- Technik
Moderne Hilfsmittel: Diabetes-Technologie – eine Typ-Sache?!
3 Minuten
Die rasante Entwicklung der Diabetes-Technologie hat Therapie-Ansätze des Diabetes nachhaltig beeinflusst. Je nach Diabetes-Typ und der individuellen Therapie kommen unterschiedliche Technologien zum Einsatz, die den Alltag der Betroffenen erleichtern und die Glukosekontrolle optimieren können.
Moderne Technologien helfen Menschen mit Typ-1- und mit Typ-2-Diabetes. Doch gilt dabei das Prinzip „alles für alle“? Diabetes-Beraterin Juliane Ehrmann zeigt in diesem Beitrag auf, dass es unterschiedliche Lösungen gibt, die für die jeweiligen Diabetes-Typen besonders geeignet sind.
Moderne Diabetes-Technologien
Menschen mit Diabetes, egal welchen Typs, profitieren heute von Diabetes-Technologien. Verfügbar sind zum Beispiel:
- Systeme zum kontinuierlichen Glukose-Messen (CGM)
- Systeme zur automatisierten Insulin-Dosierung (AID)
- smarte Insulinpens
- digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA)
Technologien bei Typ-1-Diabetes
Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes ist die Insulintherapie und somit auch die Selbstkontrolle der Glukosewerte unerlässlich. Moderne Technologien unterstützen dabei auf vielfältige Weise.
Kontinuierliches Glukose-Messen (CGM)
CGM-Systeme bieten mehr als nur ein ein- bis fünfminütiges Übertragen des aktuellen Werts. Auch Daten aus der Vergangenheit und Prognosen können bei Entscheidungen wie der Insulindosis zu Mahlzeiten oder bei Maßnahmen vor körperlicher Aktivität unterstützen. Nicht zu vergessen ist die Möglichkeit der Alarm-Funktion bei hohen und niedrigen Werten. Diese können Sicherheit geben, um rechtzeitig zu reagieren.
Die Entwicklung der Sensoren geht stetig voran. Aspekte wie Tragedauer, unauffälliges und kleines Design, hohe Messgenauigkeit, Anwenderfreundlichkeit, personalisierte Einstellungen, aber auch die längerfristige Prognose der Werte werden hierbei eine Rolle spielen.
Automatisierte Insulin-Dosierung (AID)
AID-Systeme kombinieren Insulinpumpen und CGM mit einem Algorithmus und passen die Insulin-Abgabe für den Grundbedarf automatisiert an die aktuellen Glukosewerte an. Mahlzeiten oder auch körperliche Aktivität müssen diesen Systemen noch mitgeteilt werden, damit der Algorithmus sich diesen Situationen anpassen kann. In den vergangenen fünf Jahren war die Entwicklung von AID-Systemen immens. Die Funktionsweisen der Algorithmen sind verschieden. Daher will der Umgang gelernt sein, um einen möglichst großen Nutzen zu haben.
Smarte Insulinpens
Einige Menschen möchten nicht ständig etwas am Körper tragen oder sich nicht von der Technik abhängig fühlen. Wenn trotz dieser Freiheit mehr Technik gewünscht ist, können smarte Insulinpens helfen. Noch ist die Auswahl gering und die „smarten“ Pens unterscheiden sich darin, wie „schlau“ sie tatsächlich sind. Manche Smart-Pens speichern lediglich den Zeitpunkt und die Dosis der letzten Insulingabe; andere machen konkrete Vorschläge zur Insulin-Dosierung.
Für Letztere braucht es den Smart-Pen, ein CGM-System, einen Algorithmus und die Kompatibilität dieser Komponenten. Die Logik ist vergleichbar mit einem AID-System: Der Algorithmus macht auf Grundlage der CGM-Daten und der gespeicherten Insulingaben Vorschläge für Insulindosen.
Durch das Sichtbarmachen der Glukoseverläufe in Kombination mit den Insulin-Wirkkurven können zu frühe Insulin-Korrekturen vermieden werden, was das Risiko für Unterzuckerungen reduziert. Zusätzlich kann eine Alarm-Funktion an vergessene Bolusgaben erinnern.
Technologien bei Typ-2-Diabetes
Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes steht oft die Lebensstiländerung im Vordergrund, ergänzt durch medikamentöse Therapie. Technologische Hilfsmittel gewinnen jedoch auch hier an Bedeutung.
CGM-Systeme
Auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes können CGM-Systeme nützlich sein, insbesondere bei Insulintherapie. Aber auch ohne Insulin lassen sich die Effekte von Ernährung und Bewegung auf den Glukoseverlauf sehr gut nachvollziehen. Änderungen des Verhaltens werden durch CGM direkt sichtbar, was motivieren kann. Allerdings sollte man aufpassen, dass sich hier nicht eine Gewöhnung einstellt. CGM intermittierend, also immer mal wieder, zu nutzen, könnte sinnvoll sein.
Smart-Pens
Auch bei Typ-2-Diabetes können Smart-Pens unterstützen. Die Erinnerung an Insulingaben oder auch konkrete Vorschläge für Insulin-Dosierungen sind auch hier sinnvoll und können zu einer Erleichterung oder Verbesserung der Glukosesituation führen.
Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA)
Apps und andere digitale Anwendungen können bei der Ernährungsplanung, Bewegung und allgemeinen Therapie-Überwachung unterstützen. Sie können helfen, den Lebensstil zu optimieren und Therapie-Empfehlungen einzuhalten. Die Besonderheit an DiGA ist, dass die Kosten dafür von Krankenkassen übernommen werden.
Technologie-Nutzen
- CGM-Systeme zeigen Verhaltens-Änderungen direkt an. Alarme erhöhen die Sicherheit der Anwendenden.
- Smart-Pen-Systeme speichern Insulingaben, können u. a. Dosis-Empfehlungen geben und an Insulingaben erinnern.
- AID-Systeme passen die Insulin-Abgabe für den Grundbedarf automatisiert an die aktuellen Glukosewerte an.
Zukunftstrends
Die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) und Maschinen-Lernen in Diabetes-Technologien verspricht weitere Verbesserungen in der personalisierten Therapie. KI kann dazu beitragen, dass CGM-Systeme die Glukosewerte über längere Zeit vorhersagen können oder AID-Systeme keine Ankündigung von Mahlzeiten mehr brauchen, sondern diese automatisch erkennen.
Auch durch stärkere Individualisierung der Algorithmen (z.B. für AID- oder Smart-Pen-Systeme) trägt KI zu einer noch besseren Glukosesituation bei. Großes Ziel der KI-Integration ist es, den Alltag von Menschen mit Diabetes zu erleichtern, indem mehr Aufgaben von der KI automatisiert übernommen werden.
Fazit
Insgesamt bieten moderne Diabetes-Technologien maßgeschneiderte Lösungen für verschiedene Diabetes-Typen und Therapieformen. Diese sollen zu stabileren Glukoseverläufen mit weniger Akutsituationen wie schweren Unter- bzw. Überzuckerungen sowie einer verbesserten Lebensqualität führen.
von Juliane Ehrmann
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 73 (5) Seite 18-19
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 14 Stunden, 57 Minuten
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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mayhe antwortete vor 13 Stunden, 32 Minuten
Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
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stephanie-haack postete ein Update vor 1 Tag, 12 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 1 Tag, 11 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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