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Als im Februar der russische Angriff auf die Ukraine begann, hatte dies auch Auswirkungen auf die Versorgung von Menschen mit Diabetes. Insulin und Hilfsmittel wurden knapp, weshalb das Diabetes-Zentrum des Kinder- und Jugendkrankenhauses “Auf der Bult” umgehend eine „Insulin-Patenschaft“ für eine Klinik in Lwiw (Lemberg) übernahm. Mit dem Leiter des Zentrums, Prof. Dr. Thomas Danne, haben wir darüber gesprochen.
Dank einer Kooperation mit dem Hilfsprojekt „Insulin zum Leben“ konnte das Diabetes-Zentrum des Kinder- und Jugendkrankenhauses “Auf der Bult” in Hannover zwischenzeitlich bereits zwei große Hilfslieferungen mit Insulin an die Klinik in Lwiw (Lemberg) durchführen (das Foto oben zeigt die Übergabe in der Ukraine). Wir sprachen mit Prof. Dr. Thomas Danne, Leiter des Kinder-Diabetes-Zentrums in Hannover und Chefredakteur des Diabetes-Eltern-Journals, über den aktuellen Stand.
Herr Prof. Danne, ein Ende des Kriegs in der Ukraine ist leider weiterhin nicht in Sicht. Zuletzt gab es auch im Raum Lwiw wieder vermehrt russische Angriffe. Wie hat sich die Situation in Bezug auf die Insulin-Patenschaft entwickelt?
Prof. Dr. Thomas Danne: Wir sind gerade dabei, den dritten Hilfstransport in die Region zu organisieren. Die ersten beiden Fahrten wurden mit einem Kühltransporter für das Insulin durchgeführt. Aktuell darf der ukrainische Fahrer, der aus Lwiw kommt, das Land aber leider nicht mehr verlassen. Geplant ist nun, dass ein Krankentransportwagen, in dem ein Kühlschrank untergebracht ist, von Deutschland aus in die Ukraine fährt. Gleichzeitig werden dort auch Öfen zum Heizen hingebracht. Viele Menschen haben aktuell keinen Strom mehr, und es ist natürlich kalt. In der Lieferung enthalten sind zudem auch Campingkocher, damit man sich ohne Strom etwas kochen kann. Außerdem wieder zehn oder elf Boxen mit Insulin, aber auch Blutzuckermessgeräte – eben alles, was dort fehlt.
Prof. Dr. Thomas Danne ist Chefarzt des Kinder-Diabetes-Zentrums am Kinder- und Jugendkrankenhaus Auf der Bult in Hannover und Experte für Diabetes bei Kindern und Jugendlichen. Er engagiert sich für innovative Therapiemethoden und ist international als Forscher und Autor bekannt. Er hat die Insulinlieferungen für die Klinik in Lwiw mit initiiert.
Wissen Sie, inwieweit das Krankenhaus in Lwiw/Lemberg vom Krieg betroffen ist? Ist die Klinik noch intakt?
Danne: Das Krankenhaus, zu dem die Hilfslieferung jetzt gebracht wird, liegt in einem Nachbarort. Das ist eigentlich eine Geburtsklinik, in der die medizinische Versorgung zumindest noch etwas besser ist, aber auch dort müssen die Menschen aufgrund der Angriffe viel Zeit im Keller verbringen. Auch die Krankenhäuser sind leider unter Beschuss.
Wie hat der Transport der Hilfsgüter bislang funktioniert?
Danne: Das hat alles gut geklappt. Die Leute haben sich sehr gefreut, und wir haben auch ein offizielles Dankesschreiben bekommen. Bisher kamen, wie gesagt, immer Ukrainer nach Deutschland, um die Hilfsgüter hier abzuholen, aber jetzt läuft es aus den genannten Gründen etwas anders. Der Krankentransportwagen aus Deutschland, mit dem die aktuelle Hilfslieferung durchgeführt wird, soll nach meinem Kenntnisstand auf dem Rückweg auch einen Patienten aus der Ukraine mitbringen, damit dieser in Deutschland behandelt werden kann.
Sie möchten spenden, damit Insulin für die Klinik in Lwiw/Lemberg gekauft werden kann? Das Diabetes-Zentrum des Kinderkrankenhauses “Auf der Bult” in Hannover kooperiert mit dem Hilfsprojekt Insulin zum Leben, um Geld für Insulin für Lwiw in der Ukraine zu sammeln. Alle, die spenden möchten, nutzen dafür bitte die folgenden Daten:
Kontoinhaber: BDKJ „Insulin zum Leben“
Stichwort „Ukraine – Insulin“
Volksbank Hameln-Stadthagen eG
IBAN: DE20 2546 2160 0670 3208 01
BIC: GENO DE F1 HMP
Auch in Deutschland machen sich aufgrund der wirtschaftlichen Lage derzeit viele Menschen Sorgen. Spüren Sie Auswirkungen der aktuellen Inflation und Energiekrise auf die Spendenbereitschaft?
Danne: Da gibt es Wellenbewegungen. Natürlich ist es so, dass sich die Menschen in Deutschland mit der Zeit an das Thema Krieg in der Ukraine gewöhnen. Aber ich habe das Gefühl, dass in der aktuellen Situation wieder eine größere Hilfsbereitschaft da ist, weil der Winter kommt und man die Bilder von frierenden Menschen ohne Strom sieht.
DJ: Wir bedanken uns für das Gespräch!
Interview: Thorsten Ferdinand
5 Minuten
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