Oft treten ein Diabetes und eine Nierenerkrankung zusammen auf. Deshalb ist es sinnvoll, dass die Selbsthilfe im Bereich Diabetes und im Bereich Erkrankungen der Niere zusammenarbeiten.
Ein Diabetes, das wissen wir alle, ist nicht nur eine Stoffwechsel-Störung, die mit Hilfe von Insulin oder medikamentös im Griff zu halten ist. Als Folge schwankender Blutzuckerwerte können Schäden an verschiedenen Organen auftreten. So ist Diabetes etwa eine der häufigsten Ursachen für Erkrankungen der Niere. Ist das Organ, das Schadstoffe aus dem Blut filtert und ausscheidet, einmal schwer geschädigt, sind Betroffene oft auf die Dialyse („Blutwäsche“) angewiesen.
Für viele ist dann die Transplantation einer Niere die einzige Chance auf ein Leben ohne Dialyse. Und nicht selten, auch das haben viele von uns schon am eigenen Leib erfahren, nimmt der Weg durch das Gesundheitssystem für Menschen mit mehreren Erkrankungen Züge einer Dschungel-Expedition an: Mit viel eigenem Einsatz schlägt man sich durch das Dickicht unklarer oder überlappender Zuständigkeiten, um die bestmögliche Versorgung zu bekommen.
Gemeinsam stärker: Zusammenarbeit mit Bundesverband Niere
Etwa 40 Prozent aller Menschen mit Diabetes in Mitteleuropa erleiden in Folge der Grunderkrankung früher oder später Veränderungen der Niere, die eine Behandlung erforderlich machen. „Gerade für Menschen mit Diabetes ist es deshalb wichtig, die Nierenfunktion regelmäßig zu prüfen“, sagt Helmut Bruhnke, ehemaliger Vorsitzender des Bundesverband Niere e. V. „Das ist routinemäßig mit einem einfachen Urintest möglich.“ Nach dem heutigen Stand der Medizin sei es gut möglich, die Organfunktion bei Menschen mit erhöhtem Risiko engmaschig zu überwachen. „Gibt es bei den ersten Tests Hinweise auf eine Fehlfunktion, kann man der Schädigung oder einem Versagen der Niere therapeutisch entgegensteuern.“
Der Bundesverband Niere e. V., die Selbsthilfe-Organisation der Dialysepatienten und Nierentransplantierten Deutschlands, setzt sich ein für die Versorgung von Menschen mit Nierenerkrankungen, darunter viele mit einem Diabetes als Grunderkrankung. Der Verband steht insbesondere für die Stärkung der Prävention sowie für die fachgerechte Versorgung von Dialysepatientinnen und -patienten sowie Transplantierten in Deutschland.
Um die gemeinsamen Interessen von Menschen mit Diabetes und Menschen mit Nierenerkrankungen noch besser zu vertreten, werden der DDB e. V. und der Bundesverband Niere e. V. nun enger zusammenarbeiten. Wir planen unter anderem gemeinsame Veranstaltungen zur Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten, Pflegefachkräften oder auch Betroffenen. Als bundesweite Verbände können wir uns gegenseitig Fachwissen und Kompetenzen aus unseren Netzwerken bereitstellen. Und den Mitgliedern stehen die Angebote beider Verbände offen.
Online-Treffpunkt zum Thema Niere im April
Treffpunkt zum Thema Niere Im April werden wir einen gemeinsamen Online-Treffpunkt zum Thema Niere veranstalten. Nähere Informationen zu Inhalt und Datum finden Sie demnächst auf unserer Website: diabetikerbund.de. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit im Sinne aller Menschen mit Diabetes und/oder mit Nierenerkrankungen in Deutschland. Schreiben Sie uns gern Ihre Wünsche oder Fragen in Sachen „Nierenerkrankung und Diabetes“ an feedback@diabetikerbund.de. Informationen zum Bundesverband Niere gibt es unter www.bundesverband-niere.de.
Der DDB-Online–Treffpunkt gibt Raum für Ihre und Eure Anliegen! Zu unseren regelmäßigen bundesweiten Online-Treffen laden wir Expertinnen und Experten aus Medizin, Versorgung oder Politik ein und diskutieren die Bedarfe der Betroffenen. Die Treffen sind in erster Linie Ihr und Euer Raum – hier gibt es Austausch mit Gleichgesinnten und die Möglichkeit, eigene Anliegen zu platzieren. So können wir an wichtigen Stellen in Versorgung oder Politik für Ihre und Eure Interessen eintreten!
Von der Zusammenarbeit profitieren beide Seiten: Für Menschen mit einer bestehenden Nierenerkrankung kann es hilfreich sein, sich bei einem einsetzenden Typ-2-Diabetes (früher als „Altersdiabetes“ bekannt) über ihre besonderen Risiken informieren zu können. „Indem wir unser Fachwissen und die Betroffenenkompetenzen gegenseitig ergänzen, können wir besser für die Versorgung aller einstehen – und ihnen dadurch hoffentlich viel Leid ersparen“, sagt Helmut Bruhnke.
„Auch auf politischer Ebene können wir gemeinsam stärker auftreten, um die adäquate Versorgung von Menschen mit Diabetes und/oder Nierenerkrankungen zu fordern und zu fördern“, sagt Sandra Schneller, Vorsitzende des DDB. „Praktiker:innen in der Versorgung stehen wir mit Rat und Tat zur Seite, etwa wenn es um die Aktualisierung geltender Leitlinien geht. Und wir können wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn unterstützen, indem wir Forschung fördern und unsere Expertise als Betroffene beisteuern.“
Erschienen in: Diabetes-Anker, 2025; 73 (3) Seite 62-63