Wie eine Hypoglykämie ein Gefühl von Panik und Hilflosigkeit auslösen kann

3 Minuten

Community-Beitrag
Wie eine Hypoglykämie ein Gefühl von Panik und Hilflosigkeit auslösen kann

In dieser Story möchte ich euch kurz erzählen, wie mein Diabetes mir die vergangene Woche einen Streich gespielt hat. Die Hauptdarstellerin bin ich – Heike. Seit 28 Jahren bin ich Typ-1-Diabetikerin und seit drei Jahren Mutter einer recht aktiven Tochter. Seit bald acht Jahren trage ich eine Insulinpumpe, momentan die MiniMed 640G von Medtronic. Leider benutze ich sie ohne Sensor. Medtronic liefert in Österreich momentan keine neuen Sensoren. Ich bin seit einem halben Jahr auf der Warteliste. In dieser Geschichte spielt natürlich auch mein Diabetes-Warnhund Daphne eine Rolle. Ort des Geschehens ist Innsbruck, wo ich lebe und arbeite.

Ich starte mit einem mulmigen Gefühl im Bauch

Die Szene spielt sich an einem verregneten Dienstag ab. Mein Mann, der Papa meiner Tochter, hat an diesem Tag frei. Meine Tochter und er beschließen, der Mama heute etwas Ruhe zu gönnen, und fahren in den Alpenzoo. Ich selbst teste morgens meinen Blutzucker. Der ist mit 280 mg/dl (15,6 mmol/l) erhöht. Ich korrigiere mit meiner Pumpe entsprechend meinem Fahrplan 3 Einheiten, schnappe meinen Hund und gehe mit Regenschirm los zur morgendlichen Gassirunde. Ich habe da schon irgendwie ein mulmiges Gefühl im Bauch.

Daphne spürt: etwas passt nicht

Wir gehen ungefähr 20 Minuten Richtung Inn, dem Stadtfluss von Innsbruck. Und plötzlich wird Daphne unruhig und zeigt an, dass etwas nicht passt. Sie berührt mich in solchen Situationen mit ihrer Pfote. Ich nehme mein Messgerät und teste. Der Hund hat Recht! Der Blutzucker ist auf 77 mg/dl (4,3 mmol/l) gesunken. Jetzt kommt mein entscheidender Fehler! Ich belohne Daphne für ihr Anzeigen, nehme ein paar Apfelstückchen zu mir, die ich für Notfälle immer dabei habe, und schalte meine Pumpe aus. Dann gehe ich in den nächstgelegenen Supermarkt und kaufe noch Traubenzucker. Ich gehe aus dem Supermarkt heraus, teste nochmals den Blutzucker. Er ist immer noch bei 71 mg/dl (3,9 mmol/l).

An die nächsten Minuten kann ich mich nicht mehr erinnern …

Ich esse den gekauften Traubenzucker und laufe langsam am Inn weiter über eine Holzbrücke, die auf dem Weg Richtung Alpenzoo liegt. An die nächsten Minuten kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich liege auf dem nassen Boden und zwei Passanten stehen über mich gebeugt. Mit dem Handy rufen sie die Rettung an. Den Traubenzucker halte ich verkrampft in meiner rechten Hand. Ich spüre, dass etwas in meinem Gesicht schmerzt. Schnell esse ich die komplette Packung Traubenzucker auf und langsam funktioniert mein Gehirn wieder.

Ich stehe langsam auf und rede mit den Passanten. Sie kennen mich von meinen Runden mit meiner Tochter und Daphne. Dann geben sie mir das Telefon mit der Rettung. Ich sage der Rettung, dass ich Diabetikerin bin und dass es mir schon wieder besser geht. Ich muss dazu sagen, dass ich Rettungseinsätze hasse. Es ist dieses große Gefühl der Hilflosigkeit, wie als wenn man die Kontrolle abgibt und kein ganzer Mensch mehr ist. Die Passanten bieten mir an, mich nach Hause zu fahren. Ich bedanke mich und verneine. Ich rufe meinen Mann an und er kommt mich zusammen mit meiner Tochter abholen.

War ich zu ungeduldig?

Zu Hause sehe ich dann das ganze Drama meiner Unterzuckerung im Spiegel. Ein paar gewaltige Schrammen im Gesicht! Ich muss weinen und lege mich auf die Couch. Ein großes Gefühl der Hilflosigkeit kommt auf. Hätte ein Sensor den Unfall verhindern können? War ich zu ungeduldig, dass ich gleich weitergelaufen bin? Warum habe ich nichts gespürt? Warum ging alles so schnell?

Kennt ihr auch solche Situationen? Ich bin als Person und Diabetikerin zugegebenermaßen oft sehr ungeduldig. Gebe zum Teil zu viel Insulin oder kann nicht warten, wenn ich in einer Hypoglykämie war und noch Dinge zu erledigen habe. So eine traumatische Situation möchte ich nie wieder erleben!

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Wintersport für Kinder mit Diabetes: Schnee, Sport und Insulintherapie – das geht!

Der Winter steht kurz bevor und die Vorfreude auf Aktivitäten im Schnee steigt. Wintersport bringt viel Spaß, aber auch Herausforderungen im Diabetes-Management für Kinder mit Diabetes. Bezüglich der Insulintherapie gibt ein paar Dinge zu beachten.
Wintersport für Kinder mit Diabetes: Schnee, Sport und Insulintherapie – das geht! | Foto: MP Studio – stock.adobe.com

3 Minuten

Rückblick auf das Jahr 2025: Das Hilfsprojekt „Insulin zum Leben“ braucht weiter Unterstützung!

Das Hilfsprojekt „Insulin zum Leben“ unterstützte 2025 Diabetes-Camps in Afrika und Südamerika mit 27.000 Euro – doch der Kontostand schrumpft bedrohlich. Die Initiative kämpft mit gestiegenen Transportkosten und weniger Teststreifen-Spenden. Daher ist es weiterhin auf Unterstützung angewiesen.
Rückblick auf das Jahr 2025: Das Hilfsprojekt „Insulin zum Leben“ braucht weiter Unterstützung! | Foto: Insulin zum Leben

4 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • bloodychaos postete ein Update vor 2 Tagen

    Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.

    • Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.

      So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
      Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.

      Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
      Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.

      Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
      https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
      Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷‍♂️

      Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
      Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
      (Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)

    • @ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.

    • @bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
      Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
      Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).

  • loredana postete ein Update vor 3 Tagen, 21 Stunden

    Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.

  • ambrosia postete ein Update vor 4 Tagen, 19 Stunden

    Ich wünsche allen einen schönen Mittwoch.

Verbände