Warnhunde und CGM: Nicht gegeneinander aufwiegen!

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Warnhunde und CGM: Nicht gegeneinander aufwiegen!

Jolante Wittek-Pakulo ist Diabetologin und Mitbegründerin von DiabDogs. Sie hält die Gegenüberstellung von Diabetikerwarnhunden und CGM-Systemen für nicht zielführend. Lesen Sie hier ihren Blickwinkel auf dieses Thema.

Derzeit wird diskutiert über den Sinn von Diabetikerwarnhunden, und oftmals wird ein solcher Hund verglichen mit CGM – dem kontinuierlichen Glukosemonitoring. Manchmal habe ich den Eindruck, dass verschiedene Diskutanten weder eine Vorstellung von CGM haben noch von einem Hund – und noch weniger vom Leben mit Diabetes. Warum?

Schwarz-Weiß-Sehen

Nun, es wird hier nur Schwarz oder Weiß gesehen. Das Problem, worüber man sich eigentlich dringend unterhalten muss, bleibt außer Diskussion: die Unterzuckerung als ernsthafte Komplikation der Diabetestherapie (insbesondere der Insulintherapie). Stillschweigend geht die Medizin seit Jahren darüber hinweg.

Auf die berechtigten Ängste der Patienten kommen Antworten wie: “Leichte Hypoglykämien gehören zum Leben des gut eingestellten Diabetikers” – “Man stirbt nicht daran” – “Schließlich rettet das Insulin das Leben der Typ-1-Diabetiker” usw. Die Zahl der Blutzuckerteststreifen wird reglementiert mit der Begründung, es sei ausreichend für die Therapiesteuerung, fünf-, maximal sechsmal am Tag den Blutzucker zu kontrollieren.

Kein Wunder, dass Betroffene Alternativen suchen

Über die Vorteile durch den Einsatz eines Sensors streiten sich seit Jahren die Ärzte und Kostenträger, ohne den Patienten eine sinnvolle Lösung anbieten zu können. Die Sicherheit der Diabetestherapie im 21. Jahrhundert lässt zu wünschen übrig. – Es ist also kein Wunder, dass Betroffene nach Alternativen suchen.

Die Darstellung des Diabetikerwarnhundes ist in den Medien leider verzerrt: Emotionale und fast kritiklose Berichte sind kontraproduktiv und diskreditieren die Methode – noch bevor ihre Tauglichkeit überhaupt überprüft wurde. Erstaunlich hoch aber ist die Akzeptanz dieser Methode: Sie ist sehr groß, größer als beim Sensor.

Beide Methode ausgiebig kennengelernt

Ich selbst bin als Ärztin und als Begleiterin von Hundeausbildungen in der guten Situation, dass ich persönlich beide Methoden gründlich über einen Zeitraum von vier Jahren kennengelernt habe. Meine Patienten nutzen die eine oder die andere Methode; einige können sich beide leisten. Aus meinem Blickwinkel würde ich beide zusammen wählen, denn:

Die Hundenase ist ein sehr genauer Detektor mit vielen Vorteilen. Der Sensor zusammen mit der Pumpe kann Patienten helfen, die Therapie zu steuern. Beide Methoden sind nicht perfekt. Zusammen zeigen uns Sensor und Hund neben der großen Sicherheitslücke in der Insulintherapie den Bedarf des Patienten mit einem Hypoglykämie-Problem an einer alltagstauglichen Lösung. Wer mag: Einen Vergleich beider Methoden gibt es unter dem Link rechts. Ich verstehe beide Seiten in der Diskussion.

Beides optimal einsetzen!

Und beide haben recht. Also ist es notwendig, statt sinnloser Kritik oder übermäßiger Hoffnung das Thema Therapiesicherheit in der Diabetologie aus der rationalen Perspektive zu betrachten. Bevor die aktuell einzigen Schutzmethoden gegen Hypoglykämien gegeneinander aufgewogen werden, sollte man lieber versuchen, diese optimal einzusetzen:

Der Hund wird das Blutzuckermessgerät nicht ersetzen, kann aber in kritischen Situationen dank effektiver Alarmierung das Leben retten. CGM kann erst in geübten Händen eine Unterstützung bei der Therapieanpassung sein. Ohne Vorbereitung auf die durch CGM kontinuierlich registrierten Werte kann das System zuerst für den Patienten eine Überforderung sein – und kann zur Jagdtherapie nach hohen Werten verführen.

Hier finden Sie eine detaillierte Gegenüberstellung der Fähigkeiten von Diabtikerwarnhunden und CGM-Systemen (PDF-Datei, 268 KB).


von Jolante Wittek-Pakulo

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (4) Seite 19

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • darktear antwortete vor 1 Woche

      Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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