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Gerade Menschen mit Diabetes profitieren sehr von der Unterstützung ihrer Mitmenschen. Diabetes-Journal-Chefredakteur Günter Nuber mit einem Plädoyer für mehr Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit.
Es war der große Moment der Diabetes-Spenden-Gala im Oktober in Berlin. Und es bedurfte der Stimme und der Ausdrucksstärke eines 11-jährigen Mädchens namens Lea, um auf den Punkt zu bringen, was viele Menschen umtreibt, was anderen wiederum Angst macht. Was viele gern tun würden, es aber in ihrem eigenen Alltag nicht schaffen.
Lea sang Folgendes:
Menschen, helft euch gegenseitig. Und wenn du Heimweh hast, gib mir deine Hand, ich halte sie fest. Menschen, helft euch, dann wird euch nichts unterkriegen.
Lea hat seit 10 Jahren Typ-1-Diabetes, sie sang das Lied im englischen Original “People help the people”. Viele kennen die von Popstar “Birdy” gesungene Version aus Radio oder Internet.
Menschen, helft euch gegenseitig, und wenn du Heimweh hast, gib mir deine Hand, ich halte sie fest.
Der Refrain passt hundertprozentig auf das Weihnachtsfest, das vor unserer Tür steht; er passt genauso auf das größte gesellschaftspolitische Thema unseres Landes 2015.
Menschen, helft euch, dann wird euch nichts unterkriegen.
Und er passt auf das, was Sie und mich hier und heute interessiert – er passt genau zum Diabetes, denn: Ich mag mir lieber nicht vorstellen, wie es vielen Kindern erginge, hätten sie nach ihrer Diabetes-Diagnose nicht Eltern, die sich aufopfern für sie, die teils ihre Jobs an den Nagel hängen, die ihre Ehe in die Waagschale werfen; oder hätten sie nicht Ärzte, die viel mehr leisten als Dienst nach Vorschrift.
Ich mag mir lieber nicht vorstellen, wie es vielen Eltern erginge, hätten sie nicht andere Eltern oder Selbsthilfegruppen zur Unterstützung, zum Austausch, zum Ausweinen. Oder nehmen wir Menschen mit Diabetesfolgen: Ohne engagierte Menschen in Selbsthilfe-Initiativen, in Schwerpunkteinrichtungen, in der Forschung, im Internet würden aus meinem Blickwinkel viel mehr Diabetiker Herzinfarkte, Schlaganfälle erleiden, amputiert, dialysepflichtig oder blind werden. Überhaupt das Internet, die sozialen Netzwerke … :
Tausende Menschen, die Diabetes haben, helfen sich hier gegenseitig mit Detail-Wissen über die neue Insulinpumpe, geben sich Injektions-Tipps und heiße Ratschläge für den Trip nach Thailand, tauschen ihre Hypoglykämie-Erfahrungen aus … und ihre Blutzuckerwerte. Schreiben Blogs mit eigenen Geschichten vom Wohnen im Heim, vom neu eingetroffenen Messgerät, von der Zerrissenheit im Alltag durch das Studium … und durch den Diabetes. Gründen Internetforen und Blogs nun auch für Lebenspartner von Diabetikern, die ja die gesamte Bandbreite von Insulintherapie, Unterzuckerungen etc. mitleben.
Sie alle helfen anderen allein schon durch das Handzeichen: Seht, hier bin ich, mir geht’s genauso. Und mir hat dieses, jenes geholfen … vielleicht hilft es auch Dir.
Menschen, helft euch gegenseitig. Menschen, helft Euch, dann wird euch nichts unterkriegen. Ich denke mir, dass in Deutschland noch viel, viel weniger Menschen mit Diabetes den Mut verlieren müssten. Lea hat vorgesungen, wie es geht.
von Günter Nuber
Redaktion Diabetes-Journal
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (12) Seite 52
5 Minuten
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