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Neue Studienergebnisse zeigen, dass eine Insulinpumpe nicht nur bei Typ-1-, sondern auch bei schlecht eingestelltem Typ-2-Diabetes eine Verbesserung bringen kann.
Für Typ-1-Diabetiker ist eine Insulinpumpentherapie nicht besonders ungewöhnlich: Sie ist medizinisch bei vielen angezeigt – wenn auch oft schwierig durchzusetzen bei den Kostenträgern. Bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes ist sie heute nicht wegzudenken: 45 Prozent werden mit einer Insulinpumpe behandelt, bei den jungen Kindern unter 5 Jahren sind es sogar 77 Prozent (Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2014).
Insgesamt rund 60.000 Typ-1-Diabetiker führen heutzutage eine Insulinpumpentherapie durch, so Expertenschätzungen. Ungewöhnlich mutet eher Folgendes an:
Eine sehr aktuelle Studie, veröffentlicht im renommierten Fachmagazin Lancet, sagt nun: Schlecht eingestellte Typ-2-Diabetiker bekommen ihre Blutzuckereinstellung mit Pumpentherapie tendenziell besser in den Griff als mit mehrmals täglichen Insulin-Injektionen. Wobei die Pumpentherapie (mit schnell- und kurzwirksamem Insulin) heute fast nur Typ-1-Diabetikern empfohlen wird.
Die Studie heißt OpT2mise; sie ist die größte Studie zum Einsatz der Insulinpumpentherapie bei Typ-2-Diabetes. An der OpT2mise-Studie nahmen 495 Erwachsene (30 bis 75 Jahre) mit schlecht eingestelltem Typ-2-Diabetes (unter Insulintherapie) teil; in der zweimonatigen Einleitungsphase der klinischen Studie wurde zunächst versucht, die herkömmliche Insulintherapie zu optimieren.
Aber: Laut den Experten konnten 331 Patienten hierdurch nicht auf einen Blutzuckerlangzeitwert (HbA1c) im Bereich von 8,0 bis 12,0 Prozent eingestellt werden. Diese schlecht eingestellten Typ-2-Diabetiker bekamen nun (Zufallsauswahl) entweder eine Insulinpumpe oder sie behandelten ihren Diabetes weiter mit mehrmals täglichen Injektionen.
Die Ergebnisse: Bei den Pumpenträgern verbesserte sich nach 6 Monaten der Langzeitwert deutlich (signifikant): im Schnitt um 1,1 Prozent im Vergleich zu 0,4 Prozent in der Gruppe mit herkömmlicher Insulintherapie.
55 Prozent der Teilnehmer erreichten mit Pumpe den Zielwert von 8,0 Prozent oder weniger; in der Vergleichsgruppe schafften das 28 Prozent – also praktisch die Hälfte. Die Pumpenträger verbrachten durchschnittlich 3 Stunden weniger täglich mit zu hohen Blutzuckerwerten. Die Hypoglykämierate war in beiden Gruppen vergleichbar.
Zum Insulinverbrauch: Zum Ende der Studie OpT2mise verbrauchten die Insulinpumpenträger täglich 20 Prozent weniger Insulin als die Vergleichsgruppe. Beim Körpergewicht gab es keinen Unterschied.
Laut Studienleiter Prof. Yves Reznik (Universität Caen, Normandie/Frankreich) eröffnen die gefundenen Ergebnisse eine wertvolle neue Behandlungsoption – für all jene Patienten, die auf anderem Weg keine zufriedenstellende Blutzuckereinstellung erreichen.
Auch Dr. Pratik Choudhary (King’s College, London) sieht in den Ergebnissen eine Chance zur Therapieverbesserung bei schwer einzustellenden Menschen mit Typ-2-Diabetes und Insulintherapie – und schiebt hinterher: “Jedoch wird man die Kosteneffektivität der Pumpen in den verschiedenen Gesundheitssystemen evaluieren müssen.”
Dies ist sicher richtig und wichtig, ist aber aus meinem Blickwinkel heutzutage nicht ein Aspekt von vielen zur Beurteilung eines Wirkstoffes oder einer Therapie – sondern leider der einzige.
von Günter Nuber
Chefredaktuer des Diabetes-Journals
Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (0 61 31) 9 60 70 0,
Fax: (0 61 31) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (8) Seite 56
5 Minuten
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