Mit Diabetes ins Arbeitsleben

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Mit Diabetes ins Arbeitsleben

In meiner Ausbildung zur Medizinisch-Technologischen Radiologieassistentin (kurz MTRA) geht es nicht nur darum, mit medizinischen Großgeräten zu arbeiten – sondern vor allem und hauptsächlich geht es um Menschen. Ob in der radiologischen Diagnostik, der Nuklearmedizin oder in der Strahlentherapie: Ich arbeite mit kranken, erschöpften, verletzten und teilweise verängstigten Menschen. Das erfordert oft nicht nur physische Kraft, sondern auch psychische Ausdauer.

In der Theorie wusste ich das bereits alles. Doch jetzt, nach anderthalb Jahren Vorlesungen, praktischen Lerneinheiten und großen Bemühungen unserer Dozenten, uns auf das, was uns im Arbeitsalltag erwartet, vorzubereiten, ist mir vor meinem ersten praktischen Arbeitseinsatz doch irgendwie mulmig zumute. Ob ich mein theoretisch erlerntes Wissen auch wirklich werde anwenden können? Wie vielen Leuten meines neuen Teams sollte ich wann und wie sagen, dass ich Diabetes habe? Und wie wird sich mein Diabetes im Arbeitsalltag verhalten?

Gemischte Gefühle beim Praktikum

Mit gemischten Gefühlen trat ich also Mitte März mein erstes Praktikum in einer strahlentherapeutischen Abteilung in einem Klinikum in Österreich an. Für mich als Nordlicht war der Umzug auf Zeit zwar anstrengend gewesen, trotzdem freute ich mich auf mein 6-wöchiges Praktikum im europäischen „Ausland“ – über den Tellerrand hinauszublicken, schadet schließlich nie.

Für die Zeit in Österreich hatte ich mir FreeStyle-Libre-Sensoren zugelegt, da ich schon vor Beginn meines Praktikums mit extremen Blutzuckerschwankungen zu kämpfen hatte. Für die Arbeit im Krankenhaus versprach ich mir von den Sensoren, einen guten Überblick über meinen täglichen Zuckerverlauf zu erreichen und damit vor allem Unterzuckerungen wirksam verhindern zu können. Ich selbst könnte es niemals mit meinem Gewissen vereinbaren, nicht hundertprozentig bei der Sache zu sein, wenn ich mit Patienten in Kontakt bin.

Riesenmengen Müsliriegel und Saftpäckchen

In den ersten Tagen meines neuen Alltags musste ich mich natürlich zunächst zurechtfinden. Dadurch war ich vor allem morgens immer wieder neu aufgeregt und schlief nachts schlecht. Das spürte ich auch sehr an meinen Werten: Nachts wollte mein Blutzucker trotz mehrfacher Korrekturen und erhöhter Basalrate nicht sinken, morgens fiel er, kaum in der Arbeit angekommen, immer wieder rapide ab. Saftpäckchen und Müsliriegel stapelten sich deshalb ab dem ersten Tag in meinem Spind.

Positive Reaktionen vom Team

So entschied ich mich auch, am zweiten Tag einem Teil meines Teams zu erzählen, dass ich Typ-1-Diabetes habe – und wurde von den Reaktionen positiv überrascht. „Alles klar. Wenn es dir nicht gut geht, dann sag uns einfach Bescheid, okay? Und du kannst natürlich jederzeit hoch gehen, um dir etwas zu essen zu holen“, war die Reaktion, die ich mir so erhofft hatte. Die Freundlichkeit und Offenheit meiner neuen Arbeitskollegen entspannte mich sehr – genau wie das Wissen, dass meine Kommilitonin und sehr gute Freundin, die gleichzeitig ihr erstes Praktikum in einem anderen Teil der Klinik ableistete und mit mir zusammenwohnte, immer zur Stelle war, sollte es kritisch werden. So fühlte ich mich zu jeder Zeit sicher.

Meinen Zuckerwerten schien dieses Wissen auch gut zu tun. Nach den ersten Tagen beruhigten sich die Schwankungen, ich hatte weniger häufig mit Hyper- oder Hypoglykämien zu kämpfen und wieder einmal war ich erstaunt, wie sehr die Psyche die Zuckerwerte beeinflussen kann.

25 Messungen am Tag

Durch die Sensoren wurde mir zusätzlich Stress genommen. Ich scannte während meiner Arbeitstage durchschnittlich 25 Mal am Tag – und konnte so reagieren, bevor ich überhaupt in eine unangenehme Situation zu rutschen drohte. Nach einigen Feinjustagen an meiner Basalrate kam ich vor allem ohne Mahlzeiten nahezu perfekt durch den Tag. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuvor jemals mehr als 50 Prozent des Tages mit meinen Zuckerwerten im Zielbereich lag. Anscheinend taten mir und dem Diabetes die körperliche und geistige Herausforderung richtig gut!

Fremdes Essen stellte dagegen immer wieder eine Herausforderung dar. Dank Nahrungsmittelapps und des Internets kam ich aber auch hier die meiste Zeit gut zurecht.

Mein Fazit nach diesem kleinen Abenteuer ist also durchweg positiv. Auch mit Diabetes sollte man keine Angst davor haben, in einen (neuen) Beruf einzusteigen. Nehmt die Herausforderung an! Es wird sich sicher lohnen.

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 5 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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