Fehlernährung: Politik muss was tun!

2 Minuten

© airborne77 - Fotolia
Fehlernährung: Politik muss was tun!

Viel Bewegung und eine ausgewogene Ernährung: So sieht ein gesunder Lebensstil aus. Doch die meisten Menschen scheitern daran und konsumieren im Alltag lieber Dickmacher, statt gesundheitsbewusst zu essen. Gegen Fehlernährung wehren sich jetzt Deutschlands Ärzte aktiv und gehen an die Politik – mit einer Unterschriftenaktion.

In einem offenen Brief fordert das breite Bündnis aus Ärzteverbänden und Fachgesellschaften die künftige Bundesregierung und die Parteivorsitzenden im Bundestag dazu auf, sich für eine effektive Prävention nichtübertragbarer Krankheiten wie Diabetes starkzumachen (www.aerzte-gegen-fehlernaehrung.de).

Freiwilligen Vereinbarungen mit der Lebensmittelindustrie: „Irrweg“

Die Aktion wurde vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Verbraucherorganisation foodwatch gestartet. 10 weitere Verbände sind inzwischen mit an Bord, wie die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG), die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD).

Als “Irrweg” bezeichnen die Autoren des Schreibens sämtliche freiwilligen Vereinbarungen mit der Lebensmittelindustrie. So sei auch die Selbstverpflichtung von Herstellern bislang wirkungslos geblieben, ihre an Kinder gerichtete Werbung einzuschränken. Von der geplanten und auf Freiwilligkeit basierenden Strategie der Bundesregierung zur Reduktion von Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln erwarten sie deshalb so gut wie nichts.

„Ärzteschaft, Fachverbände und Zivilgesellschaft müssen die Kräfte bündeln!“

4 konkrete Maßnahmen soll die Politik einleiten: eine verständliche Lebensmittelkennzeichnung in Form einer Nährwert-Ampel, verbindliche Standards für die Schul- und Kitaverpflegung, Beschränkungen der an Kinder gerichteten Lebensmittelwerbung sowie steuerliche Anreize für die Lebensmittelindustrie, gesündere Rezepturen zu entwickeln.

“Ärzteschaft, Fachverbände und Zivilgesellschaft müssen die Kräfte bündeln und klarmachen: Ohne das entscheidende Eingreifen der Politik können wir die Adipositas- und Diabetes-Epidemie nicht stoppen. Deshalb rufen wir alle Ärztinnen und Ärzte auf, den offenen Brief an die Politik zu unterzeichnen”, betont der Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Prof. Dr. Dirk Müller-Wieland.

Steueranpassung, Ampelsystem, Mindeststandards für Kita- und Schulessen

“Bitte machen Sie ernst mit der Prävention von Adipositas, Typ-2-Diabetes und anderen chronischen Krankheiten”, appellieren die Ärzte in ihrem Brief an die Kanzlerin, an Minister und Parteivorsitzende. “Bitte ziehen Sie Sonderabgaben/-steuern für gesüßte Getränke und Beschränkungen der an Kinder gerichteten Werbung für Lebensmittel mit einem unausgewogenen Nährstoffprofil in Betracht.”

Durch die Einnahmen aus einer solchen Sonderabgabe oder -steuer für gesüßte Getränke könne man Projekte zur gesunden Ernährung fördern bzw. die Prävention chronischer Krankheiten vorantreiben, z. B. durch Steuersenkungen für ausgewogene Lebensmittel. Weiter fordert die Ärzteschaft eine verbraucherfreundliche Kennzeichnung der Nährwerte in Ampelfarben auf EU-Ebene. Zudem sollten die unverbindlichen Mindeststandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für Kita- und Schulessen verbindlich für Einrichtungen und Caterer vorgeschrieben werden.


von Angela Monecke
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (3) Seite 44-45

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Cannabis-Legalisierung und Diabetes: Psychologisches und Psychosoziales

Die Legalisierung von Cannabis markiert einen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel und verändert den Umgang mit der Substanz. Welche Auswirkungen hat dies auf Menschen mit Diabetes? Wir beleuchten hier psychologische und psychosoziale Folgen sowie praktische Empfehlungen für Menschen mit Diabetes, die sich nun mit neuen psychosozialen Herausforderungen und neu gestellten Fragen zur Selbstverantwortung konfrontiert sehen.
Cannabis-Legalisierung und Diabetes: Psychologisches und Psychosoziales | Foto: Poter – stock.adobe.com

4 Minuten

Potenziale und Risiken: Sucht- und Rauschmittel bei Diabetes – meist schlechte Kombination

Sucht- und Rauschmittel sind Substanzen, die in erster Linie das zentrale Nervensystem beeinflussen. Der Konsum kann sowohl psychische als auch physische Abhängigkeiten hervorrufen. Diese Stoffe können die Stimmung, das Bewusstsein oder die Wahrnehmung verändern. Die Einnahme führt zumindest kurzfristig zu angenehmen Wirkungen wie dem Gefühl der Entspannung oder der Euphorie. Welche Risiken, aber auch etwaige Potenziale bestehen, erklärt Prof. Haak.
Potenziale und Risiken: Sucht- und Rauschmittel bei Diabetes – meist schlechte Kombination | Foto: R. – stock.adobe.com

3 Minuten

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Anzeige

Recor Medical

Das Verfahren der renalen Denervierung kann helfen, den Blutdruck effektiv zu senken.

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen