Das Reitercamp der Deutschen Diabetes-Hilfe NRW bot 35 Kindern wertvolle Erfahrungen im Umgang mit Diabetes, Pferden und Gleichgesinnten – eine unvergessliche Woche.
Bereits zum 5. Mal hatte der Landesverband der Deutschen Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes, Landesverband NRW e.V. wieder 35 Kinder im Alter von 8 bis 16 Jahren zu einem Reitercamp auf den Reiterhof der Familie Altrogge-Terbrack in Nottuln eingeladen.
Die 35 Kinder und Jugendlichen wurden eine Woche lang rund um die Uhr von acht Diabetesberatern und Diabetesberaterinnen sowie einer Nachtschwester betreut. Ümit Sahin aus Berlin, der selbst mit Diabetes lebt, hatte es sich in diesem Jahr nicht nehmen lassen, das Team überall dort zu unterstützen, wo im Einzelfall Hilfe gebraucht wurde.
Die Kinder lernen beim Umgang mit den Tieren, ihren Blutzucker besser wahrzunehmen. So fassten die Kinder zunächst Vertrauen zu den Tieren, was für einige noch etwas ungewohnt war. Der Kontakt zu den Betreuern und Betreuerinnen war jedoch schnell aufgebaut und gestaltete sich ausgesprochen offen.
Dem Frust freien Lauf lassen und viele Tipps bekommen
So konnten die Kinder und Jugendlichen eine Woche ihrem ganzen Frust über die Probleme mit dem Diabetes freien Lauf lassen und hierbei die Empfehlungen der Diabetesberater und Diabetesberaterinnen entgegennehmen. Besonders wertvoll war für alle die Erkenntnis, dass sie mit ihren Sorgen im Zusammenhang mit dem Diabetes nicht allein sind.
Es war ein gutes Gefühl für die Beteiligten, mit ihren Sorgen ernst genommen zu werden und dabei noch vieles über ihre chronische Erkrankung zu lernen. So konnten die Kinder und Jugendlichen viele Tipps mit nach Hause nehmen, die ihnen den Alltag mit Diabetes künftig erleichtern werden.
Wichtige Themen bei der täglichen Schulung und im Erfahrungsaustausch waren:
- Berechnung der Mahlzeiten,
- Unter- und Überzuckerung,
- Spritzstellen,
- Diabetes in der Schule,
- positive und negative Erfahrungen,
- Vor- und Nachteile von Insulinpumpe und -pen,
- Glukosewerte blutig oder mit kontinuierlichem Glukose-Monitoring (CGM) messen,
- Diabetes auf Reisen,
- Wirkung des Insulins,
- Ketoazidose und wie wird sie behandelt,
- Verbesserung der Akzeptanz des eigenen Diabetes,
- Motivation zur Eigenverantwortung bei der Therapie.
Hinzu kommt noch der nicht zu unterschätzende Teil der Psychosomatik. Viele der Betroffenen hatten hier endlich die Gelegenheit, über Angelegenheiten zu reden, die sie nicht mit den Eltern besprechen wollen oder können. Bei auffälligem Verhalten Einzelner, wie sozialer Rückzug oder Aggressionen, wurde von den aufmerksamen Betreuern sofort geholfen. So wurden Schwierigkeiten bei der Integration in der Gruppe schnell beseitigt.
Viele Erfahrungen und Fortschritte
Nach einer Woche neigte sich das Reitercamp dem Ende zu. Bei einem „bunten“ Nachmittag mit den Eltern konnten die Kinder und Jugendlichen über erste Erfahrungen berichten. Es gab so viel zu erzählen! Auch von ihren Fortschritten im Umgang mit ihrem Diabetes berichteten sie ganz stolz.
Den Eltern jedes Kindes wurde im Einzelgespräch mit der jeweiligen Betreuerin bzw. dem Betreuer noch einmal speziell gespiegelt, wie sich das Kind in der Woche entwickelt hatte. Die Glukosewerte der ganzen Woche, die Wechsel von Kathetern oder Sensoren und Besonderheiten in dieser Woche wurden sorgfältig in einer speziell für jedes Kind angelegten Mappe dokumentiert und dienten als Grundlage für die Gespräche mit den Eltern. Natürlich wurde auch die Gelegenheit genutzt, den Eltern ggf. Tipps für die Zukunft mitzugeben.
Etwa die Hälfte der Kinder hatte am letzten Tag erfolgreich die Prüfung für das Reiterabzeichen abgelegt. Im Rahmen der Abschluss-Veranstaltung wurden die Urkunden und Abzeichen feierlich überreicht. Jedes Kind bekam auch eine Teilnahmebescheinigung, die es später an das Reitercamp erinnern soll.
Zum Abschied flossen dann doch noch einige Tränen. Die einzelnen Gruppen innerhalb des Camps waren in den Tagen sehr zusammengewachsen und die Trennung war schwer. Es wurde vielfach der Wunsch geäußert, dass die DDH-M NRW im nächsten Jahr wieder ein Reitercamp durchführt. Auch wenn alle Betreuer und Betreuerinnen nach der Woche extrem geschafft waren, blickten sie alle zufrieden und froh auf diese Zeit zurück. So dankbare und zufriedene Kinder (aber auch Eltern) erlebt man eben nicht alle Tage.
An dieser Stelle danken wir aber auch den Sponsoren, ohne die dieses tolle Reitercamp nicht möglich gewesen wäre: IKK Classic, Dexcom, Abbott, Sanofi, Medtronic, Insulet, Roche und Beurer.
von Norbert Kuster