Höhepunkte und Krisen durch Corona

5 Minuten

© Jutta Bürger-Büsing
Höhepunkte und Krisen durch Corona

Insulin zum Leben“: wenn Menschen Menschen helfen – spontan, hemdsärmlig, uneigennützig, lebensrettend. Diese beiden Geschichten passen perfekt in den Dezember. Auch Sie, wir alle können helfen, gerade jetzt.

Bisher hat das Hilfsprojekt „Insulin zum Leben“ seinen festen Partnerorganisationen in der Demokratischen Republik Kongo (Dem. Rep. Kongo), in Gambia, Ruanda, Uganda, Bolivien und Peru über viele Jahre hinweg jeden Monat eine individuelle Sendung mit Insulin und Zubehör geschickt.

Unter Corona wurde alles anders

Von Mitte März bis Mitte Juni 2020 ging nun coronabedingt gar nichts, d. h. keinerlei Pakete konnten wie üblich mit DHL verschickt werden. DHL hatte eine Länderliste, auf der Gambia, Ruanda, Uganda, Bolivien und Peru alle einen roten Punkt hatten. Es gab also eine Sperre „wegen ungesicherter Ableitung“. Mitte Juni stellte ich erleichtert fest, dass Ruanda grün wurde: Ich konnte wieder Pakete schicken, die für Ruanda und die Dem. Rep. Kongo bestimmt waren – nach 4 Wochen kamen sie an. Bolivien, Peru, Gambia und Uganda blieben rot.

So können Sie „Insulin zum Leben“ helfen


Bitte helfen Sie mit, damit „Insulin zum Leben“ weiter auf Erfolgskurs segeln kann.

Insulin- und Hilfsmittelspenden, mindestens noch 4 Monate haltbar, können ungekühlt, nur etwas gepolstert, und bitte frankiert an das Insulinlager geschickt werden:
„Insulin zum Leben“
c/o Biokanol Pharma GmbH
Kehler Straße 7
76437 Rastatt
Tipp: Insulin aus dem Kühlschrank nehmen, verpacken und so zur Post bringen, dass es noch am selben Tag bei der Post wieder rausgeht. Dann ist das Insulin am nächsten Tag bei uns wieder im Kühlschrank.

Geldspenden für die Transportkosten und Diabetescamps sind willkommen auf dem Spendenkonto:
BdKJ e. V. „Insulin zum Leben“
Volksbank Hameln-Stadthagen eG
IBAN DE20 2546 2160 0670 3208 01
Der BdKJ ist berechtigt, Spendenbescheinigungen auszustellen.

Informationen finden Sie unter: www.insulin-zum-leben.de

Bestellungen oder Fragen an die Projektbeauftragte Heidrun Schmidt-Schmiedebach, bevorzugt per E-Mail: heidi.schmidt-schmiedebach@gmx.de

Im Juni meldete sich Dra. Blanco aus Bolivien telefonisch und klagte über einen lebensbedrohlichen Insulin-Notstand. Es gebe auch schon Todesfälle. Unerträglich. Die verzweifelte bolivianische Ärztin stellte fest, dass einmal pro Woche ein Flugzeug von Madrid nach Cochabamba fliegt, jeden Mittwoch. Sie kontaktierte die bolivianische Fluggesellschaft BoA (Boliviana de Aviación) und argumentierte so vehement, bis sich die Zuständigen bereit erklärt hatten, die heiß ersehnten Insulinpakete mitzunehmen, wenn dies durch die bolivianische Botschaft in Madrid abgesegnet wäre.

Sie telefonierte am Montag früh mit der bolivianischen Botschaft in Madrid und setzte Himmel und Hölle in Bewegung, um das Versprechen der Absegnung zu erhalten – und damit an das lebensnotwendige Insulin zu kommen. Leider war es zeitlich unmöglich, drei Pakete à 20 kg zu packen, mit den nötigen Papieren zu versehen, per Express an die Botschaft in Madrid zu schicken und in das Flugzeug zwei Tage später am Mitt­woch­abend zu bekommen. Aber niemand wollte diese Unmöglichkeit akzeptieren. Plan B musste her.

Dann halt selbst los mit den Paketen …

Kurzerhand entschloss sich Jutta Bürger-Büsing, Präsidentin des BdKJ e. V., die im heißen telefonischen Kontakt mit Dra. Blanco stand, mit ihrem Lebensgefährten die Pakete im Auto selbst nach Madrid in die Botschaft zu bringen. Das hieß für mich, meine zwei Helferinnen zu alarmieren und umgehend die drei Pakete zu packen – inklusive Papieren, innerhalb von wenigen Stunden.

Jutta Bürger-Büsing und Victor kamen von Kaiserslautern, luden die 3 Pakete in Rastatt ein und bretterten die ganze Strecke bis Madrid in einem durch. Pausen bestanden aus Tanken und Kaffee … und weiter, durch Frankreich durch; verbaler Kampf an der Grenze zu Spanien wegen Corona. Aber ihre humanitäre Mission wurde schließlich anerkannt – und der Weg freigegeben. Dann durch ganz Spanien bis Madrid zur Botschaft. Ankunft um 15 Uhr. Die Hoffnung auf problemlose Übergabe zerschlug sich schnell: Bürokratische Hürden waren schwer zu überwinden, und erst am nächsten Vormittag wurde man sich einig.

Links: Dann eben selbst ins Auto und ab zur bolivianischen Botschaft in Madrid. Rechts: „Endlich!“ Ausgepackte Insulin-­Schätze.

Die Botschaft machte die feste Zusage, dafür zu sorgen, dass die Pakete am selben Abend ins richtige Flugzeug geladen werden. Jutta und Victor machten sich umgehend auf den 2000 km langen Rückweg. Am Donnerstagmorgen um 6 Uhr war Dra. Blanco mit Tochter und Auto am Flughafen in Cochabamba und konnte um 8 Uhr endlich die Pakete in Empfang nehmen. Welch eine Erlösung! Ihre Patienten hatten als WhatsApp-Gruppe die ganze Aktion verfolgt, mit Daumendrücken und guten Wünschen begleitet und hinterher mit Dankbarkeit erleichtert bejubelt. Das war der erste Höhepunkt.

Ein zweiter Höhepunkt folgte bald

Mitte Juni wurde es auch in Gambia brenzlig. Ein Paket sollte mit UPS verschickt werden. Aber es blieb 2 Monate in der Warteschleife bei UPS liegen, weil keine passenden Flüge nach Gambia gingen. Die Not in Gambia war inzwischen am Limit. Ich wollte gerade mit der gambischen Botschaft in Brüssel Kontakt aufnehmen, als mich der Vorsitzende des Vereins The Gambia e. V., Roland Schindler, anrief mit der fantastischen Nachricht, dass der Honorarkonsul der Republik Gambia, Stuttgart, Dr. Georg Bouché, selbst bereit sei, nach Gambia zu fliegen, ausschließlich zum Zweck, uns zu helfen.

Roland Schindler (li.) und Dr. Georg Bouché am Flughafen.

Mit 4 Gepäckstücken à 23 kg mit Insulin und Zubehör machte er sich auf den mühsamen Weg: Stuttgart – München – Brüssel – Banjul – Dakar/Senegal – Brüssel – München – Stuttgart. Alles in der Holzklasse, um uns Kosten zu ersparen. Mittwoch morgens um 6 Uhr ging die Reise los, Donnerstagmorgen konnte er dann die wertvolle Fracht in die Hände des sich um fast alle Diabetiker in Gambia kümmernden Arztes Dr. Alieu Gaye, Gambia Dia­be­tes Association, übergeben. Rettung in letzter Minute.

Dr. Bouché erwartete eine abenteuerliche Rückreise auf dem Weg nach Dakar in Senegal mit der Fähre und dem Taxi zum Flughafen.

Weil ab Banjul nur ein Flugzeug pro Woche geht, machte sich Dr. Bouché mit Taxi – Fähre – Taxi auf den Weg nach Dakar in Senegal. Von dort geht täglich ein Flieger, und er wollte so schnell wie möglich wieder nach Hause wegen der Arbeit. Sein Einsatz ging von Mittwochmorgen bis Sonntagabend. Welch eine Heldentat! Auf mein dickes Danke reagierte er mit den Worten: „Ich hatte 5 Tage Abenteuer. Gerne mal wieder.“

Vier Gepäckstücke à 23 kg mit Insulin und Zubehör konnten in Gambia Dr. Alieu Gaye übergeben werden.



Autor:

Heidrun Schmidt-Schmiedebach
Projektbeauftragte von „Insulin zum Leben“

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (12) Seite 38-39

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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