Reisen mit Diabetes – welche Versicherungen braucht man?

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Reisen mit Diabetes – welche Versicherungen braucht man?

Damit die Urlaubsfreude nicht getrübt wird, sollte man beim Planen von Auslandsreisen auch über einen ausreichenden Versicherungsschutz nachdenken. Durch Krankheit oder Unfall im Ausland können erhebliche Kosten drohen. Und in der Regel muss man den Reisepreis auch dann zahlen, wenn man wegen einer Krankheit gar nicht in den gebuchten Urlaub kann oder die Reise vorzeitig abbrechen muss. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie man sich absichern kann.

Wer in Deutschland bei einer Krankenkasse versichert ist, genießt in vielen Ländern automatisch einen Grundschutz: Damit während eines vorübergehenden Aufenthalts im Ausland eine Grundabsicherung besteht, haben die Länder des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) ein Sozialversicherungsabkommen abgeschlossen. Dies bedeutet, dass in gesetzlichen Krankenkassen Versicherte in diesen Ländern das dortige staatliche Gesundheitssystem in Anspruch nehmen können – auch dann, wenn man eine bestehende Krankheit weiter behandeln lassen muss und regelmäßig medizinische Betreuung benötigt.

Umfasst sind darin grundsätzlich nur die medizinischen Leistungen, die das staatliche Gesundheitssystem im jeweiligen Aufenthaltsland vorsieht. Wenn einheimische Diabetes-Patienten beispielsweise keine Sensoren für das kontinuierliche Glukose-Monitoring (CGM) auf Kosten der Krankenkasse erhalten, bekommt man diese als deutscher Patient dort auch nicht. Voraussetzung ist zudem, dass die Behandlung nicht bis zur Rückkehr nach Deutschland aufgeschoben werden kann. Auch die Kosten eines Rücktransports dürfen die gesetzlichen Krankenkassen nicht übernehmen.

Reisekrankenversicherung

Eine private Reisekrankenversicherung ist daher bei allen Reisen anzuraten, denn diese deckt die Kosten einer Notfallbehandlung sowie den Rücktransport ab. Eine solche Versicherung kann in der Regel ohne Gesundheitsprüfung und für nur geringe Beiträge abgeschlossen werden, mitunter auch bei der Reisebuchung oder am Geldautomaten. Zu beachten ist allerdings, dass eine Reisekrankenversicherung grundsätzlich nur für Reisen mit einer Dauer von maximal sechs Wochen gilt und nur Notfallbehandlungen abdeckt.

Allerdings ist eine solche Versicherung kein Ersatz für eine reguläre Krankenversicherung, denn die Kosten der (Weiter-)Behandlung bereits bestehender Krankheiten werden grundsätzlich nicht übernommen. So würde die Reisekrankenversicherung meist zwar die Kosten für die Ersatzbeschaffung von verloren gegangenem oder beschädigtem Insulin erstatten. Die reguläre (Weiter-)Versorgung mit Insulin wäre aber vom Versicherungsschutz nicht umfasst.

Tipp: Kommt es während der Reise zu einer unerwarteten Verschlechterung eines bis dahin stabilen Krankheitszustands, hat man gute Chancen, dass die Reisekrankenversicherung zumindest einen Teil der Behandlungskosten trägt.

Auslandskrankenversicherung

Wer länger ins Ausland geht (beispielsweise beruflich oder wegen eines Auslandsjahrs), benötigt eine Auslandskrankenversicherung. Hier wird in der Regel eine Gesundheitsprüfung vorgenommen; möglicherweise ist auch der Abschluss bei einem Anbieter im Zielland hilfreich. Weitere Informationen gibt es unter bit.ly/3mab9Cw.

Leider führen dabei Vorerkrankungen wie Diabetes oft zu erheblich teureren Tarifen oder sind vom Versicherungsschutz womöglich komplett ausgenommen; vielmals gibt es auch gar kein Versicherungsangebot. Wenn aufgrund des Diabetes nachweislich kein Auslandskrankenversicherungs-Schutz möglich ist, springt die Krankenkasse unter bestimmten Voraussetzungen ausnahmsweise auch bei Reisen in Ländern außerhalb des europäischen Krankenversicherungsabkommens ein (gemäß § 18 Absatz 3 SGB V). Die Kosten dürfen aber nur für längstens sechs Wochen im Kalenderjahr und nur bis zu der Höhe, in der sie auch in Deutschland entstanden wären, übernommen werden.

Zudem muss durch die Krankenkasse bereits vor dem Auslandsaufenthalt festgestellt worden sein, dass eine Versicherung nachweislich nicht möglich ist. Dies gilt auch für Auslandsaufenthalte, die aus schulischen oder Studiengründen erforderlich sind. Man sollte daher rechtzeitig vor der Abreise die von den Versicherungen erhaltenen Ablehnungen bei der Krankenkasse einreichen und eine entsprechende Feststellung der Nichtversicherbarkeit gemäß § 18 Absatz 3 SGB V beantragen.

§ 18 SGB V (Auszug)

[…] Ist während eines vorübergehenden Aufenthalts außerhalb des Geltungsbereichs des Vertrages zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft und des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum eine Behandlung unverzüglich erforderlich, die auch im Inland möglich wäre, hat die Krankenkasse die Kosten der erforderlichen Behandlung insoweit zu übernehmen, als Versicherte sich hierfür wegen einer Vorerkrankung oder ihres Lebensalters nachweislich nicht versichern können und die Krankenkasse dies vor Beginn des Aufenthalts […] festgestellt hat. Die Kosten dürfen nur bis zu der Höhe, in der sie im Inland entstanden wären, und nur für längstens sechs Wochen im Kalenderjahr übernommen werden. Eine Kostenübernahme ist nicht zulässig, wenn Versicherte sich zur Behandlung ins Ausland begeben. Die Sätze 1 und 3 gelten entsprechend für Auslandsaufenthalte, die aus schulischen oder Studiengründen erforderlich sind; die Kosten dürfen nur bis zu der Höhe übernommen werden, in der sie im Inland entstanden wären.

Reiserücktritts- bzw. Reiseabbruchversicherung

Wenn man die gebuchte Reise aus dringenden Gründen nicht antreten kann, beispielsweise aufgrund von Krankheit oder eines Trauerfalls, dann fallen in der Regel hohe Stornokosten an. Um sich gegen diese Kosten abzusichern, empfiehlt sich der Abschluss einer Reiserücktrittsversicherung. Diese kann man entweder für eine bestimmte Reise oder pauschal für alle Reisen im Jahr abschließen.

Wichtig: Der Urlaub gilt aus Sicht der Versicherungen bereits schon dann als angetreten, wenn man sich auf den Weg zum Flughafen oder Bahnhof macht. Hat man dabei beispielsweise eine Panne und verpasst den Flieger, dann läge kein Reiserücktritt vor, sondern die Reise wäre abgebrochen – und dafür zahlt die Versicherung womöglich nicht. Achten Sie daher beim Versicherungs-Abschluss darauf, dass auch die Kosten eines Reiseabbruchs mitversichert sind.

Beachten sollte man auch, dass bei einem Reiserücktritt bzw. -abbruch aufgrund bereits bestehender Vorerkrankungen meist keine Leistungspflicht besteht. Es muss eine unvorhergesehene, plötzliche Verschlechterung bzw. Änderung des Gesundheitszustands eintreten.

Wer also beim Abschluss der Versicherung akut krank ist und hofft, dass er bis zum Reiseantritt wieder gesund ist, der wird wohl keine Versicherungsleistung erhalten. Der Diabetes als Vorerkrankung ist allerdings meist unproblematisch, denn die Krankheit allein führt in der Regel nicht zu einer Reise-Unfähigkeit. Man sollte aber genau prüfen, was im Kleingedruckten steht: Wenn man aufgrund einer diabetesbedingten, unvorhergesehenen Folgekomplikation die Reise unerwartet nicht antreten kann, sollte dies durch die Versicherungs-Bedingungen nicht ausgeschlossen sein.

Reisegepäckversicherung

Um sich gegen Verlust, Diebstahl oder Beschädigung des Reisegepäcks abzusichern, gibt es die Möglichkeit einer Reisegepäckversicherung. Diese erstattet allerdings meist nicht den Neuwert, sondern nur den Zeitwert unter Berücksichtigung des Alters und Zustands. Zudem ist die Erstattung oft auf einen Höchstbetrag beschränkt. Häufig sind ausgerechnet teure Gegenstände wie Smartphones oder Laptops, Schmuck oder Bargeld vom Versicherungsschutz ausgenommen. Wichtig ist daher auch hier, die Versicherungsbedingungen genau zu prüfen.

Reiseunfallversicherung

Eine Reiseunfallversicherung springt ein, wenn die private oder gesetzliche Absicherung gegen Unfälle im Ausland nicht greift. Sie zahlt beispielsweise eine Entschädigung bei Invalidität oder Tod aufgrund eines Unfalls im Ausland. Der Abschluss einer solchen Versicherung kann gerade bei Aktivurlauben mit hohem Risiko (z. B. Bergsteigen, Tauchen, Mountain-Bike) mitunter sinnvoll sein.

Schwerpunkt: „Ab in den Urlaub – mit Diabetes“


von Oliver Ebert

Avatar von oliver-ebert

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2023; 72 (5) Seite 22-23

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  • cesta postete ein Update vor 3 Tagen, 1 Stunde

    Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa

    • Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
      Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.

      LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c

    • Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)

    • @kw: Vielen lieben Dank für den Tipp!

    • @moira: Vielen lieben Dank für den Tipp!

  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid

    • @sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
      Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike

    • sveastine antwortete vor 3 Tagen

      @mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻‍♀️

    • @sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.

  • stephanie-haack postete ein Update vor 2 Wochen

    Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

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