„Chance auf weniger neudiagnostizierte Diabetiker vertan“

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© Robert Kneschke - Fotolia
„Chance auf weniger neudiagnostizierte Diabetiker vertan“

Bundesministerin Julia Klöckner hat im Dezember die vom Kabinett beschlossene Reduktions- und Innovationsstrategie zu Zucker, Fett und Salz in Fertiglebensmitteln vorgestellt. Die Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe sieht erheblichen Nachbesserungsbedarf.

„Das ist ein Anfang, den wir grundsätzlich begrüßen“, kommentiert Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. „Die ersten Zielmarken, die am 19. Dezember genannt worden sind, beziehen sich jedoch nur auf freie Zucker und nur auf drei Produktgruppen und sind so niedrig, dass wir uns auf einen langwierigen Reduktionsprozess über Jahre mit marginalen jährlichen Verbesserungen einstellen müssen. Das ist nicht der große Wurf und wir sehen erheblichen Nachbesserungsbedarf“, so der Diabetologe.

Ziele „recht unambitioniert“ – keine ökonomischen Anreize für Industrie

Der Zuckergehalt soll

  • – in überzuckerten Kindercerealien um 20 Prozent,
  • – in zuckergesüßten Erfrischungsgetränken um 15 Pozent und
  • – in Kinderjoghurts um 10 Prozent gesenkt werden.

„Das sind leider recht unambitionierte Ziele für den langen Zeitraum von 6 Jahren, die dem Ansatz der freiwilligen Selbstverpflichtung geschuldet sind. Wir hätten uns ökonomische Anreize für die Lebensmittelwirtschaft gewünscht, um diese Prozesse zu beschleunigen. Am aussichtsreichsten wäre die Einführung einer ‘gesunden Mehrwertsteuer’ gewesen, die gesunde Lebensmittel begünstigt und durch höhere Steuern auf zu fette, zu zuckrige und zu salzige Lebensmittel gegenfinanziert“, findet Kröger.

Softdrinksteuer in Großbritannien setzt Maßstäbe

„Mit der Softdrinksteuer haben es die Briten geschafft, innerhalb von 1 bis 2 Jahren die Anzahl der überzuckerten Getränke am Markt zu halbieren; die Zuckergehalte sanken um 30-65 Prozent! Wir schätzen deshalb über den langen Zeitraum von 6 Jahren bis 2025 eine Halbierung des Zuckergehaltes in zuckergesüßten Erfrischungsgetränken als sehr gut machbar ein.“

Weitere Stellschrauben sollen in Angriff genommen werden

„Wir begrüßen jedoch, dass Frau Klöckner weitere Branchen- und Produktgruppen bezogene Reduktionsziele in Aussicht gestellt hat – das ist dringend notwendig. Ebenfalls positiv ist, dass Klöckner sich für die flächendeckende Umsetzung der DGE-Qualitätsstandards für Kita- und Schulessen einsetzen und gemäß Koalitionsvertrag bis Sommer 2019 ein neues Konzept für eine besser verständliche Nährwertkennzeichnung auf der Verpackungsvorderseite vorlegen wird – das fordern wir schon lange“, so Kröger weiter.

„Wir finden es gut und richtig, dass neben Fertigprodukten nun auch das Außer-Haus-Essen einbezogen werden soll – hier gibt es großen Handlungsbedarf, weil die Verbraucher immer mehr zum Essen „to go“ greifen oder bei Bestell- und Lieferdiensten fertiges Essen ordern.“

Reduktions- und Innovationsstrategie in dieser Form lediglich ein Anfang?

„Die Reduktions- und Innovationsstrategie in der vorgelegten Form wird das Übergewichtsproblem und das Problem der 1000 täglich neudiagnositizierten Menschen mit Diabetes in Deutschland allein nicht lösen können“, prophezeit Kröger.

Mit der Reduktions- und Innovationsstrategie soll „die gesunde Wahl zur einfachen Wahl werden“ und langfristig ein Konzept gegen das weit verbreitete Übergewicht gefunden werden, so Frau Klöckner bei der Pressekonferenz im Dezember. Übergewicht ist ein Hauptverursacher für ernährungsmitbedingte Krankheiten, wie Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Krankheiten und andere, die jährlich rund 70 Mrd. € an Kosten verursachen.


Quelle: Pressemitteilung von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

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  • loredana postete ein Update vor 1 Tag, 13 Stunden

    Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.

  • ambrosia postete ein Update vor 2 Tagen, 11 Stunden

    Ich wünsche allen einen schönen Mittwoch.

  • Hallo, ich bin Stefanie, die Diagnose Typ 1, habe ich vor drei Monaten bekommen.
    Ich merke wie es mir aktuell mit der Diagnose eher schlechter, als besser geht und meine Depression wieder da ist und ich auch eine neue Therapie starten werde. Ich habe aber das Gefühl, dass mich niemand Freundeskreis verstehen kann, weil niemand weiß, wie sehr diese Diagnose das Leben durcheinander bringt und ich auf so vieles aufpassen muss. Vor zwei Wochen hatte ich meine Schulung, tatsächlich fällt mir der Umgang mit dem Diabetes eher sogar schwerer. Eine Leichtigkeit (ist auch zu viel verlangt) ist nicht eingetreten. Sicherheit nur etwas.
    Es gibt bei mir leider keine Selbsthilfegruppen vor Ort, darum habe ich mich nun entschieden, den Diabetes Anker beizutreten und hoffe auf Verständnis von “Gleichgesinnten”
    Viele Grüße

    • Hallo Stefanie, schön ,dass du da bist. Wir treffen uns zum virtuellen Austausch nächste Woche Donnerstag. Vielleicht hast du ja Zeit und kannst dich einwählen 🙂 Ich freue mich, wenn wir uns dort sehen. Liebe Grüße Lena

      Virtuelles Diabetes-Anker Community-MeetUp im Dezember

    • Hallo Stefanie! Ich weiß noch wie es nach meiner Diagnose war – es dauert bis da von Leichtigkeit die Rede sein kann. Und das Umfeld tut sich oft sehr schwer das alles zu verstehen. Es wird besser aber es braucht Zeit. Alles Gute

    • @lena-schmidt: Hallo Lena, ich habe angemeldet und steht auch fest im Kalender.

    • @moira: Danke dir, ja es ist nicht ganz leicht damit klarzukommen und du hast recht, das Umfeld stellt mir Unmengen an Fragen, aber die kann ich aktuell selbst nicht beantworten, weil ich selbst genügend habe und andere Prios. Am schlimmsten empfinde ich die gutgemeinten “Ratschläge”.

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