- Aus der Community
5 Tipps für den Berufseinstieg mit Diabetes
4 Minuten
Irgendwann trifft es wohl jeden von uns – egal ob mit oder ohne Diabetes. Die Schule, das Studium oder die Ausbildung ist vorbei und der Ernst des Lebens beginnt. Wie sich die Abschlussphasen des Studiums oder der Bewerbungsstress auf den Blutzucker auswirken, brauche ich euch wohl gar nicht zu erzählen! 😉
Aber irgendwann ist es geschafft, die Verträge sind unterzeichnet und der erste Arbeitstag steht vor der Tür. Und mit ihm eine ganze Menge neuer Herausforderungen. Hier von leichter Nervosität zu sprechen, wäre wohl untertrieben. Schließlich naht nicht nur ein gänzlich neuer Lebensabschnitt voller Verantwortung, sondern auch ein komplett neues Umfeld, in dem wir von nun an einen großen Teil unseres Lebens verbringen. Daran müssen wir uns erst einmal gewöhnen.
Diabetes ist ein Vollzeitjob. Das wissen wir alle. Wenn dann noch eine neue Vollzeit-Stelle hinzukommt, wird das alles zu einem schwierigen Balance-Akt. Deshalb habe ich im Folgenden ein paar Tipps für euch zusammengestellt, die den Übergang etwas leichter machen sollen.

#1 Geht offen mit dem Diabetes um. Er ist ein Teil von euch.
Beim Berufseinstieg lernen wir viele neue Menschen kennen, von denen die meisten vermutlich noch nie Bekanntschaft mit dem Diabetes-Monster gemacht haben. Da stellt sich sehr früh die Frage, wie man den neuen Kollegen mitteilt, wen wir da im Schlepptau haben.
Ich persönlich spreche über den Diabetes in der Regel während der Vorstellungsgespräche nicht aktiv, verheimliche ihn aber auch nicht. Spätestens aber, wenn ich mit der Arbeit loslege, ist es mir wichtig, dass meine Mitmenschen Bescheid wissen. Zwar habe ich während einer Hypoglykämie noch nie Fremdhilfe benötigt (Klopf auf Holz!), aber für den Fall der Fälle ist es gut, wenn das Umfeld informiert ist.
Bewährt hat sich bei mir übrigens der Muffin-Trick: Zum Einstand habe ich Muffins mit ins Büro gebracht. Wenn man dann ganz nebenbei seine Pumpe bedient oder den Pen herausholt, kann man schon mal die ersten Kollegen aufklären. Und gleichzeitig beweisen, dass wir mit Diabetes sehr wohl leckeren Süßkram schlemmen dürfen! 🙂
#2 Richtet euch häuslich ein.
Wer einmal von der Arbeit wieder nach Hause fahren musste, weil er kein Insulin, keine Kanülen oder sonstigen lebenswichtigen Utensilien mehr dabei hatte, dem passiert das wohl so schnell nicht wieder. Deshalb macht es Sinn, sich einen kleinen Notfall-Vorrat am Arbeitsplatz anzulegen – Kanülen, Katheter, Teststreifen, Batterien – was auch immer niemals fehlen darf. Am wichtigsten ist vermutlich Insulin, welches kühl gelagert werden muss. Ich arbeite von einem Co-Working-Space aus, sodass jeden Tag unterschiedliche Menschen vor Ort sind. Deshalb lagern meine Insulin-Ampullen in einer kleinen Tupperdose mitsamt einer erklärenden Notiz für neugierige Augen. So wird das Insulin nicht aus Versehen aus dem Kühlschrank geräumt oder gar weggeschmissen. Übrigens hilft mir ein Kalendereintrag, das Ablaufdatum des Insulins nicht zu vergessen. Auch Glukagon sollte im Kühlschrank gelagert und regelmäßig ausgetauscht werden.

Am häufigsten zum Einsatz kommen vermutlich die Not-BEs für den Fall einer Hypo. Ich persönlich habe immer leckere Hypo-Helfer auf Vorrat, mit denen man zur Not auch mal die Kollegen bestechen kann. Für den Fall, dass dann aber ständig alle Vorräte geplündert werden, habe ich auch immer etwas weniger Schmackhaftes parat, wie zum Beispiel Traubenzucker oder Glukose-Drinks. Die führen nämlich weder mich noch die Kollegen in Versuchung! 😉

#3 Nehmt euch Zeit für den Diabetes.
Manchmal ist es schon schwer genug, in der Alltagshektik all seine Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Da kann man den Diabetes echt nicht gebrauchen – weder zeitlich noch gedanklich. Vor dem Meeting noch schnell den Blutzucker messen oder einfach hinterher? Spritz-Ess-Abstand einhalten, wenn man ohnehin nur 15 Minuten für die Mittagspause hat? Eher nicht. Das Diabetes-Management fällt hier leicht hinten rüber. Ganz langsam, Schritt für Schritt. Gerade dann ist es aber wichtig, Prioritäten zu setzen. Die Arbeit ist eben doch nicht alles und trotz Hektik und Stress sollten wir uns so gut es geht um das Diabetes-Monster kümmern.
#4 Und für euch selbst.
Eigentlich geht es aber nicht einfach nur darum, sich um den Diabetes zu kümmern. Vielmehr geht es um uns und unser Wohlbefinden. Klar tut es uns gut, wenn wir den Blutzucker astrein balancieren und das Monster an der kurzen Leine halten. Aber manchmal sollten wir auch einfach nur uns selbst etwas Gutes tun. Abschalten. Regenerieren. Das kann völlig unterschiedlich aussehen: ein Spaziergang an der frischen Luft, Sport machen, ein tolles Gericht kochen, ein Buch lesen, eine Serie gucken oder einfach nur eine kleine Spa-Session. Egal wie viel ihr arbeitet – findet einen Ausgleich für den täglichen Stress und gönnt euch was!
#5 Erwartet nicht zu viel von euch.
Warum ich diesen Post hier überhaupt schreibe? Ganz einfach: Weil ich so ziemlich alles falsch gemacht habe. Nach nur zwei Monaten im Berufsleben war ich völlig ausgelaugt, mein Überstundenkonto war absolut überfüllt und ich steckte mitten in einem dicken Diabetes-Tief. Ich hatte viel zu hohe Erwartungen an mich selbst gestellt. Den neuen Job rocken und ganz nebenbei noch das Diabetes-Monster zähmen? Mich in null Komma nix in einer neuen Stadt einleben und all die Veränderungen einfach so mitmachen? Das konnte nicht gut gehen.
Mittlerweile habe ich mich an meinen neuen Lebensrhythmus aber gewöhnt. Alles, was ich brauchte, waren etwas Ruhe und Zeit. Weniger Druck von mir selbst und mehr Gelassenheit. Ich musste meinen Platz im Arbeitsleben erst einmal finden und auch dem Diabetes-Monster seinen Platz einräumen. Nur so geht es mir gut und nur so kann ich meine Arbeit gut machen. Das gefällt mir, dem Diabetes-Monster und letztlich auch dem Arbeitgeber.

Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- Behandlung
Diabetes und Auge: Retinopathie und Makulopathie vorbeugen
6 Minuten
- Eltern und Kind
Wintersport für Kinder mit Diabetes: Schnee, Sport und Insulintherapie – das geht!
3 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
bloodychaos postete ein Update vor 3 Tagen, 10 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
-
loredana postete ein Update vor 5 Tagen, 7 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
-

Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.
Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.
Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️
Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.
@bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).