Ist Betrug menschlich?

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Ist Betrug menschlich?

Wenn man Teststreifen, die von der Solidargemeinschaft bezahlt wurden, online verkauft, ist dies nicht nur unfair, sondern betrügerisch, legt Dr. Katrin Kraatz in der Rubrik Blickwinkel dar.

Das ist unmenschlich! Diesen Satz hört man oft – und gemeint ist damit normalerweise, dass jemand etwas tut, das einem anderen Menschen schadet. Im schlimmsten Fall geschieht jemand anderem tatsächlich Grausames, manchmal sind es auch nur vermeintliche Kleinigkeiten. Aber ist das unmenschlich?

Allmählich wage ich das zu bezweifeln. Allzu oft erlebe ich, wie sich Menschen zum Schaden anderer verhalten, ständig höre ich es auch in den Nachrichten. Allmählich glaube ich, dass ein solch egoistisches Verhalten eher als menschlich zu bezeichnen ist, als wenn ein Mensch anderen hilft – obwohl Letzteres für das Zusammenleben doch das bessere und sinnvollere Verhalten ist.

Problematisch: Teststreifen- und Sensoren-Verkauf auf ebay

Und damit bin ich bei einer Beobachtung, die den Diabetes betrifft. “Wieso?”, werden Sie fragen, “Hier bringt doch keiner einen anderen um.” Stimmt, so schlimm ist es nicht – aber hochgradig egoistisch, und einer Vielzahl Menschen schadend ist das beobachtete Verhalten schon: Es geht um den Verkauf von Blutzuckerteststreifen und FreeStyle-Libre-Sensoren über den Online-Händler ebay.

In der vorliegenden Ausgabe des Diabetes-Journals beschreibt Professor Dr. Heiko Burchert aus Bielefeld anhand einer Studie, wie viele Blutzuckerteststreifen nachweisbar über ebay verkauft werden, und gibt Erläuterungen zu den wahrscheinlichen Verkäufern.

Hier fängt mein Problem mit dem “Menschlichsein” an. Denn wenn ein Diabetiker von seinem Arzt Blutzuckerteststreifen verschrieben bekommt, die seine Krankenversicherung ihm bezahlt, ist es Betrug, solche Teststreifen über ebay weiterzuverkaufen.

Auf Kosten der Solidargemeinschaft

Wer bis zum nächsten Arztbesuch nicht alle verschriebenen Teststreifen verbraucht hat, lässt sich beim nächsten Arztbesuch eben weniger verschreiben – und lässt nicht die Solidargemeinschaft, also die Versicherten bei der Krankenkasse und damit die Mitpatienten, für Dinge aufkommen, die man durch den Verkauf unrechtmäßigerweise zu Geld macht.

Und wer wegen eines Wechsels der Messgerätemarke oder durch den Tod eines Angehörigen Teststreifen übrig hat und diese vernünftigerweise nicht wegwerfen möchte, sollte wenigstens so fair sein, sie zu verschenken – denn bezahlt wurden sie ja nicht vom Verkäufer, sondern eben von anderen versicherten Gesunden und Kranken.

Extrem unfair: Wucherpreise für Mess-Sensoren

Noch weniger fair wird es aber aus meinem Blickwinkel beim neuen Messsystem FreeStyle Libre, mit dem kontinuierlich der Gewebszucker gemessen werden kann. Durch Lieferengpässe kann der Hersteller Abbott derzeit nicht jeden beliefern, der das System gern einsetzen würde. Prompt blüht der Schwarzmarkt auf ebay. Abbott verkauft einen Sensor zum Preis von 59,90 €, hinzu kommen Versandkosten.

Als ich die aktuellen Angebote in ebay ansah, lag das höchste Angebot bei 230,00 €, also bei knapp dem Vierfachen des Preises. Wer, bitte schön, ist so unfair, die Sensoren anderen vor der Nase wegzuschnappen und dann zu Wucherpreisen wieder anzubieten? Das scheint mir bedauerlicherweise das zu sein, was man heutzutage unter menschlich verstehen muss: sich egoistisch und anderen schadend zu verhalten.

Mein Vertrauen in das Gute im Menschen bröckelt immer mehr. Traurig!


von Dr. med. Katrin Kraatz
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0,
Fax: (0 61 31) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-online.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (4) Seite 42

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 3 Wochen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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