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Ist das Gesundheitssystem für die Zukunft in Sachen Diabetes gewappnet?
3 Minuten
Auf seiner Website stellt das Bundesgesundheitsministerium eine Übersicht über das Gesundheitssystem bereit. Rund 20 Institutionen sind auf dem Factsheet zu zählen. Viele von ihnen sind beteiligt, wenn es darum geht, ein Medikament oder eine Therapie auf den Markt zu bringen und darüber zu beratschlagen, was von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen wird. Dazu bedarf es nicht nur vieler Gespräche und Verhandlungen, sondern auch Studien müssen durchgeführt werden. An den Prozessen beteiligt sind dabei unter anderem das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, kurz IQWiG, und der Gemeinsame Bundesausschuss.
Doch kann das Gesundheitssystem mit der Digitalisierung Schritt halten?
Prof. Dr. Jürgen Wasem ist Politikberater, Gesundheitsökonom und Tagungspräsident der Veranstaltung Diabetes 2030, die am 1. und 2. März 2018 stattgefunden hat. Er sieht Schwierigkeiten und Handlungsbedarf im Gesundheitssystem, wenn es um die Diabetes-Therapie geht.

Herr Prof. Dr. Wasem, in der Diabetes-Therapie hat sich durch die Digitalisierung bereits viel verändert. Beispielsweise nutzen Diabetiker Apps und gestalten ihr eigenes Closed-Loop-System. Welche Herausforderungen sehen Sie dazu in der Politik?
Die Geschwindigkeit, mit der sich Digital Health verändert, und die Geschwindigkeit unseres etablierten Systems aus Institutionen und Prozessen im Spitzenverband der Krankenkassen klaffen weit auseinander. Wir brauchen im Schnitt fünf Jahre, bis wir eine neue Therapie über den Gemeinsamen Bundesausschuss in die Versorgung gebracht haben. In diesen fünf Jahren hat sich ein digitales Verfahren von der Version 1.0 bis zur 17.5 weiterentwickelt. Wir müssen die Prozesse von der Erfindung der Digital Health App bis zum Leistungskatalog der Krankenkassen umgestalten. Wenn wir das nicht schaffen, dann werden relevante Therapien nur auf dem Selbstzahler-Markt zur Verfügung stehen. Die Konsequenz daraus wäre: Wer sich das leisten kann, der nimmt an diesen Fortschritten teil. Wer sich das nicht leisten kann, der kann dann nicht daran teilnehmen. Das ist gerade bei so einer chronischen Erkrankung wie Diabetes ziemlich schwierig. Wir dürfen allerdings auch nicht den Weg gehen und alles über die Krankenkassen anbieten, egal ob es Unfug ist oder ob es nützt. Unsere Ansprüche auf evidenzbasierte Medizin und das Prüfen des Nutzens sollten wir nicht aufgeben müssen. Doch wir müssen das System und die Prozesse handhabbar für Digital Health machen. Das ist leichter gesagt als getan.
Wenn Sie Wünsche für die Gesundheitspolitik haben, was würden Sie sich wünschen?
Ich würde mir wünschen, wir würden einen aufrichtigen Dialog über die Zahlungsbereitschaft für medizinischen Fortschritt führen. Die Politik nährt die Diskussion, dass wir alles zahlen, was nützlich ist. Doch faktisch werden wir uns das nicht leisten können. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wir werden in 2019 mehrere Gentherapien in der Onkologie mit Jahrestherapie-Kosten von deutlich über einer Million zur Verfügung haben. Das wird nochmal die Frage aufwerfen: Werden wir das wirklich alles zahlen wollen? Das ist ethisch schwierig zu beantworten. Beim Diabetes haben wir ein ähnliches Problem: Zwar kosten die Therapien deutlich weniger, doch die Anzahl der Patienten ist um ein Vielfaches größer. Deshalb können wir uns auch hier auf Dauer nicht vor der Diskussion rund um die Zahlungsbereitschaft drücken. Nur wenn wir diese Diskussion wirklich führen, können wir abwägen, welchen medizinischen Fortschritt wir zu welchem Preissystem anbieten wollen und welchen nicht.

Mit Zahlungsbereitschaft meinen Sie, wie viel die Menschen bereit sind, für ihre Gesundheitsversorgung auszugeben?
Genau, und zwar im Rahmen der Krankenversicherung. Die Leute sagen zwar, sie wollen gute Gesundheitsversorgung. Aber sie möchten auch niedrige Beiträge bei Krankenkassen zahlen. Menschen haben eben auch andere Bedürfnisse neben Gesundheit. Deswegen müssen wir die Diskussion über die gesellschaftliche Zahlungsbereitschaft für medizinischen Fortschritt wirklich führen. Andere Länder sind deutlich weiter. Zum Beispiel in England und Schweden hat man sich entschieden, jenseits bestimmter Grenzen, also Kosten in Relation zu gewonnenen Lebensjahren, im Regelfall nicht zu zahlen. Unsere Entscheidung kann sein, dass wir solche Grenzen nicht wollen, aber dann müssen wir auch den Preis dafür zahlen, in Gestalt steigender Beiträge zu den Kassen.
Was wünschen Sie sich für die vielen Menschen, die an Diabetes erkrankt sind?
Für die Patienten, die schon Diabetes haben, würde ich mir wünschen, sie am medizinischen Fortschritt zu bezahlbaren Preisen teilhaben zu lassen. Zusätzlich haben wir in der Diabetes-Kommunikation nach wie vor Abstimmungsprobleme zwischen den Bereichen wie Hausarzt, Schwerpunktpraxis, Akutklinik, nicht-ärztliche Gesundheitsberufe. Da spielen die IT und Datenprozesse eine wichtige Rolle. Deshalb wünsche ich mir, dass die Voraussetzungen dafür verbessert werden. Dazu kann die Politik natürlich ihre Beiträge leisten.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 5 Tagen, 9 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 5 Tagen, 4 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig