MiniMed670G-Meetup: „Reden“, „zuhören“, steuern!

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© Medtronic
MiniMed670G-Meetup: „Reden“, „zuhören“, steuern!

Mit einem spannenden, interessanten und erlebnisreichen Wochenende startete eine Gruppe von Typ-1-Diabetikern gemeinsam mit einer neuen Therapie: der automatischen Insulinsteuerung aufgrund von kontinuierlich gemessenen Glukosewerten.

5 – 4 – 3 – 2 – 1 – dann flog das Konfetti – und alle Teilnehmer starteten beim #MiniMed670G_Meetup 2019 Ende Oktober in Meerbusch gemeinsam in den Automodus des Systems ­MiniMed 670G. Die Spannung war deutlich zu spüren: Würde das System tatsächlich problemlos starten? Wie würde es die Glukosewerte regulieren?

Mit Countdown und Konfetti-Regen starteten wir alle gemeinsam in den Automodus des Systems MiniMed 670G.

Da wir alle direkt zuvor unseren aktuellen Blutzuckerwert gemessen hatten, hatte das Konfetti den gewünschten Effekt: Bei nahezu allen ging das System vom manuellen Modus in den Automodus über.

Zaubernde Insulinpumpe

Was ist das Besondere an diesem System, dass Medtronic deswegen sogar ein Event-Wochenende veranstaltet in Kombination mit einem Produkttest durch die Diabetes-Community Blood Sugar ­Lounge? „Was die Pumpe so besonders macht, ist, dass sie zaubern kann!“, davon ist Janine Behrens überzeugt. Sie arbeitet bei Medtronic, trägt aber als Typ-1-Dia­betikerin auch selbst die MiniMed 670G – sie weiß also genau, wovon sie spricht.

„Die beiden“ – damit meint sie die Insulinpumpe und das System zum kontinuierlichen Glukosemonitoring (CGM) – „reden miteinander, aber die hören auch einander zu.“ So schaffen sie es, uns täglich viele von den etwa 300 Entscheidungen, die wir ohne diese Unterstützung treffen müssen, abzunehmen. Sie und ihre Kollegen mit Typ-1-Diabetes, die das System schon länger tragen, liegen damit 83,5 Prozent eines Tages im Glukosezielbereich zwischen 70 und 180 mg/dl (3,9 bis 10,0 mmol/l).

Piloten und Kopiloten

Wir fragten uns, ob das auch im normalen und oft chaotischen Alltag funktionieren kann … „Ja, das funktioniert im Alltag super gut“, bestätigte Marianne Finke, ebenfalls bei diesem Insulinpumpenhersteller tätige Typ-1-Diabetikerin. Sie berichtete: „Das passt sich automatisch eurem Leben an, das System.“

Allerdings arbeitet das „Automated Insulin Delivery System“, kurz: AID-System, nicht vollständig allein. Auch wenn es automatisch aufgrund der CGM-Werte Insulin abgibt und so im Prinzip wie ein Pilot fungiert, braucht es uns Träger des Systems noch als Kopiloten. Insulin zum Essen zum Beispiel müssen wir weiter selbst abgeben, die Insulinmenge berücksichtigt das System aber bei seinen automatischen Entscheidungen.

Diabetes einfach mal vergessen

Intensiv diskutierten wir über alles, was uns bezüglich des neuen Systems auf den Nägeln brannte – genau dafür sah der Zeitplan extra viel Zeit vor. Gut war dabei auch, dass Dr. Louisa van den Boom und Bastian Niemeier über eine bereits längere Nutzungsphase berichten konnten. Beide haben auch Typ-1-Diabetes, Louisa ist Kinderdiabetologin in Frankfurt, Bastian erstellt leidenschaftlich gern Videos, auch über seinen Diabetes.

„Die Pumpe mit Automodus lässt mich nicht ständig an den Diabetes denken“, freute sich Bastian Niemeier.

Louisa zum Beispiel erläuterte uns, dass der Automodus Zeit braucht, um zu lernen; das können durchaus ein paar Wochen sein. Geduld gehört also dazu. Aber auch wir selbst müssen durch das, was uns der Automodus zeigt – anhand der Glukosewerte und der Insulinabgabe – weiterlernen und bei Bedarf unsere Insulinfaktoren anpassen. Bastian genießt es, dass der Automodus ihn manchmal den Diabetes einfach vergessen lässt …

Riesenspaß mit allen Werten

Mit unserem neuen System ging es dann in die Skihalle Neuss. Auch hier stand wieder die Frage im Raum: Was macht der Automodus, wenn wir ihn mit „Wintergames“ so richtig herausfordern? Bei „Biathlon“, Rodelgaudi, Eisstockschießen, Tauziehen und Viererski hatten wir einen Riesenspaß und es war alles dabei: Die einen hatten super Werte, andere unterzuckerten, bei wieder anderen stiegen die Werte an.

Richtig viel Spaß und eine große Herausforderung für den frisch gestarteten Automodus brachten die „Wintergames“ am Abend in der Skihalle Neuss.

Das Fazit: Unsere MiniMed 670G und wir müssen uns nun in aller Ruhe aneinander gewöhnen.


von Dr. med. Katrin Kraatz

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (1) Seite 10-11

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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