Diabetes-Warnhund und Sensor oder: „Doppelt hält besser?“

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© Gerhard Berger
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Diabetes-Warnhund und Sensor oder: „Doppelt hält besser?“

Seit ungefähr drei Jahren lebt mein Diabetes-Warnhund (DWH) Daphne mit mir zusammen in Innsbruck und überwacht meinen Blutzucker. Ein Diabetikerwarnhund ist ein ausgebildeter Assistenzhund, der bei einem Diabetiker die gefährlichen Schwankungen des Blutzuckerspiegels riechen kann und darauf mit einem speziell antrainierten Verhalten reagiert. Das bedeutet, er warnt einen Diabetiker vor Unterzucker oder Überzucker.

Quelle: privat

Ist Diabetes-Warnhund Daphne jetzt arbeitslos?

Im Januar dieses Jahres habe ich nun auch den Sensor für meine Medtronic-Pumpe bewilligt bekommen. Nun stellt sich mir die Frage: Ist meine Daphne als Assistenzhund neben dem Sensor jetzt arbeitslos? Oder ist ein DWH zusammen mit einem Sensor überflüssig? Welche Vorteile bringt es, wenn ich neben dem Sensor zusätzlich noch einen DWH besitze?

Quelle: privat

Das Hauptargument für einen DWH ist sicher, dass man mit seinem Diabetes zusätzlich noch einen treuen und zuverlässigen Partner an der Seite hat. Meine Daphne überwacht mich trotz Sensors weiterhin. Sie riecht weiterhin, wenn mein Blutzucker die Tendenz hat zu fallen oder zu steigen. Dann reagiert sie mit Bellen oder gibt mir die Pfote und wird sofort mit ihrer Extra-Portion Dosenfutter belohnt. Denn das Riechen von Blutzuckerwerten ist weiterhin ihre Hauptaufgabe.

Daneben ist Daphne natürlich auch ein Tier. Sie zwingt mich (im positiven Sinne), bei jedem Wind und Wetter hinaus an die frische Luft zu gehen. Wir drehen täglich unsere 1- bis 2-stündigen Spazierrunden. Das tut meinem Körper und der Seele und damit auch meinem Diabetes sehr gut. Allerdings stresst es auch manchmal. Trotzdem möchte ich es nicht missen.

Zwei Überwacher bedeuten: mehr Stress

Was sind die Nachteile, wenn man gemeinsam mit DWH und Sensor arbeitet? Ein entscheidender Punkt ist sicher, dass ich im täglichen Leben nun noch mehr Aufmerksamkeit sowohl für den Sensor als auch für meinen DWH benötige. Es ist nicht zu verleugnen, dass zwei Überwacher für meinen Diabetes auch mehr Stress bedeuten.

Der Sensor benötigt nach meinen bisherigen Erfahrungen relativ wenig technischen Aufwand. Den Sensor kalibriere ich zwei Mal am Tag, d.h. ich messe nur zwei Mal täglich meinen Zucker blutig. Dass ich jetzt nicht permanent blutig messen muss, ist ein großer Vorteil des Sensors!

Auf der anderen Seite stresst mich der Sensor auf der psychologischen Seite etwas. Ich bin manchmal schon etwas „süchtig“, auf das Display meiner Pumpe zu schauen. Ich hole jetzt viel öfter meine Pumpe hervor und schaue mir immer wieder die Kurve vom Gewebezuckerverlauf an. Das macht mich innerlich etwas unruhig. Ob ich durch den Sensor mein Gefühl für meinen Blutzucker, d.h. für Unterzucker oder Überzucker, verloren habe, kann ich noch nicht sagen. Eines ist mir jedoch bewusst geworden – diese permanente Kontrolle stresst gewaltig!

Dagegen bringt mir mein DWH Daphne eine andere Art von Stress. Morgens muss ich eine halbe Stunde früher aus dem Bett, weil ich sie leider nicht mit in die Arbeit nehmen kann. Ich drehe dann mit ihr meine kleine Morgenrunde. Ich habe beruflich den großen Vorteil, dass ich nur bis Mittag arbeite. Im Anschluss an meine Arbeit hole ich zuerst Daphne und dann gehen wir gemeinsam meine Tochter aus dem Kindergarten abholen.

Quelle: privat

Mit (Diabetes-Warn-)Hund muss man gut vernetzt sein

Ein DWH ist ein ganz besonderer Hund, aber auch ein Lebewesen, das sehr viel Aufmerksamkeit braucht. Positiv ist die Routine, die mir Daphne bringt. Ich gehe regelmäßig mit ihr spazieren und erledige routiniert Fellpflege oder Zähneputzen. Die letzten Jahre habe ich mir für Daphne ein Netzwerk aufgebaut, das mir in speziellen Situationen unterstützend zur Seite steht. Leider kann man gemeinsam mit Hund eben doch viele Dinge nicht durchführen. Gemeinsam mit Kind ist sie schon manchmal ein Stressfaktor.

So verbringt Daphne ein bis zwei Mal die Woche einen Nachmittag bei einer befreundeten Familie und entlastet damit meinen Alltag etwas. Die Familie wurde natürlich im Vorfeld gut eingeschult. Daphne hat in dieser Zeit „Ferien“. In dieser „hundefreien“ Zeit unternehme ich mit meiner Tochter Aktivitäten, die mit Hund einfach unmöglich wären. Zum Beispiel ein Schwimmbadbesuch – denn leider dürfen Hunde nicht mit zu diesem Vergnügen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Alltag zusammen mit Sensor und DWHs sollte gut organisiert sein. In manchen Situationen stresst mich sowohl der Sensor als auch der Hund. Jedoch möchte ich keinen von beiden missen. Wäre mir der Sensor schon vor meiner Daphne genehmigt worden, hätte ich mir wahrscheinlich keinen DWH gekauft. Heute bin ich jedoch trotzdem über die zusätzliche Spürnase und den sechsten Sinn von Daphne sehr glücklich und möchte keine missen.


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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • moira antwortete vor 1 Woche

      Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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