FGM und CGM: Daten richtig interpretieren

4 Minuten

FGM und CGM: Daten richtig interpretieren

Die neuen kontinuierlichen Messsysteme bringen uns viele Vorteile, mitunter aber auch Nachteile: Wir können mit ihnen an riesige Mengen von Daten kommen, Informationen verarbeiten – und damit eine bessere Therapie formen oder Alltagsprobleme mit anderen Strategien günstiger lösen. Allerdings können die Mengen an Daten aus FGM- oder CGM-Systemen Patienten und ihre Behandler überfrachten. Oft fehlen die Zeit und manchmal auch das Wissen, sich ausreichend mit den vielen Zahlen und Kurven zu beschäftigen und sie zu interpretieren. Wir geben eine Hilfestellung.

Mit kontinuierlichen Messsystemen wie iscCGM/FGM oder auch rtCGM gewinnen Patienten wie Behandler große Mengen an Informationen. Um die Daten gut interpretieren zu können, ist es wichtig, dass die Glukosewerte zu sehen sind – und auch Informationen eingegeben werden wie Kohlenhydrat-Mengen (z. B. als KE), Spritz- bzw. Bolusmengen, Sport, Stress und vieles mehr.

FGM und CGM: Je nach System ist mehr oder weniger möglich …

Beim FGM kann man nur in begrenztem Umfang weitere Informationen als Marker eingeben, genau gesagt KE-Mengen, Spritzmengen, Bewegung und besondere Ereignisse. Diese können am Computer individualisiert werden – ein Beispiel: aus Bewegung wird Gassi gehen.

Bei den rtCGM-Systemenverhält es sich ähnlich, aber wenn diese im Zusammenhang mit einer Insulinpumpentherapie genutzt werden, werden sehr viele Informationen direkt über die Pumpe automatisch übermittelt: Bolusmenge und -art, temporäre Basalraten oder Katheterwechsel.

Um diese Flut an Daten richtig verwerten zu können, müssen sie in einer übersichtlichen Form vorliegen und bereits vom Patienten selbst begutachtet und eventuell durch Erklärungen ergänzt werden. Erst so ist eine optimale Informationsverarbeitung und eine Verbesserung der Therapie möglich.

Entscheidend: Analyse der Werte der vergangenen Zeit

Viele Patienten nutzen die aktuellen Messwerte für ihre täglichen Entscheidungen: Aber die Analyse der Werte der vergangenen Zeit bietet die wahre Option auf Verbesserung der Therapie. Selbst wenn nur die aufgezeichneten Daten vorhanden sind und keine weiteren Informationen mit eingepflegt wurden, lohnt sich eine Analyse der Werte – oftmals im Gegensatz zu den früheren Blutzuckertagebüchern.

Im Zeitalter des reinen Blutzuckermessens wurden punktuell Werte in ein Blutzuckertagebuch geschrieben; dieses beschränkte sich aufgrund der Art der Messung auf wenige Werte und war ohne zusätzliche Informationen kaum verwertbar. Einen Glukoseverlauf konnte man dadurch ebenfalls nicht sehen, auch wenn grafisch die Werte durch eine Linie verbunden wurden, denn was dazwischen geschehen war, war nicht bekannt.

Mit der Aufzeichnung der kontinuierlichen Werte über 24 Stunden ist ein Glukoseverlauf sichtbar und bietet damit eine gute Übersicht – besonders wenn die Daten mehrerer Tage (am besten 2 Wochen) bereits in eine übersichtliche Analysestruktur gebracht wurden (z. B. als AGP: ambulantes Glukoseprofil): Hier zeigt, wie in der Abbildung 2 zu sehen ist, eine Kurve den medianen Verlauf der Glukose; im dunkelblauen Bereich befinden sich 50 Prozent aller erfassten Werte und 80 Prozent aller Werte im hellblauen Bereich. Damit sieht man den Durchschnitt, aber auch die Variation der Werte.

Wichtige Hinweise auf die Basalrate

Liegen die Werte insgesamt zu hoch, zu tief oder richtig? Das ist ein Hinweis, dass die Basisversorgung mit Insulin verändert werden muss.

Fallen immer wiederkehrende hohe oder tiefe Werte auf – ohne große Schwankungsbreite? Hier zeigen sich Hinweise auf unpassende KE-Faktoren für das Mahlzeiteninsulin. Fallen Schwankungen auf mit einer sehr großen Variabilität? Dahinter könnten sich Alltagsprobleme verstecken.

Daten richtig analysieren: zunächst die Nacht …

Zunächst ist es empfehlenswert, sich die Nachtverläufe genauer anzusehen. In der Nacht nehmen normalerweise Faktoren wie Essen, Stress und Bewegung keinen Einfluss; der entscheidende Faktor ist das Basalinsulin oder die Basalrate. Damit sollte die Schwankungsbreite (Variabilität) der Daten gering sein. Einflussfaktoren, die noch in die Nacht wirken können, sind beispielsweise stärkere Bewegungseinheiten am Vortag oder Alkohol am Vorabend. Sollten solche Einflüsse am Tag zuvor gewirkt haben, ist es wichtig, diese im Protokoll zu vermerken.

… dann die Hauptmahlzeiten

Im zweiten Schritt werden die Verläufe nach den Hauptmahlzeiten begutachtet: Hier richtet sich das Interesse zunächst auf die Glukoseanstiege innerhalb der ersten 1,5 Stunden. Danach wird der Verlauf innerhalb der Insulinwirkzeit des Bolusinsulins und im Anschluss bis zur nächsten Hauptmahlzeit betrachtet. So können KE-Faktoren, Korrekturregeln oder auch der Basalinsulinbedarf beurteilt werden.

Manche Systeme bieten einen weiteren Beurteilungsparameter, ob eine Einstellung stabil läuft; dabei handelt es sich um den Quotienten aus Mittelwert und Standardabweichung. Ist der Quotient aus Mittelwert zu Standardabweichung kleiner 2, spricht dies für einen eher instabilen Glukoseverlauf. Liegt der Quotient über 3, handelt es sich um eine stabile Einstellung. Bei Werten zwischen 2 und 3 lohnt es sich, Einzelfaktoren genauer unter die Lupe zu nehmen.

Weiterhin lohnt es sich, einzelne Tage genauer anzusehen, wenn man keine Muster erkennen kann. Um eine genauere Analyse der einzelnen Tage vorzunehmen, ist es allerdings unabdingbar, dass weitere Faktoren wie KE-Mengen, schnelle oder langsame Kohlenhydrate, Sport, Stress, Krankheit oder Periode zu vermerken.

Diese Analyse der Einzelwerte kann hilfreich sein, um “Ausreißer” in den Werten nicht überzubewerten, aber auch, um beim nächsten Pizzaessen, der nächsten Fahrradtour oder Ähnlichem aus den Verläufen zu lernen und eine bessere Alltagsanpassung an Sondersituationen vorzunehmen.

Fazit

Eine genauere Analyse mittels computergestützter Programme hilft sowohl den Patienten als auch den Behandlern. Aber es braucht etwas Zeit und Struktur, aus der Fülle der Daten etwas Sinnvolles herauszulesen und damit die Therapieeinstellungen zu verbessern. Auch bei FGM und rtCGM gilt: Je mehr Zusatzinformationen in das System eingegeben werden, umso genauer wird die Analyse.

Die vielen wertvollen Informationen können zu einer Verbesserung der Therapie führen: mit einer grafischen Voranalyse wie dem AGP, mit einer schrittweisen Herangehensweise über den Nachtverlauf, im Anschluss daran die Mahlzeitenverläufe und bei Bedarf die Einzeltaganalyse.

Schwerpunkt Kontinuierliche Glukosemessung

von Dr. oec. troph. Astrid Tombek

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2018; 67 (5) Seite 26-28

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Veranstaltungen der Diabetes-Selbsthilfe zum Weltdiabetestag: Aktiv vom Nordseestrand zum Alpenrand

Jedes Jahr am 14. November ist Weltdiabetestag. Das ist Anlass für viele in der Diabetes-Szene, rund um dieses Datum die Öffentlichkeit mit großen Veranstaltungen und Aktionen über Diabetes zu informieren. Auch die organisierte Selbsthilfe ist dabei aktiv „vom Nordseestrand zum Alpenrand“ – neben ihren Veranstaltungen, die das ganze Jahr über stattfinden.
Veranstaltungen der Diabetes-Selbsthilfe zum Weltdiabetestag: Aktiv vom Nordseestrand zum Alpenrand | Foto: LAYHONG - stock.adobe.com

3 Minuten

DDG fordert verbindliche Maßnahmen zur Prävention von Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen

Angesichts steigender Fallzahlen und begrenzter Therapieoptionen für Kinder und Jugendliche mit Typ-2-Diabetes, forderte die Deutsche Diabetes Gesellschaft auf der Vorab-Pressekonferenz zur Diabetes Herbsttagung 2025 konsequente verhältnispräventive Maßnahmen, die von Werberegulierungen bis zu verbindlichen Qualitätsstandards in der Schulverpflegung reichen.
Forderungen der DDG: Verbindliche Präventionsmaßnahmen gegen Typ-2-Diabetes im Kindesalter | Foto: DDG/Screenshot MedTriX

2 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände