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Wie ich lernte, den Diabetes zu akzeptieren
3 Minuten
2001 bekam ich im Alter von fünf Jahren meine Diagnose Typ-1-Diabetes. Zu diesem Zeitpunkt, wie auch noch lange danach, wusste ich nicht, was das jetzt für mich bedeutet.
Dafür gab es einige Gründe, zum einem die Aufklärung im Krankenhaus, zum anderen die Schulung, die es überwiegend nur für meine Eltern gab. Somit bekam ich zwar täglich meine Medikamente, wusste aber dennoch nicht, was los ist. Nach circa drei Tagen wurde mir dann bewusst: Ich muss jetzt jeden Tag spritzen.
Damals war ich recht schüchtern und machte es einfach. Ich habe die Diagnose, ohne sie zu hinterfragen, einfach hingenommen, das Spritzen und Messen kannte ich bereits von meiner Oma und meinem Opa, die beide an Typ-2-Diabetes erkrankt waren. Somit war es für mich normal und ich dachte mir, wenn die das machen, wird es dafür schon einen Sinn geben.
Freunde zogen sich zurück, Lehrer waren unsicher
Diabetes Typ 1 war bei uns damals auf dem Dorf nicht so bekannt, wodurch es mich hart getroffen hat, da es definitiv an Aufklärung haperte. Freunde zogen sich zurück und hatten Angst, mich einzuladen, da etwas passieren könnte. Lehrer waren sich im Umgang mit mir sehr unsicher und hatten Angst, mich zum Schwimmunterricht bzw. zur Klassenfahrt mitzunehmen. Eine Schulung vom Krankenhaus für die Lehrkräfte wurde zwar angeboten, doch diese wurde von den Lehrern abgelehnt.
Meine Therapie hatte ich nicht selbst in der Hand (bzw. hab‘ mich auch nicht dafür interessiert) – bis zum ersten Halbjahr der dritten Klasse kam meine Mutter jede Pause zum Messen und ggf. Spritzen. Dies führte natürlich dazu, dass sich die Mitschüler darüber amüsierten und ich mich immer mehr zurückzog. Messen vor Menschen war kein Problem, doch das Spritzen in der Öffentlichkeit war der Horror für mich, es ging nur, wenn die Familie um mich stand, so dass es keiner sah, oder eben auf der Toilette.
Die Wende zur Akzeptanz kam – zum Teil – im Jahr 2011
Ich ignorierte das Messen und hab‘ einfach immer gegessen, worauf ich Lust hatte. Ich spritzte nach Lust und Laune, was natürlich auch zu Problemen führte – und ich fühlte mich auch körperlich nicht wohl. Ich habe aber nicht daran gedacht, dass es an schlechten Werten liegen könnte. Die Wende kam dann zum Teil 2011, als ich mit einer Ketoazidose im Krankenhaus landete. Zwei Tage Intensivstation, das war nicht besonders toll.
Da ich kurz vor meinem Schulabschluss stand, beschäftigte ich mich endlich mit meiner Krankheit und recherchierte im Internet und im Diabetes-Journal. Dies war mir eine große Hilfe, um mich mit der Krankheit auseinanderzusetzen, es funktionierte auch echt gut. Bei meinem Diabetologen war ich zu dem Zeitpunkt nicht gut aufgehoben, das war mir auch bewusst. Dennoch blieb ich da, bis ich wusste, wie es nach der Schule weiterging und ich meinen Ausbildungsplatz hatte. Dann war mir klar: Ich musste wechseln. Dies tat ich dann auch, und ich bin froh, diesen Wechsel gemacht zu haben.

Nach dem Wechsel habe ich realisiert und wirklich wahrgenommen, wie wichtig das Messen und das Spritzen nach Kohlenhydraten ist, und hab‘ mir das sehr zu Herzen genommen. Trotz des regelmäßigen Spritzens und Messens habe ich seit meiner Diagnose kein HbA1c unter 9 Prozent erreicht, sondern pendelte bei Werten zwischen 9 und 14 Prozent. Es war mir mit meinem Dawn-Phänomen und täglich anderem Arbeitsablauf in der Ausbildung als Pharmakantin schwer möglich, da richtig zu handeln.
Keine Schichtarbeit ohne akzeptable Werte
Kurz vor dem Ausbildungsende kam das nächste Problem: Ich durfte vom Werksarzt aus nicht Schicht arbeiten. Erst, wenn ich akzeptable Werte und dementsprechend auch einen besseren HbA1c-Wert hätte, dürfte ich Schicht arbeiten. Da kam mir eine Schulung in der Praxis sehr gelegen. Mir wurde zur Insulinpumpe geraten. Ich war mir unsicher und überlegte eine Zeitlang, ob es eine Alternative für mich wäre.
Schließlich entschied ich mich für die Pumpe – und es war das Beste, was mir passieren konnte. Seitdem akzeptiere ich meine Krankheit besser und geh‘ auch in der Öffentlichkeit und unter meinen Kollegen nun offen damit um. Ich konnte meinen HbA1c-Wert tatsächlich verbessern, hab‘ nun einen Wert von 7 und durfte nach Ausbildungsende auch Schicht arbeiten. Das mach‘ ich jetzt schon seit fast drei Jahren und bin glücklich, diesen Schritt gemacht zu haben. Toll, wenn man ein klasse Team (Diabetologin und Diabetesberaterin) und die super Community hinter sich hat. Man ist nicht allein mit seinem Problem.
Austausch ist wichtig!
Was ich nur empfehlen kann: Austausch mit anderen Diabetikern ist wichtig, das hat mir besonders das Diabetes-Barcamp 2017 gezeigt. Durch dieses Treffen ist es für mich leichter geworden, mit anderen über meine Krankheit zu sprechen und offen damit umzugehen.
Auch dieses Jahr findet wieder das #Diabetesbarcamp in Frankfurt statt. Seid dabei!
Katharina hat fünf Phasen durchgemacht, bis sie den Diabetes akzeptieren konnte.
Den Diabetes ganz akzeptiert hat Mila wohl immer noch nicht – ein Interview.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig