Diabetes im Alter: Fortschritte in der Versorgung müssen sich auch in der Pflege widerspiegeln

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Diabetes im Alter: Fortschritte in der Versorgung müssen sich auch in der Pflege widerspiegeln
Foto: Diabetiker Niedersachsen
Diabetes im Alter: Fortschritte in der Versorgung müssen sich auch in der Pflege widerspiegeln

Um den Diabetes ist es in der Pflege nicht gut bestellt. Zahlreiche Hilferufe an uns aus Heimen und Krankenhäusern unterstreichen dies. Mit einer Fortbildung im November wollen wir Aufklärung leisten und uns selbst auf den aktuellen Stand bringen.

Der demografische Wandel und der Fortschritt in der Medizin führen dazu, dass auch Menschen mit Diabetes immer häufiger ein hohes oder sehr hohes Alter erreichen. Vermehrt sind sie deshalb aufgrund geistiger Einschränkungen oder einer Demenz irgendwann nicht mehr in der Lage, ohne fremde Hilfe ihren Alltag zu bewältigen. Dies kann schnell zum Problem werden, vor allem für Menschen, die seit Jahrzehnten insulinpflichtig sind und, auch durch moderne Hilfsmittel, normnahe Glukosewerte erreichen.

Erschütternde Missstände

Noch sehr häufig erreichen uns Hilferufe aus Pflege-Einrichtungen und auch Krankenhäusern, in denen das Personal nicht bereit oder in der Lage ist, mit der modernen Technik zu arbeiten. Ein besonders erschütterndes Beispiel erreichte uns kürzlich mit einem Brief der Tochter eines verstorbenen Mitglieds, welches wir in Auszügen und anonym gern dokumentieren wollen:

„Sehr geehrte Damen und Herren,
leider ist mein Vater verstorben (…).
Die Ignoranz und Unwissenheit, die er im Krankenhaus insbesondere auch in Bezug auf seinen Diabetes Typ 1 erleiden musste, macht mich heute noch traurig und fassungslos. Wie kann es sein, dass medizinisches Personal Blutzuckerlesegerät und Sensor nicht kennt und nicht kennen will und Werte nicht ausreichend bestimmt werden, nicht ausreichend beachtet werden, Insulin nicht oder nicht stimmig gegeben wird, Insulinplan des Diabetologen ignoriert wird, Gespräch mit ihm abgelehnt wird und es meinem Vater immer schlechter geht, so dass ich ihn länger nicht mehr einfach dort hinausholen konnte. Mein Vater hatte an seinem Lebensende Demenz, konnte sich nicht selber wehren und meine täglichen Kämpfe für ihn konnten die Behandlung durch gewisses Personal nicht wirklich besser machen. Über 60 Jahre hatte mein Vater Typ 1 Diabetes, durch seine Disziplin immer gut im Griff, am Ende haben meine Mutter und ich uns darum gekümmert, und dann so etwas im Krankenhaus … Kurze Zeit war er in Kurzzeitpflege (traurig, aber leider ging es nicht anders), auch dort war es vom Personal abhängig wechselhaft gut bzw. schlecht. Diabetes ist doch heute nichts unbekanntes und die Geräte begegnen einem doch schon in der Werbung …
Dies als ein Beispiel, wie wichtig Ihre Arbeit ist, bitte klären Sie weiter auf und kämpfen weiter für Diabetiker, bitte gerade auch gegenüber Kliniken und Pflegeheimen. Wie ausgeliefert sind vermutlich viel zu oft Menschen, gerade solche, die sich nicht mehr wehren können und keine Angehörigen haben, die aufklären und für sie kämpfen. Danke! (…)“

„Nationale Diabetesstrategie“ als Papiertiger

Seit über einem halben Jahrzehnt weisen die Diabetiker Niedersachsen nun schon darauf hin, dass es um den Diabetes in der Pflege schlecht bestellt ist. Getan hat sich nicht wirklich etwas. Die einst großspurig angekündigte „Nationale Diabetesstrategie“ ist irgendwo als Papiertiger im Gesetzesdschungel verlustig gegangen und bei den Pflegediensten scheint das Thema Diabetes eher auf dem Rückzug.

Dies ist aber nicht immer die Schuld uninteressierter Pflegender, sondern auch ein Versäumnis einer Tarifpolitik, die Fachkräfte mehr und mehr in die privaten Pflegedienste treibt, die dann allein das machen, was am profitabelsten ist. Die Krankenhäuser leiden deshalb unter Mangel an kompetentem Personal, ebenso die gemeinwohlorientierten Pflege-Einrichtungen. Studien der Hartmann-Gruppe und der Arbeitnehmerkammer Bremen belegen eindrucksvoll, dass dem Personalmangel mit attraktiveren Arbeitsbedingungen effektiv begegnet werden könnte. Der Mangel an Angeboten zu Aus- und Weiterbildungen zum Thema tut sein Übriges.

Das Wohlergehen von Patienten und Gepflegten mit Diabetes wird somit faktisch regelmäßig mit Füßen getreten! Dabei sollten doch bei den letzten Novellen des Wohn- und Betreuungsvertragsgesetzes (WBVG) die Rechte und die Selbstbestimmung von Heimbewohnern gestärkt werden. Auf dem Papier liest es sich gut, in der Praxis herrscht leider weiter Missstand.

Moderne Möglichkeiten aufzeigen

Um dem Missstand etwas entgegenzusetzen, werden wir bei einer Weiterbildung für Interessierte vom 16. bis 17. November in Wolfenbüttel unter dem Titel „Potentiale der Digitalisierung bei Diabetes im Alter“ Pflegeheimleiter mit den modernen Möglichkeiten konfrontieren und aufzeigen, wie sinnvoll Schulungen des Personals in Sachen Diabetes sein können. Vom seniorengerechten Smartphone bis zum sinnvollen Einsatz von Follower-Apps für Geräte für das kontinuierliche Glukose-Monitoring (CGM) in Pflegeheimen und Krankenhäusern werden wir deutlich machen, dass Fortschritte in der Versorgung sich auch in der Pflege widerspiegeln müssen. Ein Beitrag zu den Rechten Gepflegter wird die Weiterbildung abrunden. Die Anmeldung für das Weiterbildungsangebot kann über unsere Website unter dem Link t1p.de/digipflege erfolgen (oder benutzen Sie den QR-Code).

In Deutschland noch Utopie, aber in naher Zukunft aufgrund der demografischen Entwicklung unumgänglich: smarte Roboter in der Pflege.

Weiterbildungen der Diabetiker Niedersachsen bieten stets umfangreiche Inhalte in angenehmer Atmosphäre.

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 5 Tagen

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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