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„Wir Menschen mit Diabetes sollten den Weltdiabetestag laut und selbstbewusst als unsere eigene Plattform begreifen, um anderen Menschen unsere Geschichte zu erzählen“, sagt Bastian Hauck. Die Kampagne „Deutschland misst!“ soll dafür die Rahmenbedingungen schaffen.
Am 14. November ist also wieder Weltdiabetestag. Wir Leser des Diabetes-Journals wissen das. Wir kennen den Blue Circle, das internationale Symbol für Diabetes und den Weltdiabetestag; wir kennen den Unterschied zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes und die Symptome unserer Krankheit. Aber 2 Mio. Menschen in Deutschland haben Diabetes, ohne es zu wissen!
Diabetes ist eine Volkskrankheit. Mehr als 7 Prozent der Bevölkerung haben Diabetes: rund 6 Mio. Typ-2-Diabetiker und 300.000 Typ-1-Diabetiker … viele von ihnen Kinder. Wie kann es da sein, dass 2 Mio. Menschen nicht von ihrer Erkrankung wissen und jeden Tag hunderte Menschen neu an Diabetes erkranken, dies meist aber erst diagnostiziert wird, wenn bereits Diabetesfolgen auftreten? Es gibt viele Gründe:
Diabetes tut nicht weh, ist unsichtbar und nicht gerade sexy – wir alle kämpfen fast täglich mit der Stigmatisierung unserer Krankheit; so wird Diabetes oft mit dem falschen Begriff Alterszucker gleichgesetzt – heute erkranken auch viele Jüngere! Grundsätzlich ist zwar richtig, dass Diabetes mit Bewegungsmangel und Übergewicht zu tun hat, aber es bedarf auch einer genetischen Veranlagung – Schuldgefühle sind also fehl am Platz.
Und zu denken geben sollte Folgendes: Auch heute noch verstecken sich viele Diabetiker auf der Toilette, um Blutzucker zu messen oder um Insulin zu spritzen – aus Angst vor beruflichen, sozialen oder anderen Nach- und Vorurteilen. Gute Aufklärung hat etwas mit guter Kampagnenarbeit zu tun: So kennen 90 Prozent aller Bundesbürger die Kampagne Gib AIDS keine Chance mit ihren Postern und Slogans wie Ich will’s zärtlich – doch kaum jemand außerhalb der Diabetes-Szene kann etwas mit dem Blue Circle anfangen.
Das internationale Symbol für Solidarität mit HIV-Positiven, der Red Ribbon, trat seinen Siegeszug am Ostermontag 1992 an, als beim Freddie Mercury AIDS Awareness Tribute-Konzert im Londoner Wembley-Stadion über 100.000 rote Schleifen verteilt wurden. Der Sänger der Kult-Band Queen hatte seine Erkrankung bis einen Tag vor seinem Tod im November 1991 geheim gehalten.
Brauchen wir erst einen toten Diabetes-Superstar, um Menschen wachzurütteln und mit dem Blue Circle ein Zeichen für Prävention, Aufklärung und Solidarität zu setzen? Was können wir Menschen mit Diabetes selbst tun, um unsere Krankheit salonfähig zu machen?
Aus meinem Blickwinkel sollten wir damit anfangen, den Weltdiabetestag laut und selbstbewusst als unsere eigene Plattform zu begreifen, um anderen Menschen unsere Geschichten zu erzählen; sie aufzuklären über Symptome und Risiken wie Übergewicht, einseitige Ernährung und Bewegungsmangel; und ihnen dabei zu helfen, ihr persönliches Diabetes-Risiko besser einschätzen und minimieren zu können.
Die Kampagne Deutschland misst! möchte hierfür den Rahmen schaffen – doch sie braucht jeden Einzelnen von uns, um erfolgreich zu sein: Machen Sie mit! Spielen Sie am 14. November mit uns und mehr als 6 Millionen anderen Menschen mit Diabetes Blutzucker-Bingo! Und noch wichtiger: Motivieren Sie andere, mitzumachen – egal ob sie Diabetes haben oder nicht.
Mehr Infos zur Kampagne “Deutschland misst!” und zum BlutzuckerBingo erhalten Sie hier und auf www.blutzucker-bingo.de
Bastian Hauck,
Segler, Buchautor und Initiator der #dedoc° Diabetes Online Community
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (11) Seite 41
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