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Die Versorgungsstudie “DiaDeM–Diabetes – Der eigenverantwortliche Mensch” des Deutschen Diabetiker Bundes (in Kooperation mit Novartis) hat die Versorgungssituation von Diabetikern in Deutschland untersucht. Dabei wurden bundesweit 1000 Typ-1- und Typ-2-Diabetiker durch das unabhängige IGES-Institut befragt. Es zeigte sich, dass sich die Diabetesversorgung je nach Diabetes-Typ unterscheidet.
Wie schlägt sich der Diabetes auf die Lebensqualität nieder? Wie häufig nehmen Diabetiker wichtige Kontrolluntersuchungen wahr? Welche diabetischen Folgeerkrankungen sind am meisten gefürchtet? Antworten auf diese und weitere spannende Fragen gibt diese Studie, die 2011 veröffentlicht wurde und in Kürze als Buch erscheint (wir berichteten).
170 Fragen in 20 Minuten wurden den Teilnehmern gestellt. Die Befragung erfolgte in einem Zeitraum von etwas mehr als einem Monat. 125 Typ-1- und 875 Typ-2-Diabetiker gaben Auskunft über ihre persönliche Versorgungssituation und die Wahrnehmung ihrer Erkrankung. “Angesichts der derzeitigen Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen war es dringend nötig, diese Studie durchzuführen. Erstmals wurden die Daten zur Versorgung von Typ-1- und Typ-2-Diabetikern durch den Deutschen Diabetiker Bund gesichert”, betont der DDB-Bundesvorsitzende Dieter Möhler.
Die Befragung hat ergeben, dass es Unterschiede in der Versorgung gibt, je nachdem, um welchen Diabetestyp es sich handelt. Während sich Typ-1-Diabetiker gleichermaßen von einem Hausarzt (63 Prozent) oder Diabetologen (59 Prozent) behandeln lassen, sind die meisten Typ-2-Diabetiker bei einem Hausarzt (86 Prozent) in Behandlung. Von den Typ-2-Diabetikern lassen sich nur 34 Prozent von einem Diabetologen behandeln. Offensichtlich ist es so, dass die geringe Zahl an Diabetologen nicht ausreicht, um die schätzungsweise über 5 Millionen Typ-2-Diabetiker effizient zu behandeln. Von den rund 58 000 Hausärzten verfügen nur etwa 5 000 über eine diabetologische Ausbildung.
Die Tatsache, dass Typ-1-Diabetiker tendenziell zum Diabetologen gehen, liegt augenscheinlich an der ausnahmslosen Insulinpflichtigkeit. Aufgrund eines absoluten Insulinmangels sind sie besonders auf eine genaue Einstellung bzw. Regulierung der Insulinmedikation angewiesen. Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass die Patienten es vorziehen, die notwendigen Therapieempfehlungen von einem spezialisierten Diabetologen vornehmen zu lassen.
Internisten spielen in diesem Zusammenhang eine untergeordnete Rolle: Nur jeweils ca. 10 Prozent der Diabetiker sind bei einem Internisten in Behandlung.
Von den Typ-2-Diabetikern lassen sich 75 Prozent von einem Hausarzt und 42 Prozent von einem Diabetologen behandeln. Die Typ-1-Diabetiker verteilen sich je zur Hälfte auf Hausärzte und Diabetologen (47 bzw. 50 Prozent).
In der Versorgungsstudie haben sich in Bezug auf die ärztliche Aufklärung Unterschiede zwischen den verschiedenen behandelnden Ärzten gezeigt. So hat sich unter anderem herausgestellt, dass Typ-1-Diabetiker, die sich von einem Diabetologen behandeln lassen, aktiver nach Informationen suchen als solche, die von einem Hausarzt behandelt werden (38 Prozent gegenüber 27 Prozent). Diabetiker, die sich von einem Diabetologen behandeln lassen, sind auch besser über Folgeerkrankungen informiert.
Bei den Typ-1-Diabetikern war der Unterschied zwischen Personen, die sich von einem Diabetologen, und solchen, die sich vom Hausarzt behandeln lassen, signifikant. So kannten 93 Prozent der Typ-1-Diabetiker, die sich bei einem Diabetologen in Behandlung befinden, mögliche Folgeerkrankungen. Bei den Typ-1-Diabetikern, die sich von einem Hausarzt behandeln lassen, wussten hingegen nur 81 Prozent Bescheid. Vergleichbare Unterschiede kann man bei Typ-2-Diabetikern erkennen, jedoch ist hier in beiden Fällen die Differenz nicht deutlich (rund 4 Prozent).
Diese Ergebnisse zeigen, dass angesichts der Erfordernisse der Sekundärprävention im Hinblick auf die Vermeidung von Folgeerkrankungen über eine patienten- und bedarfsgerechtere Ausrichtung diskutiert werden muss.
Erst wenn der Patient umfassend über mögliche Folgeerkrankungen informiert ist, wird er sich aktiv darum bemühen, solche Folgen durch das Erreichen einer (fast) normoglykämischen Einstellung zu erreichen. “Die Vermittlung solcher Inhalte liegt in den Händen der Ärzteschaft. Deshalb muss der Gemeinsame Bundesausschuss die Anforderungen an das Verfahren zur Qualitätsbeurteilung der jeweiligen Leistungen der Ärzteschaft in Form von Stichproben sowie an die Sicherung der Qualität vertragsärztlicher Indikationsstellung, Leistungserbringung und Praxisführung (vgl. §§ 136, 136 A SGB V) überprüfen”, so Möhler.
Hinsichtlich der demografischen Merkmale kann man weitere Unterschiede bei den behandelnden Ärzten beobachten. Es zeigte sich, dass sich Typ-1-Diabetiker umso eher von einem Diabetologen behandeln lassen, je jünger sie sind. Von den Personen, die unter 50 Jahre alt sind, befinden sich 74 Prozent bei einem Diabetologen in Behandlung. Bei den über 75-Jährigen lassen sich 82 Prozent von einem Hausarzt behandeln, nur wenige dieser Altersgruppe gehen zum Diabetologen.
Aus diesen Umfrageergebnissen lässt sich des Weiteren ableiten, dass Personen in Rente sich eher von einem Hausarzt behandeln lassen, während berufstätige Personen tendenziell zum Diabetologen gehen. Dies stützt die oben gemachte Beobachtung in Bezug auf die Altersverteilung. Auch ist es ein Hinweis darauf, dass erwerbstätige Diabetiker eine besonders genaue und verlässliche Einstellung benötigen, was den erreichten HbA1c-Wert, aber auch die Freiheit von Blutzuckerschwankungen anbelangt, und deshalb zu einem Spezialisten bzw. Diabetologen gehen.
Bei Typ-2-Diabetikern nimmt der Anteil an Personen, die sich von einem Diabetologen behandeln lassen, mit steigendem Alter ab. Dies liegt an dem hohen Patientenanteil, der sich schon wegen anderer Erkrankungen in hausärztlicher Behandlung befindet. Zu diskutieren ist auch die Auffassung, dass sich ältere Diabetiker beim Hausarzt besser begleitet bzw. aufgehoben fühlen.
Umgekehrt kann diskutiert werden, ob jüngere Patienten generell einen größeren Informationsbedarf haben, den sie ihrer Meinung nach eher beim Diabetologen decken können. Auch bestehen bei jüngeren Patienten noch umfassendere Behandlungsmöglichkeiten.
Nähere Infos finden Sie unter www.diabetikerbund.de.
von Angela Monecke
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0,
Fax: (0 61 31) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-online.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (12) Seite 62-63
5 Minuten
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