Typ-2-Diabetes: ein Drittel nicht geschult

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Typ-2-Diabetes: ein Drittel nicht geschult

Nur gut geschulte Diabetiker können ihre chronische Erkrankung erfolgreich managen. Doch fast 30 Prozent der Menschen mit Typ-2-Diabetes erhalten keine Schulung. Der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) hat deshalb erneut an die Politik appelliert, Leistungen wie Diabetes-Schulungen angemessen zu vergüten.

Menschen mit Diabetes benötigen lebenslang therapeutische Schulung und Beratung für ein erfolgreiches Selbstmanagement und möglichst optimale Therapietreue”, erklärt die VDBD-Vorsitzende Dr. Nicola Haller. In den Schulungen lernen Diabetespatienten die Grundfertigkeiten für das eigenständige Durchführen der Therapie wie Blutzuckermessen, Medikamenteneinnahme und Ernährungsumstellung – kompetent vermittelt von Diabetesberaterinnen und Diabetesassistentinnen.

„Fehler beim Messen und Spritzen sind keine Seltenheit“

Die strukturierten Schulungs- und Behandlungsprogramme sind u. a. in den Disease-Management-Programmen (DMPs) der Krankenkassen verankert. Dennoch galten bis 2015 nur 71,8 Prozent der Patienten mit Typ-2-Diabetes als geschult. “Ohne Schulung und umfangreiche Beratung entstehen bei den Patienten jedoch schon bei den elementaren Fähigkeiten große Defizite. Fehler beim Messen und Spritzen von Insulin sind keine Seltenheit”, sagt sie.

Dass es beim Diabetes-Selbstmanagement besonders in strukturschwachen Gebieten große Schwachpunkte gibt, zeigt auch eine neue Studie des VDBD, die der Verband vor kurzem in Berlin vorgestellt hat.

Schon kurze Beratung verbessert Diabetes-Management

Die Studie untersuchte 120 Patienten mit Diabetes im Bayerischen Wald nahe der tschechischen Grenze, die nicht in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis betreut werden. Das Ergebnis: Nur ein Drittel der durchschnittlich 72 Jahre alten Menschen ist gut eingestellt. Lars Hecht, Studienleiter und Gesundheits- und Diabeteswissenschaftler am RED-Institut in Oldenburg, erklärte: “Insgesamt zeigten sich deutliche Defizite in der diabetologischen Versorgungsqualität – vor allem im Bereich des Selbstmanagements.”

Nur 20 Prozent der untersuchten Patienten konnten eigenständig ihr Insulin injizieren und nur 15 Prozent ihren Blutzucker korrekt bestimmen. Schon nach einer Einzelberatung von maximal 2 Stunden durch eine Diabetesberaterin DDG verbesserten sich die Selbstmanagementfähigkeiten der untersuchten Patienten deutlich. Fast 80 Prozent der Probanden konnten sich danach das Insulin korrekt spritzen. Deutlich mehr Menschen waren in der Lage, ihren Blutzucker korrekt zu messen. Zudem steigerten sich die Behandlungszufriedenheit und die Lebensqualität der Diabetiker.

Berufsbild der Diabetesberaterin gesellschaftlich und finanziell aufwerten

Der VDBD fordert deshalb auch dringend, Diabetesberaterinnen in strukturschwachen Regionen zu etablieren. “Menschen mit Diabetes müssen den Umgang mit ihrer Erkrankung lernen. Sie brauchen eine spezialisierte Behandlung, die neben der ärztlichen Betreuung aus einer intensiven Schulung durch Diabetesberaterinnen besteht, die die Betroffenen in ihrem Selbstmanagement unterstützt”, betonte die VDBD-Vorsitzende.

Politik und Kostenträger sollten zudem mehr Initiative zeigen, um das Berufsbild der Diabetesberaterin gesellschaftlich und finanziell aufzuwerten. “Dazu gehören eine bundesweite Anerkennung der Weiterbildung zur Diabetesberaterin als eigenständiger Beruf sowie eigene Abrechnungsmöglichkeiten”, sagte die VDBD-Geschäftsführerin Dr. Gottlobe Fabisch.


von Angela Monecke
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0, Fax: (0 61 31) 9 60 70 90,
E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (10) Seite 54-55

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  • bloodychaos postete ein Update vor 2 Tagen, 1 Stunde

    Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.

    • Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.

      So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
      Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.

      Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
      Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.

      Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
      https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
      Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷‍♂️

      Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
      Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
      (Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)

    • @ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.

    • @bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
      Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
      Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).

  • loredana postete ein Update vor 3 Tagen, 22 Stunden

    Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.

  • ambrosia postete ein Update vor 4 Tagen, 20 Stunden

    Ich wünsche allen einen schönen Mittwoch.

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