Krankenhausreform: Bleibt der Diabetes auf der Strecke?

2 Minuten

© Dennis M. Swanson - stock.adobe.com
Krankenhausreform: Bleibt der Diabetes auf der Strecke?

Die geplante Krankenhausreform ist ein brennendes gesundheitspolitisches Thema. Das wurde auch beim Parlamentarischen Jahresempfang der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) Anfang März in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin deutlich. Nach langer Corona-Pause hatte die DDG wieder zum Empfang in Präsenz eingeladen. Zahlreiche Experten aus der Politik und der Medizin diskutierten auf dem Podium und beantworteten Fragen aus dem Auditorium.

Bereits heute hat jeder fünfte Klinikpatient einen Diabetes – das entspricht rund drei Millionen Behandlungen pro Jahr –, die Tendenz ist steigend. Sind die Krankenhäuser in Deutschland darauf vorbereitet? Wird die Volkskrankheit Diabetes bei der Reform mitgedacht? Wie kann die Versorgungssicherheit auch in den neuen Versorgungslevels gesichert werden? In einer lebendigen Podiumsdiskussion wurden die Chancen der Krankenhausreform ergebnisoffen diskutiert. DDG-Vizepräsident Prof. Dr. Andreas Fritsche mahnte dabei, dass die Diabetesexpertise nicht auf der Strecke bleiben darf und die Politik endlich den Patienten in den Fokus rücken müsse.

DDG-Forderungen zur Reform

Die DDG begrüßt die Vorschläge der Bundesregierung und der Regierungskommission zur Reform der Krankenhausversorgung, die der zunehmenden Kommerzialisierung in der Medizin einen Riegel vorschieben will. Qualität vor Wirtschaftlichkeit – das ist eine Forderung, die die Deutsche Diabetes Gesellschaft schon lange erhebt. Die DDG hat ihre Empfehlungen zur Ausgestaltung der Reform für die Diabetologie in einem 5-Punkte-Plan zusammengefasst:

  • Einrichtung von Diabetes-Units in Krankenhäusern
  • Im Rahmen der geplanten Krankenhausstrukturreform qualifizierte zertifizierte und abgestufte Diabetesbehandlung auf allen Ebenen. Diabetes droht, entweder ganz vergessen zu werden oder eine Verbannung auf den untersten Level der Versorgung.
  • Versorgungsqualität muss sich lohnen! Krankenhäuser mit Diabetesbehandlungsstrukturen sollten finanzielle Zuschläge erhalten, Einrichtungen ohne diabetologische Expertise finanzielle Abschläge.
  • Vulnerable Gruppen schützen! Kinder oder multimorbide ältere Patienten mit einem Diabetes brauchen besondere Pflege und zeitintensive ärztliche Betreuung. Das muss kostendeckend abgebildet sein.
  • ein obligates Diabetes-Screening (HbA1c) und Management in den Notaufnahmen und Stationen der Krankenhäuser

Zur politischen Umsetzung der im Koalitionsvertrag vereinbarten Nationalen Diabetes-Strategie bedarf es eines nationalen Rahmenplans, der die Eckpunkte für eine einheitliche Versorgung und ein einheitliches Monitoring enthalten sollte und den Bundesländern Orientierung und Leitschnur für eigene Maßnahmen bietet.

Ein Steuerungsgremium sollte die medizinische Fachkompetenz (DDG, VDBD) und die Patientenperspektive und Betroffenenkompetenz (Patientenvertretung) einbeziehen. Die Bund-Länder-Koordinierung sollte geregelt werden und klare Zuständigkeiten müssen benannt sein. Finanzmittel zur Umsetzung müssen in den Haushalten von Bund und Ländern budgetiert sein.

Bei der Ausgestaltung der Nationalen Diabetes-Strategie (NDS) sollten die Forschung gestärkt werden, die Versorgung von Menschen mit Adipositas und Diabetes gesichert sein und der diabetologische Nachwuchs gefördert werden. Hierzu ergänzte Prof. Dr. Reinhard Busse, Mitglied der Regierungskommission, dass das Personal überall knapp werde und diese Ressource ganz besonders im Gesundheitssystem intelligent genutzt werden müsse. Besonders wichtig für die DDG: die Prävention, also gesunde Ernährung, mehr Bewegung und mehr Aufklärung der Patienten.

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2023; 72 (5) Seite 12-13

Ähnliche Beiträge

Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

Wie lässt sich Typ-1-Diabetes erkennen, schon bevor Symptome auftreten? Und was wird in der AVAnT1a-Studie untersucht – und mit welchem Ziel? Darüber sprechen wir im Diabetes-Anker-Podcast mit Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler.
Diabetes-Anker-Podcast: Typ-1-Diabetes früher erkennen und sogar aufhalten – ist das möglich, Frau Prof. Ziegler?

3 Minuten

Kommt es am Ende doch auf die Größe an?

Insulinpumpen werden immer kleiner – ein Fortschritt für viele, doch für manche Menschen mit Diabetes ein Problem. Community-Autor Daniel legt dar, warum Pumpengröße und Insulinmenge aus seiner Sicht entscheidend für individuelle Bedürfnisse bleiben.
Kommt es am Ende doch auf die Größe an? | Foto: privat

5 Minuten

Community-Beitrag

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert