- Leben mit Diabetes
Statt Stigma und Tabu: „Blickwinkel Diabetes“
4 Minuten
„Blickwinkel Diabetes“ ist ein neues Projekt für junge Menschen mit Typ-1-Diabetes. Wir sprachen mit Initiatorin Lea Raak aus Kiel. Für das Diabetes-Journal berichtete Lea mehrfach über ihre Zeit als internationale Jugendbotschafterin des Weltdiabetesverbandes IDF.
Diabetes-Journal (DJ): Blickwinkel Diabetes soll Themen und Interessen der 18- bis 35-jährigen Menschen mit Typ-1-Diabetes benennen. Fehlt das bisher?
Lea Raak: Es gibt einige Organisationen, Regionalverbände und Interessenvertretungen, die sich für Menschen mit Diabetes einsetzen, jedoch nicht speziell für Typ 1 bzw. andere seltene Typen. Es gibt meiner Meinung nach in Deutschland schöne Angebote und hervorragende Anlaufstellen für Kinder, Jugendliche und Eltern, z. B. die Diabetes-Kids oder auch das Camp D. Aber was kommt danach? Interessen von jungen Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes werden vor allem online durch die sozialen Netzwerke vertreten, aber eine spezifische Lobby gibt es bisher nicht, das möchte ich ändern.
DJ: Wie ist der Blickwinkel in Deinen Augen denn derzeit, aus dem die Öffentlichkeit auf den Diabetes schaut?
Raak: Ein Großteil der Menschen in Deutschland wird schon einmal von Diabetes gehört haben, dies aber häufig in einem falschen, stigmatisierenden Kontext. Medien zeichnen häufig ein Bild, in dem es akzeptiert zu sein scheint, über eine Erkrankung Witze zu machen oder Menschen mit Diabetes für ihre Erkrankung verantwortlich zu machen und zu verurteilen. Leider habe ich auch schon erlebt, dass stigmatisierende Aussagen seitens Gesundheitsdienstleistender, z. B. von Diabetolog*innen oder Pharmareferent*innen getätigt worden sind.
Mein Ziel ist es, den Blickwinkel der Gesellschaft, vor allem in den Medien und der Politik, dahingehend zu verändern, dass Diabetes als das erkannt wird, was es ist: eine Stoffwechselerkrankung, deren Diagnostizierte sich nicht in Stereotype oder Schubladen zwängen lassen. Blickwinkel Diabetes möchte vielfältige Lebensbilder von Menschen mit Diabetes porträtieren, denn am besten lernen lässt es sich über vielfältige Erfahrungen von Expert*innen in eigener Sache.
DJ: Und dies alles vor allem online?
Raak: Blickwinkel Diabetes wird eine Plattform des Austauschs sein. Natürlich würde ich mir wünschen, dass wir sofort mit Offline-Events starten, aber das bedarf einer gewissen Planung und ist aufgrund der Pandemie momentan nicht möglich. Mein langfristiges Ziel ist es, nicht nur digitale Veranstaltungen anzubieten, sondern die Community auch offline zusammenzubringen. Vorbilder sind da Veranstaltungen aus Kanada und den USA, bei denen Weiterbildung durch Workshops und gemeinsame Erfahrungen in der Natur verknüpft und viele Austauschmöglichkeiten geschaffen werden. Es gibt so viele tolle Menschen mit Typ-1-Diabetes aus der Zielgruppe, die ich gern mal persönlich kennenlernen möchte!
DJ: Wird also zu wenig über Probleme junger Menschen mit Diabetes geredet?
Raak: Über Probleme und Schwierigkeiten kann meiner Meinung nach gar nicht genug kommuniziert werden. Ein guter Austausch lebt davon, dass verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten über ihre Erfahrungen berichten, denn nur so können wir unseren Horizont erweitern. Häufig sind die Themen, die junge Erwachsene beschäftigen, auch Themen, die gesellschaftlich eher stigmatisiert sind und als Tabu gehandelt werden: z. B. Sexualität oder der Umgang mit psychischen Erkrankungen.
Es gehört viel Mut dazu, öffentlich über bestimmte private Dinge zu sprechen, und ich möchte mit Blickwinkel Diabetes eine sichere Austauschmöglichkeit und Anlaufstelle schaffen, die das Teilen von sensiblen Erfahrungen im Zusammenhang mit Diabetes ermöglicht.
DJ: Ist der Typ-2-Diabetes überhaupt nicht Euer Thema?
Raak: Wir sind offen für jegliche Erfahrungen mit Diabetes und möchten ja gerade keine Menschen ausschließen oder spalten. Blickwinkel Diabetes ist jedoch zuallererst eine Plattform, auf der die Menschen, die mit Diabetes leben (ob selbst oder als Typ F) eine Interessengemeinschaft vorfinden, die insbesondere Leben und Erfahrungen seltenerer Typen repräsentiert, zu denen im Vergleich mit Typ 2 eben auch Typ 1 zählt. Ich freue mich aber immer über Erfahrungsberichte junger Menschen mit Typ-2-Diabetes, auch von diesen hört und liest man zu wenig.
DJ: Welche Rolle spielt Deine eigene Diabetes-Erfahrung bei dem Projekt?
Raak: Durch mein Engagement als Jugendbotschafterin für Diabetes und die Aufklärungsarbeit über meinen Blog Insulea konnte ich bereits in einem internationalen Umfeld arbeiten und ziehe daraus viele Inspirationen für diverse Austauschmöglichkeiten zwischen (jungen) Erwachsenen mit Diabetes. Dadurch, dass ich natürlich selbst Teil der Zielgruppe bin, kann ich Inhalte liefern und weiß schon jetzt von Wünschen bzw. Forderungen, die umgesetzt werden müssen. Gleichzeitig freue ich mich darauf, durch den Austausch neue Menschen und ihre Blickwinkel kennenzulernen und aus ihren Erfahrungen lernen zu dürfen.
DJ: Über welche konkreten Themen sollen Menschen endlich kommunizieren können?
Raak: Themen sind vor allem Diabetes und psychische Erkrankungen, z. B. Depressionen, Angststörungen, Essstörungen sowie Diabetes und Sexualität. Ich möchte aber gern alle (Nischen-)Themen behandeln, über die nur unzureichend gesprochen wird. Es wird genügend Möglichkeiten geben, eigene Themen vorzuschlagen, um vielfältige Interessengebiete abdecken zu können.
DJ: Welche Formate finden wir und ab wann?
Raak: Als Interessenvertretung wird es Online-Inhalte geben, auf der Website ist ein Blog, und der Instagram Account ist eine weitere Plattform, auf der verschiedene Menschen ihre Expertise einbringen können. Über Instagram werden Mitmach-Kampagnen laufen, die unsere unterschiedlichen Leben mit Diabetes für die Öffentlichkeit porträtieren und nach Wünschen bzw. Forderungen fragen, die wir als Interessenvertretung angehen können!
Es wird zunächst 1-mal im Quartal Online-Events geben, für die ein*e Redner*in eingeladen wird, um zusammen mit mir oder jemandem aus dem wachsenden Team über ein ausgewähltes Thema zu sprechen, z. B. Diabetes und Beziehungen. Später sollen kostenlose Online-Broschüren zu finden sein, die das Gesundheitspersonal, Typ-F-Diabetiker oder Neudiagnostizierte über die Nischenthemen informieren sollen. Besonders freue ich mich auf den Think Tank, eine Sammlung für soziale Ideen.
Blickwinkel wird die Strukturen generieren, um sich zu engagieren und zusammen in Teams Ideen für ein besseres Leben mit Diabetes umzusetzen! So können sich Menschen für ihre Interessen einsetzen – und das in dem zeitlichen Umfang, den sie leisten können. Interessierte Menschen können den Blickwinkel-Newsletter abonnieren.
DJ: Welches Thema ist für Dich das wichtigste, über das viel zu wenig gesprochen wird?
Raak: Sehr wichtig ist für mich der Umgang mit Diabetes nach außen, vor allem durch das Gesundheitspersonal und leider auch durch viele Organisationen. Leben mit Diabetes wird meist durchweg positiv dargestellt: Mit Diabetes kann ich alles schaffen oder Mit der richtigen Technologie kann ich gut mit Diabetes leben. Meistens mag das auch stimmen, aber dieses Narrativ negiert für mich die zusätzliche Belastung bzw. die Aufgaben, die Menschen mit Diabetes alltäglich haben. Ich nenne das eine „toxische“ Positivität.
Nein, mit Diabetes kann ich nicht immer alles genau dann schaffen, wann ich es möchte. Ich darf mich auch schlecht fühlen, überfordert oder frustriert. Für mich gehören Höhen und Tiefen (nicht nur anhand der Blutzuckerwerte) zum Leben mit Diabetes. Ich würde mir wünschen, dass über all die Emotionen, die der Diabetes mit sich bringen kann, offen gesprochen wird!
Interview:
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Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (6) Seite 10-11
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bloodychaos postete ein Update vor 2 Tagen, 2 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
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loredana postete ein Update vor 3 Tagen, 23 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
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Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.
Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.
Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️
Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.
@bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).