- Aus der Community
Spotting Diabetes USA Edition
4 Minuten
Bevor ich meinen ersten Arbeitstag bei Disney hatte, habe ich mir tatsächlich intensiv Gedanken darüber gemacht, ob ich meine Pumpe und mein CGM unter der Kleidung bewusst „verstecke“ oder nicht.
Während es mir in Deutschland tatsächlich öfter mal passiert ist, dass jemand meine Gadgets mit etwas total anderem vergleicht oder verwechselt, habe ich in den USA kein einziges mal einen schlauen Spruch zu hören bekommen.

Der erste Podder
Wenn man täglich mit mehreren hundert Menschen interagiert, in einer Klimazone, in der Shorts und T-Shirt der einzig sinnvolle Kleidungsstil sind, könnte man sich vorstellen, dass man da das ein oder andere Mal einen Menschen mit Pumpe oder CGM sieht. Tatsächlich hat es fast 3 Monate gedauert, bis ich den ersten Gast mit Omnipod entdeckt hatte auf Arbeit. Umso größer war dann die Freude. Die Dame, die ungefähr in meinem Alter war, hatte einen Omnipod am Arm kleben, als sie sich in die Schlange zum Bierausschank stellte.
Als ihre Zeit zum Bestellen kam, schrie ich sie förmlich an vor Begeisterung: „Oh my god, that’s an Omnipod.“ Sie schaute mich kurz verwirrt an, bis ich meinen Rock ein bisschen hochzog und mein Pod am Oberschenkel zum Vorschein kam. Auch dann kam von ihr ein hysterischer Freudenschrei. Warum man sich da so aufführt, weiß ich rückblickend auch nicht mehr. Es war für uns beide in diesem Moment einfach eine schöne Überraschung. Zum Bier gab es dann noch eine „Complementary-Prezel“ von mir, denn Diabetiker müssen schon mit genug „Pricks“ (deutsch: Stiche oder Sticheleien) umgehen.

Die Familie, die mir immer im Kopf bleiben wird
Einen Abend im späten Sommer sprach ich eine Familie an mit zwei Töchtern, die ungefähr 10 Jahre alt waren, um sie zu ihrem Tisch im Restaurant zu bringen. Sofort fiel mir der Dexcom-Sensor am Arm der Älteren auf. Sie hatte einen Sticker auf dem Transmitter kleben, also sagte ich ihr, dass ich den sehr hübsch finde, und brachte meinen eigenen am Arm zum Vorschein. Während ich die Familie zum Tisch brachte, wandte ich mich an den Vater und erklärte ihm, dass wir leider keine Nährwertangaben zur Verfügung hätten, sie aber gerne nach einem unserer Chefköche fragen können, die ihnen gut weiterhelfen können, da sie natürlich genau wissen, was an Zutaten in die Gerichte kommt.
Ich ging wieder nach draußen, um die nächsten Familien ins Restaurant zu bringen, und hörte kurze Zeit später, wie jemand meinen Namen rief. Es war der Vater, der mit einem Handy und einem Ladekabel auf mich zukam und fragte, ob er irgendwo das iPhone seiner Tochter laden könnte, da darüber der Dexcom lief. Wir haben im Restaurant keine Steckdosen für die Gäste und müssen bei solchen Anfragen normalerweise ablehnen. Da ich allerdings selbst weiß, wie wichtig sowas ist, sprach ich mit meinen Managern, erklärte die Situation und steckte das Handy am Podium an.
Bevor meine Schicht zu Ende war, sah ich nochmal nach der Familie und fragte, ob alles in Ordnung sei. Am nächsten Tag habe ich ein sogenanntes „Guest-Compliment“ bekommen, da sich der Vater mit einer meiner Managerinen in Verbindung gesetzt hatte und ihr erklärte, wie toll er meinen Einsatz fand. Den Ausdruck davon habe ich immer noch.

Sticker für die Kleinen
Eine weitere Omnipod-Nutzerin entdeckte ich im Wartebereich vor dem Restaurant. Sie war vielleicht vier Jahre alt und hatte die Patch-Pumpe am Arm kleben. Wir haben kleine Sticker mit Mickey-Maus oder Bären, die wir an Kinder verteilen können. Ich schnappte mir ein paar, ging auf sie zu und sagte ihr, dass sie diese auf ihren Omnipod kleben kann, dass der auch im Disney-Look ist. Mit leuchtenden Augen tat sie das sofort.
Was haben die Leute alles am Körper?
Im Juli fand in Orlando die jährliche „Friends for Life“-Konferenz statt. Das ist eine der größten Kongresse für Familien mit Typ-1-Diabetes in den USA und sie findet direkt im Coronado Springs Resort von Disney statt. Natürlich gibt es dann viele Familien, die mit ihren Kindern auch mal die Parks besuchen. Ich hatte an diesem Wochenende frei und war privat in den Parks. Im Raucherbereich hörte ich eine Familie neben mir über mich/mit mir reden. Sie haben sich gewundert, was das alles für Geräte sind und sie hätten schon mehr Leute mit ähnlichen „Dingen“ in dieser Woche gesehen. Ich erklärte ihnen kurz, was momentan stattfand, bevor ich mich auf den Weg in den Park machte.

OH MY GOD! That is Nick Jonas!
Promis, die die Disney Parks besuchen, wurden schnell normal für mich. Da wir eines der Restaurants mit den meisten Sitzplätzen im Epcot-Freizeitpark sind, war es nicht selten, dass eine Berühmtheit mit Familie, Bodyguards und der ganzen Crew bei uns eincheckte. Wir behandeln jeden Gast gleich, egal ob Popstar, Sportler, Schauspieler oder „Normalo“. Aber natürlich wird unter den Mitarbeitern getuschelt. Eines Abends bemerkte ich, wie hauptsächlich meine weiblichen Kollegen verstohlen in die Richtung unseres etwas abgeschiedenen Levels schauten, kicherten und flüsterten. Wie ich schnell merkte, hatte Nick Jonas mit seiner gesamten Crew eingecheckt und genoss unser Büfett. Während meine Kollegen sich darüber unterhielten, welchen sie von den Jonas Brothers am besten fanden oder wie hübsch Nicks Frau sei, gab es für mich nur ein Thema: Das ist der Jonas Brother mit Typ-1-Diabetes.
Was sind eure Geschichten von „Menschen mit Diabetes in freier Wildbahn“, die euch im Gedächtnis geblieben sind? Schreibt es gerne in die Kommentare. Ich freue mich darüber.
Von Melissa gibt es noch mehr „Gossip“: Auch Ruhm schützt vor Krankheit nicht – Prominente mit Diabetes!
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carogo postete ein Update vor 1 Tag, 7 Stunden
Hallo zusammen! Ich habe mich mit einer Freundin über die Rezepte in der Zeitschrift unterhalten und wir haben uns gefragt, was es eigentlich konkret mit den Nähwertangaben und der Unterscheidung zwischen Kohlenhydraten und anrechnungspflichtign KH auf sich hat?
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cesta postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa
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kw antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)
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cesta antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
@kw: Vielen lieben Dank für den Tipp!
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cesta antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
@moira: Vielen lieben Dank für den Tipp!
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 3 Wochen
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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mayhe antwortete vor 3 Wochen
Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 2 Wochen, 6 Tagen
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 2 Wochen, 6 Tagen
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike -
sveastine antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻♀️
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.
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Das wüsste ich auch gerne.
Liebe Carogo,
anrechnungspflichtige KH sind Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel erhöhen. Es gibt auch KH, die nicht direkt blutzuckersteigernd wirken und damit für die Insulintherapie nicht oder nicht voll angerechnet werden müssen, wie bspw. Ballaststoffe oder KH, die nur sehr langsam den Blutzucker beeinflussen.
VLG
Gregor aus der Diabetes-Anker Redaktion
@gregor-hess: danke für die Antwort! Könntest du hierfür mal Beispiele nennen?