- Soziales und Recht
Praktische Tipps fürs Autofahren mit Diabetes
4 Minuten
Muss man den Diabetes beim Führerscheinantrag angeben? Wie verhalte ich mich bei einem Unfall? Darf ich mit meinem selbst gebauten (Do-it-yourself, „DIY“) Closed-Loop-System Auto fahren? In diesem Beitrag geben wir Tipps zu häufigen Fragen.
Muss der Diabetes beim Führerscheinantrag angegeben werden?
Es gibt hier keine bundeseinheitliche Vorgehensweise, daher kommt es auf das von der jeweiligen Behörde verwendete Antragsformular an. Generell gilt: Die Behörde ist berechtigt, nach Krankheiten zu fragen, welche die Fahreignung potenziell beeinträchtigen. Dies ist bei Diabetes der Fall. Wenn also auf dem Antragsformular nach solchen Krankheiten gefragt wird, dann muss man wahrheitsgemäße und vollständige Angaben machen.
Eine Ausnahme gilt nur, wenn die Beantwortung ausdrücklich als freiwillig zugelassen ist. In diesem Fall sollte man besser keine Angaben machen. Auch freiwillig bzw. ungefragt sollte man den Diabetes gegenüber der Behörde nicht erwähnen. Wenn aber nach dem Diabetes gefragt wird, dann kann es sinnvoll sein, der Führerscheinbehörde unaufgefordert ein ausführliches Attest des Diabetologen vorzulegen. Wenn dieser nämlich die Fahreignung bescheinigt und bestätigt, dass keine schweren Unterzuckerungen auftraten, dann bestehen gute Chancen, dass die Behörde keine weiteren Fragen stellt bzw. auf ein teures Gutachten verzichtet.
Wie verhalte ich mich am schlausten in einer Polizeikontrolle?
Auch bei Polizeikontrollen muss man den Diabetes nicht mitteilen. Eine Eintragung der Krankheit im Führerschein erfolgt ebenfalls nicht mehr. Es empfiehlt sich aber, dass die Diabetes-Utensilien nicht offen im Auto herumliegen, sodass diese bei einer Kontrolle nicht direkt ins Auge springen: Viele Polizeibeamte wissen mittlerweile, was es damit auf sich hat. Wenn es dumm läuft, könnten die Polizeibeamten solche Hinweise auf eine Diabetes-Erkrankung der Führerscheinbehörde melden, welche dann womöglich ein Gutachten zur Prüfung der Fahreignung verlangt.
Ich halte es aus diesem Grund natürlich auch für keine so gute Idee, den Gesundheits-Pass Diabetes im Führerscheinmäppchen zu haben oder Aufkleber am Auto anzubringen, die einen erkennbaren Bezug zu Diabetes nahelegen. Auch Tattoos, die im sichtbaren bzw. unbedeckten Körperbereich auf den eigenen Diabetes hinweisen, könnten sich insoweit als nachteilig erweisen – das gilt übrigens in gleicher Weise auch für die Stellensuche bzw. das Bewerbungsgespräch.
Wie verhalte ich mich bei einem Unfall oder einer Unterzuckerung?
Bei einem Unfall sollte man in aller Regel nur seine Personalien angeben, man muss keine weiteren Angaben machen. Keinesfalls sollte man den Diabetes gegenüber der Polizei, Unfallbeteiligten oder Zeugen erwähnen, denn dies kann später erhebliche Probleme bzw. Nachteile bringen. Gerade bei Unfällen mit Personenschaden oder Todesopfern sollte man unbedingt sein Schweigerecht nutzen und einen Anwalt hinzuziehen, bevor man irgendwelche Aussagen macht.
Wenn allerdings nichts passiert ist, dann kann es – abhängig von der jeweiligen Situation – durchaus sinnvoll sein, wenn man der Polizei eine Erklärung liefert. Eine solche Situation dürfte z. B. vorliegen, wenn man aufgrund einer Unterzuckerung auf den Standstreifen gefahren ist und deswegen die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich gezogen hat. Hier wäre es meist wohl keine gute Idee, einfach zu schweigen – es droht dann nämlich ein Bußgeld oder gar die Verbringung zu einer Blutprobe und das Abschleppen des Kfz.
Die Unterzuckerung bzw. den Diabetes anzugeben, wäre allerdings auch keine gute Idee, denn die Polizei würde das wahrscheinlich dann an die Führerscheinbehörde weiterleiten. Man wird dann ein teures Gutachten bringen müssen, um den Führerschein behalten zu können. Unwahre Angaben darf man allerdings auch nicht machen.
Wie löst man das Dilemma? Ich empfehle, dann einfach eine wahre Antwort zu geben, die jedoch nichts über den Diabetes verrät. Man könnte in solch einer Situation beispielsweise sagen, dass man sich plötzlich schlecht bzw. unwohl gefühlt hat und man deswegen sicherheitshalber auf dem Standstreifen angehalten hat – was insoweit ja auch stimmt, man sagt damit dann ja nicht die Unwahrheit. In der Regel wird die Polizei dann auch nicht weiter nachfragen und wahrscheinlich sogar auch ein Lob für das verantwortungsvolle Verhalten aussprechen.
Darf ich mit meinem selbst gebauten Closed-Loop-System Auto fahren?
Im Internet kursieren viele Anleitungen und Foren zu DIY-Systemen („do it yourself“), um aus Insulinpumpe, CGM und einer App ein Closed-Loop-System selbst zusammenzubauen.Viele begeisterte Erfahrungsberichte deuten darauf hin, dass mit dem Einsatz solcher Systeme tatsächlich viele positive Ergebnisse und Therapieverbesserungen erzielt werden konnten. Es ist zwar nicht verboten, auf eigene Verantwortung ein solches System zu nutzen. Allerdings gilt das nur für sich selbst, man darf dadurch aber keine Risiken für Unbeteiligte schaffen.
Patienten, die Insulinpumpen oder CGM-Systeme als nicht zugelassenes Closed-Loop-System einsetzen – entgegen der vom Hersteller vorgesehenen Zweckbestimmung –, gehen daher ein sehr hohes Risiko ein, wenn sie damit am Straßenverkehr teilnehmen. Das Fatale dabei: Wenn es zu einem Unfall kommt, ist eben meist nicht nur allein der Fahrer betroffen. Betroffen sein können auch der Beifahrer oder die Kinder, die hinten mitfahren, oder andere Menschen, die durch den Unfall geschädigt werden.
Kommt es durch eine Fehlfunktion des Closed-Loop-Systems zu einem Unfall mit Personen- oder Sachschäden, muss mit erheblichen strafrechtlichen Konsequenzen und Haftungsforderungen gerechnet werden. Der bewusste Einsatz eines solchen Systems, entgegen der von den Geräteherstellern vorgesehenen Zweckbestimmung, könnte von Staatsanwaltschaft und Gericht dann womöglich als rücksichtslos und grobe Verletzung der Sorgfaltspflicht angesehen werden.
Muss man den Fahrlehrer informieren?
Etwas anders sieht es bei der Fahrschule aus: Für den Fahrlehrer ist es wichtig, etwaige Risiken und Gefahren zu kennen; dazu zählt natürlich auch ein etwaiges Unterzuckerungsrisiko des Fahrschülers. Daher muss man den Fahrlehrer vor der ersten Fahrt über den Diabetes informieren – dies gilt selbst dann, wenn gar nicht nachgefragt wurde. Wichtig ist aber: Der Fahrlehrer darf diese Information ohne Zustimmung nicht an die Behörde weitergeben; dies sollte man ihm auch nachdrücklich einschärfen.
Weitere Fragen und Antworten
Weitere Informationen zum Thema Diabetes und Führerschein finden Sie unter: www.diabetes-und-recht.de/fuehrerschein
Schwerpunkt „Diabetes und Autofahren“
- Autofahren mit Diabetes: Was geht, was geht nicht?
- Teures Gutachten gefordert: Was nun?
- Praktische Tipps fürs Autofahren mit Diabetes
- Diabetes und Autofahren: Was sagt der Betriebsarzt?
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (8) Seite 26-27
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 5 Tagen, 3 Stunden
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 1 Tag
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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