- Soziales und Recht
Gut mit Diabetes alt werden – geht das?
2 Minuten
Eine Unterzuckerung einfach wegstecken, die Insulindosis richtig einstellen, den Katheter oder Sensor fachgerecht anlegen: All das funktioniert noch problemlos, solange man jünger ist. Wie aber sieht eine Diabetestherapie im Alter aus? Dieses Thema diskutierte die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) bei einer Pressekonferenz im März in Berlin.
Immer mehr ältere Patienten haben Diabetes: Schätzungen zufolge sind heute rund 4 Mio. Menschen, die über 65 Jahre alt sind, an Typ-2-Diabetes erkrankt. Bei den über 85-Jährigen ist es jeder Fünfte. Nicht wenige ältere Patienten leben zudem schon über 50 Jahre mit ihrem Diabetes. Inzwischen sind auch mehr als 100.000 Menschen mit Typ-1-Diabetes älter als 70.
Der eine läuft Marathon, der andere schiebt den Rollator
Diesen Herausforderungen müssen sich heute Hausärzte, Diabetesexperten und Pflegekräfte stellen. Doch welche Behandlung ist für wen in dieser heterogenen Patientengruppe – vom fitten Läufer mit Typ-1-Diabetes bis zum pflegebedürftigen geriatrischen Patienten mit Typ-2-Diabetes – am besten?
Das klärt die neu überarbeitete S2k-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes im Alter“, die im Mai 2018 von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und weiteren Fachgesellschaften wie der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) aktualisiert und im März bei einer Pressekonferenz der DDG in Berlin vorgestellt wurde.
Das fast 120 Seiten umfassende Dokument macht deutlich, wie wichtig eine individuelle Diabetestherapie im Alter ist und dass dabei Themen im Mittelpunkt stehen wie Lebensqualität, Eigenständigkeit und Unterzuckerungen. „Das Lebensziel des Patienten muss immer dezidiert erfragt werden“, forderte DDG-Präsident Prof. Dr. Dirk Müller-Wieland. Einen besonderen Stellenwert erhalten hier erstmals die Pflege mit einem eigenen Kapitel und der Typ-1-Diabetes.
Beeinträchtigungen durch Demenz oder eingeschränkte Feinmotorik
Auf die Fähigkeiten zum Diabetes-Selbstmanagement wirken sich vor allem geriatrische Syndrome wie eine Demenz oder eine eingeschränkte Feinmotorik negativ aus. Dem behandelnden Arzt bleibt hier – etwa im Verlauf einer langen Lebenszeit mit Typ-1-Diabetes – oft nur noch eine unangenehme Aufgabe: den Zeitpunkt festzustellen, an dem eine sichere, selbstständige Diabetestherapie nicht mehr funktioniert. Vergessene Insulininjektionen oder falsch gespritzte Insulindosen können darauf hinweisen, dass der Patient unfähig geworden ist, seinen Diabetes eigenständig zu managen.
Und sich als Betroffener diese Fehler und Probleme selbst einzugestehen, fällt schwer. Zwar gibt es Testverfahren aus der Geriatrie, wie den Geldzähltest, mit dem man feinmotorische und kognitive Fähigkeiten sowie die Sehschärfe feststellen kann. Gerade bei Patienten mit demenziellem Syndrom sei die Situation aber oft dramatisch, erklärte Dr. Jürgen Wernecke aus Hamburg. Häufig wollen sie die eigene Diabetestherapie nicht aus der Hand geben, obwohl sie gar nicht mehr dazu in der Lage sind. Sie verhalten sich dann – verständlicherweise – trotzig, gefährden sich damit aber letztlich selbst.
Die „selbstbestimmte Gesundheit“ des betagten Patienten steht für Wernecke immer an erster Stelle. Die Kombination neuer Diabetes-Technologien (rtCGM, FGM/iscCGM) und telemedizinischer Anwendungen würden hier „hervorragende Möglichkeiten“ bieten, um die oft schwierige Betreuung älterer Diabetespatienten zu verbessern – ob bei Typ 1 oder Typ 2.
von Angela Monecke
Redaktionsbüro Angela Monecke,
Kopenhagener Str. 74, 10437 Berlin,
E-Mail: angelamonecke@aol.com
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2019; 68 (5) Seite 52-53
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bloodychaos postete ein Update vor 3 Tagen, 17 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
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loredana postete ein Update vor 5 Tagen, 13 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
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Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.
Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.
Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️
Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.
@bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).