- Technik
Moderne Hilfsmittel: Diabetes-Technologie – eine Typ-Sache?!
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Die rasante Entwicklung der Diabetes-Technologie hat Therapie-Ansätze des Diabetes nachhaltig beeinflusst. Je nach Diabetes-Typ und der individuellen Therapie kommen unterschiedliche Technologien zum Einsatz, die den Alltag der Betroffenen erleichtern und die Glukosekontrolle optimieren können.
Moderne Technologien helfen Menschen mit Typ-1- und mit Typ-2-Diabetes. Doch gilt dabei das Prinzip „alles für alle“? Diabetes-Beraterin Juliane Ehrmann zeigt in diesem Beitrag auf, dass es unterschiedliche Lösungen gibt, die für die jeweiligen Diabetes-Typen besonders geeignet sind.
Moderne Diabetes-Technologien
Menschen mit Diabetes, egal welchen Typs, profitieren heute von Diabetes-Technologien. Verfügbar sind zum Beispiel:
- Systeme zum kontinuierlichen Glukose-Messen (CGM)
- Systeme zur automatisierten Insulin-Dosierung (AID)
- smarte Insulinpens
- digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA)
Technologien bei Typ-1-Diabetes
Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes ist die Insulintherapie und somit auch die Selbstkontrolle der Glukosewerte unerlässlich. Moderne Technologien unterstützen dabei auf vielfältige Weise.
Kontinuierliches Glukose-Messen (CGM)
CGM-Systeme bieten mehr als nur ein ein- bis fünfminütiges Übertragen des aktuellen Werts. Auch Daten aus der Vergangenheit und Prognosen können bei Entscheidungen wie der Insulindosis zu Mahlzeiten oder bei Maßnahmen vor körperlicher Aktivität unterstützen. Nicht zu vergessen ist die Möglichkeit der Alarm-Funktion bei hohen und niedrigen Werten. Diese können Sicherheit geben, um rechtzeitig zu reagieren.
Die Entwicklung der Sensoren geht stetig voran. Aspekte wie Tragedauer, unauffälliges und kleines Design, hohe Messgenauigkeit, Anwenderfreundlichkeit, personalisierte Einstellungen, aber auch die längerfristige Prognose der Werte werden hierbei eine Rolle spielen.
Automatisierte Insulin-Dosierung (AID)
AID-Systeme kombinieren Insulinpumpen und CGM mit einem Algorithmus und passen die Insulin-Abgabe für den Grundbedarf automatisiert an die aktuellen Glukosewerte an. Mahlzeiten oder auch körperliche Aktivität müssen diesen Systemen noch mitgeteilt werden, damit der Algorithmus sich diesen Situationen anpassen kann. In den vergangenen fünf Jahren war die Entwicklung von AID-Systemen immens. Die Funktionsweisen der Algorithmen sind verschieden. Daher will der Umgang gelernt sein, um einen möglichst großen Nutzen zu haben.
Smarte Insulinpens
Einige Menschen möchten nicht ständig etwas am Körper tragen oder sich nicht von der Technik abhängig fühlen. Wenn trotz dieser Freiheit mehr Technik gewünscht ist, können smarte Insulinpens helfen. Noch ist die Auswahl gering und die „smarten“ Pens unterscheiden sich darin, wie „schlau“ sie tatsächlich sind. Manche Smart-Pens speichern lediglich den Zeitpunkt und die Dosis der letzten Insulingabe; andere machen konkrete Vorschläge zur Insulin-Dosierung.
Für Letztere braucht es den Smart-Pen, ein CGM-System, einen Algorithmus und die Kompatibilität dieser Komponenten. Die Logik ist vergleichbar mit einem AID-System: Der Algorithmus macht auf Grundlage der CGM-Daten und der gespeicherten Insulingaben Vorschläge für Insulindosen.
Durch das Sichtbarmachen der Glukoseverläufe in Kombination mit den Insulin-Wirkkurven können zu frühe Insulin-Korrekturen vermieden werden, was das Risiko für Unterzuckerungen reduziert. Zusätzlich kann eine Alarm-Funktion an vergessene Bolusgaben erinnern.
Technologien bei Typ-2-Diabetes
Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes steht oft die Lebensstiländerung im Vordergrund, ergänzt durch medikamentöse Therapie. Technologische Hilfsmittel gewinnen jedoch auch hier an Bedeutung.
CGM-Systeme
Auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes können CGM-Systeme nützlich sein, insbesondere bei Insulintherapie. Aber auch ohne Insulin lassen sich die Effekte von Ernährung und Bewegung auf den Glukoseverlauf sehr gut nachvollziehen. Änderungen des Verhaltens werden durch CGM direkt sichtbar, was motivieren kann. Allerdings sollte man aufpassen, dass sich hier nicht eine Gewöhnung einstellt. CGM intermittierend, also immer mal wieder, zu nutzen, könnte sinnvoll sein.
Smart-Pens
Auch bei Typ-2-Diabetes können Smart-Pens unterstützen. Die Erinnerung an Insulingaben oder auch konkrete Vorschläge für Insulin-Dosierungen sind auch hier sinnvoll und können zu einer Erleichterung oder Verbesserung der Glukosesituation führen.
Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA)
Apps und andere digitale Anwendungen können bei der Ernährungsplanung, Bewegung und allgemeinen Therapie-Überwachung unterstützen. Sie können helfen, den Lebensstil zu optimieren und Therapie-Empfehlungen einzuhalten. Die Besonderheit an DiGA ist, dass die Kosten dafür von Krankenkassen übernommen werden.
Technologie-Nutzen
- CGM-Systeme zeigen Verhaltens-Änderungen direkt an. Alarme erhöhen die Sicherheit der Anwendenden.
- Smart-Pen-Systeme speichern Insulingaben, können u. a. Dosis-Empfehlungen geben und an Insulingaben erinnern.
- AID-Systeme passen die Insulin-Abgabe für den Grundbedarf automatisiert an die aktuellen Glukosewerte an.
Zukunftstrends
Die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) und Maschinen-Lernen in Diabetes-Technologien verspricht weitere Verbesserungen in der personalisierten Therapie. KI kann dazu beitragen, dass CGM-Systeme die Glukosewerte über längere Zeit vorhersagen können oder AID-Systeme keine Ankündigung von Mahlzeiten mehr brauchen, sondern diese automatisch erkennen.
Auch durch stärkere Individualisierung der Algorithmen (z.B. für AID- oder Smart-Pen-Systeme) trägt KI zu einer noch besseren Glukosesituation bei. Großes Ziel der KI-Integration ist es, den Alltag von Menschen mit Diabetes zu erleichtern, indem mehr Aufgaben von der KI automatisiert übernommen werden.
Fazit
Insgesamt bieten moderne Diabetes-Technologien maßgeschneiderte Lösungen für verschiedene Diabetes-Typen und Therapieformen. Diese sollen zu stabileren Glukoseverläufen mit weniger Akutsituationen wie schweren Unter- bzw. Überzuckerungen sowie einer verbesserten Lebensqualität führen.
von Juliane Ehrmann
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 73 (5) Seite 18-19
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