10 Diabetes-Momente mit Pumpine – vom Einleben zum Erleben (Teil #5.1)

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10 Diabetes-Momente mit Pumpine – vom Einleben zum Erleben (Teil #5.1)

Die ersten vier Wochen berichtete ich in der Beitragsreihe „Diabetes-Momente zwischen Kampf und Liebe – die ersten Tage mit meiner Pumpine“ (Teil #1, Teil #2, Teil #3, Teil #4) noch von der Therapieumstellung, die nicht nur mit der Anpassung der Insulindosis zu tun hatte, sondern auch viel in meiner Wahrnehmung im Bezug auf den Diabetes und mein Leben damit veränderte. Heute setze ich die Reihe mit Teil 5.1 und den ersten 5 von 10 Momenten als Pumperin fort.

BolusMultiVerz

  1. Die „Aha-Momente“. Ich habe ein anderes Verständnis für den Einfluss von Lebensmitteln auf den Blutzucker, insbesondere in Berücksichtigung der Fett-Protein-Einheiten, entwickelt. Mindestens einmal pro Tag nutze ich den Multiwave- (Kombination aus normaler und verzögerter Abgabe) oder den verzögerten Bolus, weil es sich bei so vielen Lebensmitteln bzw. zubereiteten Mahlzeiten anbietet. Solange ich mit dem Pen meinen eigenen „Möchtegern Verzögerten Bolus“ gebastelt habe, indem ich die Insulindosis gesplittet und mit einem gewissen Abstand dazwischen gespritzt habe, nutze ich das bei Pizza oder in Situationen, in denen ich nicht alles auf einmal gegessen habe, wie beim Grillen oder einem großen Frühstück. Jetzt gibt es für Kartoffeln mit Quark, Müsli mit (fettem) Joghurt oder auch beim Essen nach einer Hypoglykämie keinen normalen Bolus mehr.
  2. Die „Aua-Momente“. Nein, die Kanüle an sich oder gar das Setzen von dieser sind nicht schmerzhaft. Aber das (ungewollte) Entfernen davon schon! Super Möglichkeiten, sich die Kanüle rauszureißen, findet man nicht nur beim Klamotten an- oder ausziehen. Besonders gut klappt das auch, wenn man an Möbelstücken (beispielsweise dem Griff einer Schublade) hängen bleibt. Außerdem reiße ich mir die Kanüle nicht immer gleich raus, manchmal klappt der Adapter um, der dafür sorgt, dass die Kanüle in einem 90°-Winkel unter meiner Haut sitzt.Katheter-umgeklappt
  3. Die „Hä-Momente“. Nicht, dass mein Körper im Allgemeinen wenig Platz (Hautoberfläche) bietet, aber mir gehen die Kanülen-Stellen aus – und das schneller als gedacht. Insbesondere dadurch, dass mein gesamter Bauch als mögliche Setzstelle wegfällt. Alles direkt um den Bauchnabel und darunter ist wegen Lipohypertrophien gesperrt. Alles, was höher ist, verschwindet im Sitzen in einer Bauchfalte und dabei knickt die Kanüle oder der Schlauch ab. Ich strenge mich sehr an, keine neuen Lieblingsstellen zu überlasten, und probiere ein wenig herum.
    Der (äußere) Oberarm: absolut nicht meine erste Wahl, weil die Haut da sicher genug mit dem Pflaster vom FGM zu tun hat, aber einen Versuch wert. Es blieb allerdings bei genau dem einen Versuch. Der aus dem Ärmel kommende Schlauch irritierte mich bei Bewegungen sehr. Der Bauch: wie schon gesagt, problematisch wegen Fettröllchen und Lipos. Die Flanken: waren auf dem Weg zur neuen Lieblingssetzstelle. Ich musste mit der Stelle etwas aufpassen, da es sonst mit dem Hosenbund zu Eskalationen kommen konnte, aber sonst alles super. Das obere Gesäß/der Po: Klingt das für euch auch so befremdlich? Ich war erst sehr abgeneigt, aber als ich merkte, dass ich keine anderen Ideen mehr hatte, probierte ich es aus und muss sagen, dass das echt gut klappt. Bequem, relativ (abreiß-)sicher und gute Insulinverwertung.KatheterBein
    Die Oberschenkel: An der seitlichen Vorderseite der Garant dafür, mir die Kanüle rauszureißen, wenn auch sonst absolut angenehm zu tragen. Für Leute, die Schubladen nicht mit den Beinen einen Schubs geben, um diese zu schließen, aber sicherlich auch eine Empfehlung! Die seitliche Rückseite der Oberschenkel ist meine Neuentdeckung und ich liebe es sehr! Meistens lasse ich die Pflasterreste der entfernten Kanüle dran, um einen Anhaltspunkt zu haben, nicht zu nah an der Stelle direkt wieder ein Infusionsset zu setzen. Was ich leider nicht hinbekomme, und schon während der ICT immer versucht habe, ist, mir ein „Wechsel-Schema“ zu erstellen. Ich kenne die Grafiken und Tipps dazu und trotzdem handele ich nicht danach.
  4. Die „Ih-Momente“. Sowohl zu Anfang, als ich selbst ganz aufgeregt wegen der neuen Situation als Pumperin war und deshalb die Pumpe jedem zeigen wollte, als auch jetzt, wo es für mich so normal geworden ist, sie am Körper zu haben, reagierten Menschen darauf anders, als ich dachte. Und zwar mit Ekel. Oder zumindest einer Überforderung, die sie mit „Ih“ äußern. Und das, bevor sie den Katheter gesehen haben o.ä., sondern nur als Reaktion auf „Willst du mal sehen?“ oder wenn ich darauf antwortete, wie genau das jetzt funktioniert. Sorry, dass ich auf Medikamente angewiesen bin und Gefühle habe. Aber „Ih“ ist keine schöne Aussage.
  5. Die „Jippie-Momente“. Das HbA1c ist tatsächlich in den ersten beiden Monaten um 0,2% gesunken – und das mit weniger Hypos als vorher. Yay! Ich habe den Weg von „Wie fremd das alles ist“ zu „War es je anders?“ ziemlich gut gemeistert.

In den Punkten 6-10 erfahrt ihr unter anderem, warum ich auf einmal zu einer unhöflichen Gesprächspartnerin mutierte und warum einige Leute denken, eine Insulinpumpe wäre mit einer künstlichen Bauchspeicheldrüse gleichzusetzen.

Magst Du alle Teile der Serie lesen? Dann geht es hier weiter:

Teil #1Teil #2Teil #3Teil #4Teil #5.1Teil #5,2, Teil #6 und Teil 7

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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