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Mit Diabetes ins Arbeitsleben
3 Minuten
In meiner Ausbildung zur Medizinisch-Technologischen Radiologieassistentin (kurz MTRA) geht es nicht nur darum, mit medizinischen Großgeräten zu arbeiten – sondern vor allem und hauptsächlich geht es um Menschen. Ob in der radiologischen Diagnostik, der Nuklearmedizin oder in der Strahlentherapie: Ich arbeite mit kranken, erschöpften, verletzten und teilweise verängstigten Menschen. Das erfordert oft nicht nur physische Kraft, sondern auch psychische Ausdauer.
In der Theorie wusste ich das bereits alles. Doch jetzt, nach anderthalb Jahren Vorlesungen, praktischen Lerneinheiten und großen Bemühungen unserer Dozenten, uns auf das, was uns im Arbeitsalltag erwartet, vorzubereiten, ist mir vor meinem ersten praktischen Arbeitseinsatz doch irgendwie mulmig zumute. Ob ich mein theoretisch erlerntes Wissen auch wirklich werde anwenden können? Wie vielen Leuten meines neuen Teams sollte ich wann und wie sagen, dass ich Diabetes habe? Und wie wird sich mein Diabetes im Arbeitsalltag verhalten?
Gemischte Gefühle beim Praktikum
Mit gemischten Gefühlen trat ich also Mitte März mein erstes Praktikum in einer strahlentherapeutischen Abteilung in einem Klinikum in Österreich an. Für mich als Nordlicht war der Umzug auf Zeit zwar anstrengend gewesen, trotzdem freute ich mich auf mein 6-wöchiges Praktikum im europäischen „Ausland“ – über den Tellerrand hinauszublicken, schadet schließlich nie.

Für die Zeit in Österreich hatte ich mir FreeStyle-Libre-Sensoren zugelegt, da ich schon vor Beginn meines Praktikums mit extremen Blutzuckerschwankungen zu kämpfen hatte. Für die Arbeit im Krankenhaus versprach ich mir von den Sensoren, einen guten Überblick über meinen täglichen Zuckerverlauf zu erreichen und damit vor allem Unterzuckerungen wirksam verhindern zu können. Ich selbst könnte es niemals mit meinem Gewissen vereinbaren, nicht hundertprozentig bei der Sache zu sein, wenn ich mit Patienten in Kontakt bin.
Riesenmengen Müsliriegel und Saftpäckchen
In den ersten Tagen meines neuen Alltags musste ich mich natürlich zunächst zurechtfinden. Dadurch war ich vor allem morgens immer wieder neu aufgeregt und schlief nachts schlecht. Das spürte ich auch sehr an meinen Werten: Nachts wollte mein Blutzucker trotz mehrfacher Korrekturen und erhöhter Basalrate nicht sinken, morgens fiel er, kaum in der Arbeit angekommen, immer wieder rapide ab. Saftpäckchen und Müsliriegel stapelten sich deshalb ab dem ersten Tag in meinem Spind.
Positive Reaktionen vom Team
So entschied ich mich auch, am zweiten Tag einem Teil meines Teams zu erzählen, dass ich Typ-1-Diabetes habe – und wurde von den Reaktionen positiv überrascht. „Alles klar. Wenn es dir nicht gut geht, dann sag uns einfach Bescheid, okay? Und du kannst natürlich jederzeit hoch gehen, um dir etwas zu essen zu holen“, war die Reaktion, die ich mir so erhofft hatte. Die Freundlichkeit und Offenheit meiner neuen Arbeitskollegen entspannte mich sehr – genau wie das Wissen, dass meine Kommilitonin und sehr gute Freundin, die gleichzeitig ihr erstes Praktikum in einem anderen Teil der Klinik ableistete und mit mir zusammenwohnte, immer zur Stelle war, sollte es kritisch werden. So fühlte ich mich zu jeder Zeit sicher.
Meinen Zuckerwerten schien dieses Wissen auch gut zu tun. Nach den ersten Tagen beruhigten sich die Schwankungen, ich hatte weniger häufig mit Hyper- oder Hypoglykämien zu kämpfen und wieder einmal war ich erstaunt, wie sehr die Psyche die Zuckerwerte beeinflussen kann.
25 Messungen am Tag
Durch die Sensoren wurde mir zusätzlich Stress genommen. Ich scannte während meiner Arbeitstage durchschnittlich 25 Mal am Tag – und konnte so reagieren, bevor ich überhaupt in eine unangenehme Situation zu rutschen drohte. Nach einigen Feinjustagen an meiner Basalrate kam ich vor allem ohne Mahlzeiten nahezu perfekt durch den Tag. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuvor jemals mehr als 50 Prozent des Tages mit meinen Zuckerwerten im Zielbereich lag. Anscheinend taten mir und dem Diabetes die körperliche und geistige Herausforderung richtig gut!
Fremdes Essen stellte dagegen immer wieder eine Herausforderung dar. Dank Nahrungsmittelapps und des Internets kam ich aber auch hier die meiste Zeit gut zurecht.
Mein Fazit nach diesem kleinen Abenteuer ist also durchweg positiv. Auch mit Diabetes sollte man keine Angst davor haben, in einen (neuen) Beruf einzusteigen. Nehmt die Herausforderung an! Es wird sich sicher lohnen.
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bloodychaos postete ein Update vor 3 Tagen, 10 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
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loredana postete ein Update vor 5 Tagen, 7 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
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Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.
Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.
Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️
Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.
@bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).