allein diesem Passus waren viele langwierige, oft frustrane Verhandlungen vorausgegangen, die Deutschlands Diabetesorganisationen mit der Gesundheitspolitik führten.

Begeisterung sieht anders aus, könnte man auch beim Lesen der Reaktion von Dr. Klaus-D. Warz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Diabetes Föderation (DDF), meinen, der in dieser Ausgabe schreibt:

„Der anfänglichen Freude darüber, dass es die Strategie nach so vielen Jahren der zähen Verhandlung endlich in den Bundestag geschafft hat, folgte sehr schnell die Ernüchterung: Von einer Strategie kann keine Rede sein, es ist nur eine Ansammlung von Absichtserklärungen. Konkrete Maßnahmen wie die Zuckerreduktion von Softdrinks oder Werbeverbote für zuckerhaltige Produkte für Kinder fehlen. Und warum spielt die Selbsthilfe in der Nationalen Diabetes-Strategie keine Rolle? Das Potenzial der Selbsthilfe bleibt schlichtweg ungenutzt. Das ist enttäuschend.“

Die DDG-Präsidentin sieht hingegen „viele gute Ansätze in dem Entwurf, die in Zukunft inhaltlich ausgefüllt werden müssen und bestenfalls noch Ergänzungen finden“ – und setzt hier vor allem auf Nachbesserungen im Rahmen des Präventionsgesetzes.


Autorin: Angela Monecke
Redaktionsbüro Angela Monecke,
Kopenhagener Str. 74, 10437 Berlin,
E-Mail: angelamonecke@aol.com

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (9) Seite 50-51

Ähnliche Beiträge

Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

Wie lässt sich Typ-1-Diabetes erkennen, schon bevor Symptome auftreten? Und was wird in der AVAnT1a-Studie untersucht – und mit welchem Ziel? Darüber sprechen wir im Diabetes-Anker-Podcast mit Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler.
Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

3 Minuten

Kommt es am Ende doch auf die Größe an?

Insulinpumpen werden immer kleiner – ein Fortschritt für viele, doch für manche Menschen mit Diabetes ein Problem. Community-Autor Daniel legt dar, warum Pumpengröße und Insulinmenge aus seiner Sicht entscheidend für individuelle Bedürfnisse bleiben.
Kommt es am Ende doch auf die Größe an? | Foto: privat

5 Minuten

Community-Beitrag

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert