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Testen bleibt wichtig bei Corona. Ein süddeutsches Unternehmen hat einen viel präziseren Test entwickelt – und reduziert dabei auch noch den Plastikverbrauch. Unser Kolumnist Hans Lauber hat sich das mal genauer angesehen.
Sicher ist bei den Corona-Maßnahmen nur eines: Vieles ist unsicher. Galt bis vor kurzem noch, doppelt Geimpfte genießen einen vollständigen Immunschutz, gilt das plötzlich nur noch eingeschränkt. Denn schon werden in vielen bayerischen Altenheimen die besonders Betagten zum dritten Mal geimpft – und der führende amerikanische Virologe Anthony Fauci fordert laut „Bild“ vom 15. August 2021 unmissverständlich: „Zwangsläufig wird jeder eine dritte Impfung benötigen“. Wirklich überraschend ist das nicht, habe ich doch schon am 28. Juli in einer umfangreichen Geschichte, die auf Recherchen der „WiWo“ beruht, gezeigt, dass bereits schon so viele Dosen Impfstoff bestellt wurden, dass die Deutschen mehrfach geimpft werden können.
Auch bei den Tests entwickelt sich ein neues Szenario. Plötzlich werden die Tests auch für vollständig Geimpfte gefordert. In der FAZ vom 16. August 2021 will Prof. Alexander Markowetz vom Fachbereich Mathematik der Uni Marburg statt der Reduzierung der Tests, wie es derzeit geschieht, deren Ausweitung, um einen besseren Überblick über die Infektion zu erhalten. Da immer mehr Infektionen vor allem bei Jüngeren symptomlos verliefen, „müsse man auf breiter Front verdachtsunabhängig so viele Personen wie möglich regelmäßig untersuchen, das schließt auch Geimpfte ein, um das sogenannte Immunescape zu verhindern“, so die FAZ. Wörtlich sagt der Wissenschaftler: „Je öfter das Virus auf eine geimpfte Person trifft, desto höher ist die Chance, dass es zu einer resistenten Mutation kommt“.
Gegen die Abschaffung der Gratistests ist ebenfalls in der FAZ vom 16. August 2021 Nora Szech, Inhaberin des Lehrstuhls für Politische Ökonomie am Karlsruher Institut für Technologie. Auch sie will eine Ausweitung der Tests, ebenfalls unter Einschluss der Geimpften, „um die Infektion zu überwachen“. Besonders interessant: Die Karlsruher Wissenschaftlerin will die Tests nicht nur kostenlos anbieten, sondern sie plädiert sogar für monetäre Anreize, „etwa Gutscheine für die Pommesbude“.
Gute Zeiten also für das Testen – und höchste Zeit für neue Testtechnologien. Denn derzeit stammen die meisten Tests aus Fernost – auch wenn renommierte Pharmakonzerne diese unter ihrem Namen vertreiben. Einen besonders viel versprechenden Weg geht das Lörracher Biomedizintechnikunternehmen Protzek – das kürzlich deswegen von Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha besucht wurde, wo ihm die neu entwickelten Antigen- und Antikörpertests präsentiert wurden.
Statt von Schnelltests spricht Firmeninhaber Christoph Protzek lieber von schnellen Tests. Was wie Wortklauberei aussieht, hat einen fundierten Hintergrund. Denn die auf Drogentests für staatliche Stellen spezialisierte Firma hat die herkömmlichen Tests entscheidend weiter entwickelt: So sind die beim „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ zugelassenen Tests standardisiert und kalibriert nach WHO-Standards, was die Vergleichbarkeit erhöht. Durch die Kalibrierung lässt sich feststellen, wie hoch die Viruslast tatsächlich ist. Und mehrere Tests hintereinander geben Auskunft, ob die Infektion noch im Ansteigen oder bereits im Absteigen ist, was entscheidend für die Steuerung des Patientenmanagements ist. Noch präziser werden die Analysen, wenn die Tests demnächst opto-elektronisch ausgewertet werden.
Erfreuliches Ergebnis: Ich bin negativ getestet
Geschultes Personal ist die Voraussetzung für eine Testqualität, die tendenziell an die präzisen PCR-Tests heranreicht, wobei die auch noch positiv sein können, wenn kaum noch eine Viruslast festzustellen ist. Natürlich habe ich mich bei meinem Recherchebesuch testen lassen – mit einem erfreulichen Ergebnis: Der Test war so eingestellt, dass er selbst bei einer extrem geringen Viruslast angeschlagen hätte. Hat er aber nicht, er blieb „negativ“. Auf die Frage „Wie negativ ist negativ“, lautet also bei mir die Antwort: Extrem negativ.
Laborqualität in 15 Minuten liefert also der Protzek-Antigentest – und das in einer mobilen Form mit einem leicht transportablen, selbst entwickelten kleinen Gerät, was sich für den Einsatz in Schulen und Krankenhäusern eignen würde. Selbstredend hat so eine Qualität ihren Preis: Mit rund fünf Euro kalkuliert der Unternehmer, deutlich mehr als herkömmliche Tests, die es schon für rund 70 Cent gibt. Trotzdem: Wenn es dem Unternehmen gelingt, den Protzek-Test teilweise als Alternative zu den sehr viel teureren PCR-Tests (etwa für den Disco-Besuch) zu etablieren, sehe ich gute Chancen.
GreenCheck nennt Christoph Protzek sein Herzensprojekt, das er außerhalb der Firma auf sein persönliches Risiko finanziert. Es handelt sich um einen Antigentest auf Kartonbasis, der mit über 90 Prozent weniger Plastik auskommt. Um welch gewaltigen Dimensionen es sich dabei handelt, demonstriert der Unternehmer an einem eindrücklichen Beispiel: „50 Prozent Nichtgeimpfte, die wöchentlich zwei Antigentests machen, verursachen aufs Jahr gerechnet knapp 40.000 Tonnen Plastikmüll“. Ein zukunftsträchtiges Projekt, für das er Patente in der EU und in China hält.
Auch bei diesen selbst entwickelten Tests geht das Unternehmen eigene Wege: So wird eine höhere Genauigkeit angestrebt bei der Bestimmung der Antikörper, die das Immunsystem eines Probanden gebildet hat, etwa nach einer Impfung. Das könnte in Zukunft sehr wichtig werden, wenn möglicherweise alle sechs Monate eine Auffrischung der Impfung ansteht, wie es derzeit diskutiert wird. Da könnte es sinnvoll sein, die Menge der Antikörper zu kennen. Das kann zwar nicht endgültig über die Notwendigkeit einer weiteren Impfung entscheiden, aber es kann wichtige Indizien liefern. Für den Vertrieb seines Tests denkt Christoph Protzek an eine Kooperation mit ausgewählten Apotheken.
Covid gehabt? Mit dem Test lässt sich auch nachweisen, ob schon eine nicht bemerkte, asymptotische Infektion stattgefunden hat. Das habe ich natürlich sofort ausprobiert – und es gibt bei mir keinerlei Hinweise auf eine Covid-Infektion in der Vergangenheit. Möge es so bleiben!
Souveränitätsoffensive. Mit großen Worten wurde im letzten Jahr beschworen, dass künftig von Schutzkleidung, medizinischen Geräten bis hin zu wichtigen Medikamenten mindestens eine Variante in Europa produziert werden soll. Als „Souveränitätsoffensive“ steht das sogar im CDU-Wahlprogramm, worauf die „Welt am Sonntag“ am 15. August 2021 noch einmal hingewiesen hat. Ob diesen hehren Worten Taten folgen, ist eher fraglich. Im Zweifel wird immer der Preis entscheiden und da hat ist der Ferne Osten immer im Vorteil.
Qualität belohnen! Aber vielleicht setzt sich der grüne Minister Lucha, den Protzek als sehr kompetent und authentisch beschreibt, dafür ein, dass bei den nächsten Ausschreibungen auf jeden Fall die ökologischen und qualitativ hochstehenden „GreenCheck“ Antigentests berücksichtigt werden, auch wenn sie etwas teurer sein sollten. „Deutschland braucht in diesem Bereich eine eigene Industrie“, fordert Christoph Protzek – und er hat recht.
Züchtet Salat und Artischocken: Christoph Protzek
Vor 20 Jahren hat der Diplom-Ingenieur Christoph Protzek die gleichnamige Firma für Biomedizinische Technik im südbadischen Lörrach gegründet. Inzwischen beschäftigt der 1955 Geborene rund 20 Mitarbeiter, die vor allem Drogentests für die Polizei, den Strafvollzug, den Zoll und die Industrie entwickeln und produzieren. Seine umfangreiche Expertise nutzt das Unternehmen für die Entwicklung innovativer Tests zur Eindämmung der Covid-Epidemie.
Auf dem Dach seines markanten Firmengebäudes züchtet der Familienvater Kräuter und Gemüse wie Artischocken und Salat.
von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de
Internet: www.lauber-methode.de
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