- Soziales und Recht
Oliver Ebert: Mein Rückblick auf 2018
3 Minuten
Was ist gut gelaufen im Jahr 2018, was weniger gut? Und wo gibt es Hoffnung für das Jahr 2019? Rechtsexperte Oliver Ebert hat sich die letzten zwölf Monate aus der „Diabetes, Recht und Soziales“-Perspektive angeschaut, zieht Bilanz und wagt außerdem einen Ausblick auf das kommende Jahr.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das Jahr 2018 ist nun fast vergangen. Und entgegen manchen Unkenrufen von Pessimisten hat es für Menschen mit Diabetes doch manche Verbesserungen gebracht.
Leitlinie „Diabetes und Straßenverkehr“ bringt mehr Klarheit
Eine davon betrifft gleich das wichtige Thema Straßenverkehr: Viele Patienten haben Sorge, ob sie mit Diabetes und Insulintherapie weiterhin Auto fahren dürfen. Die amtlichen Begutachtungsleitlinien sehen zwar schon seit einigen Jahren auch für Lkw und Bus in der Regel keine größeren Probleme mehr bei Diabetikern. Allerdings wird für viele Situationen – z. B. bei überhöhten Werten – auf eine Beurteilung im Einzelfall verwiesen.
Hierfür gab es jedoch keinen medizinischen Standard. Nicht selten kam es daher vor, dass verkehrsmedizinische Gutachter bzw. Führerscheinbehörden den Führerschein nur dann belassen bzw. erteilen wollten, wenn der HbA1c-Wert unter einem bestimmten Wert lag. Manchmal wurde diese Grenze pauschal bei 8,5 Prozent gezogen, manchmal bei 12 Prozent – wer darüber lag, durfte nicht (mehr) fahren.
Anfang des Jahres hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft nun eine medizinische Leitlinie Diabetes und Straßenverkehr veröffentlicht, die mit vielen Unsicherheiten aufräumt und auch für Ärzte klare Entscheidungshilfen gibt. Die Leitlinie weist nach, dass auch ein mit Insulin behandelter Diabetes kein relevant erhöhtes Risiko mitbringt.
Auch gibt es keinen Beleg dafür, dass ein bestimmter HbA1c-Wert immer automatisch dazu führt, dass man als fahruntauglich angesehen werden darf. Dank dieser Leitlinie haben es Patienten nun einfacher, den Führerschein wiederzubekommen oder sich gegen fachlich ungenügend erstellte verkehrsmedizinische Gutachten zu wehren.
Kinder, CGM, Datenschutz, Schwerbehinderung: Was hat sich geändert?
Etwas weniger gut läuft es nach meinen Erfahrungen bei der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes. Es sollte eigentlich für Kinder mit Diabetes etwas Entlastung bringen, da der Anspruch auf eine Begleitperson nun einfacher durchzusetzen sein soll. In der Praxis scheint es allerdings leider noch zäh zu laufen; häufig werden die Betroffenen weiterhin vom Landratsamt zur Krankenkasse und von dort wieder zurückgeschickt.
Erfreulich ist dagegen die Versorgungslage mit Insulinpumpen und CGM-Systemen. Hier scheint es im Allgemeinen keine großen Probleme mehr zu geben, sofern die Anträge medizinisch ausreichend begründet sind und eine plausible Dokumentation (Blutzuckertagebuch, Computerausdrucke) vorgelegt wird.
In diesem Zusammenhang spielt auch die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) eine wichtige Rolle: Patienten müssen jetzt nicht mehr ohnmächtig hinnehmen, dass sie von Herstellern zur Übermittlung ihrer Daten gezwungen werden, nur um das von der Krankenkasse bezahlte CGM- oder Pumpensystem überhaupt sinnvoll nutzen zu können. Betroffene von Datenschutzverstößen können nun empfindliche Schmerzensgeld- und Schadensersatzansprüche geltend machen.
In Juristenkreisen geht man davon aus, dass ein Datenschutzverstoß in Zusammenhang mit Gesundheitsdaten zu einem Schadensersatzanspruch von weit über 1000 Euro führen kann. Auch können betroffene Patienten sich bei den Aufsichtsbehörden beschweren. Unternehmen, die sich nicht an die hier geltenden Gesetze halten, müssen mit massiven Bußgeldern rechnen.
Keine Verbesserung gab es dagegen beim Thema Schwerbehindertenausweis: Die Ämter scheinen zunehmend strenger zu entscheiden. Es wird daher immer schwieriger, allein mit Diabetes noch auf den erforderlichen Grad der Behinderung (GdB) von 50 zu kommen. Eine Änderung ist in naher Zukunft eher nicht in Sicht.
2019: Rente, Steuern und Insulin Tresiba
Auch wenn es über die Politik des Jahres 2018 nicht nur Positives zu vermelden gibt, wurden für 2019 doch manche Verbesserungen im sozialen Bereich auf den Weg gebracht. Geplante Änderungen im Renten- und Krankenversicherungsrecht sind nicht nur für Diabetiker hilfreich. Insbesondere bei der Erwerbsminderungsrente soll es Verbesserungen geben.
Für Selbstständige, die sich freiwillig in einer gesetzlichen Krankenkasse versichern und nur wenig verdienen, gibt es spürbare Erleichterungen: Die Mindestbeitragsbemessungsgrenze wird fast halbiert, so dass die bislang sehr hohen Monatsbeiträge deutlich sinken können.
Das Familienentlastungsgesetz soll Familien stärker entlasten und an den hohen Steuereinnahmen der aktuell guten Konjunktur teilhaben lassen. Neben der Erhöhung des Kindergelds soll u. a. auch der steuerliche Kinderfreibetrag erhöht werden.
Auch eine gute Nachricht: Das Basalinsulin Tresiba (Insulin degludec) war für Patienten in Deutschland bislang nur (noch) über internationale Apotheken bestellbar. Da es aber inzwischen Studien gibt, die den Zusatznutzen von Tresiba belegen, hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) zu einer erneuten Nutzenbewertung aufgerufen. Das Insulin wird daher auch in Deutschland wieder erhältlich sein.
Insgesamt hat das Jahr 2018 – zumindest aus der Perspektive Diabetes und Soziales – also doch Positives gebracht, und das ist für uns alle doch eine sehr erfreuliche Botschaft.
An dieser Stelle bedanke ich mich auch bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, für Ihr Interesse und Ihre vielen Zuschriften. Viele Fragen konnte ich zeitnah aufgreifen, so dass auch viele andere profitieren konnten. Das macht das Diabetes-Journal seit vielen Jahren aus: Wir haben ein Ohr für Ihre Anliegen. Und: Das Diabetes-Journal ist ein Heft für alle, auch für Typ-F-Diabetiker, also für Familie und Freunde von Menschen mit Diabetes.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein frohes Fest und ein glückliches, gesundes neues Jahr mit allzeit erfreulichen Werten –
Ihr Oliver Ebert
von Oliver Ebert
REK Rechtsanwälte
Nägelestraße 6A, 70597 Stuttgart oder
Friedrichstraße 49, 72336 Balingen
E-Mail: Sekretariat@rek.de
Internet: www.diabetes-und-recht.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (12) Seite 48-49
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 6 Tagen, 10 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 1 Woche
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Wochen, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike