Oh je! – Wegen mir machen sich andere Sorgen

3 Minuten

Community-Beitrag
Oh je! – Wegen mir machen sich andere Sorgen

Im Alltag bin ich mit meinem Diabetes hauptsächlich alleine, wir sind unter uns. Alle drei Monate sehe ich meine Diabetologin und wir sprechen über meine Therapie. Ab und an habe ich Termine mit meiner Diabetesberaterin oder ich treffe meine Freund_innen, die auch zufällig Diabetes haben und unser Gespräch fällt mal zwischendurch auf die chronische Krankheit, was ein guter und wichtiger Austausch ist.

Den Rest der Zeit – oder eigentlich die meiste Zeit – sind es aber nur wir beide, mein Diabetes und ich. So denke ich zumindest darüber. Dass das allerdings nur die halbe Wahrheit ist, wird mir dann klar, wenn ich mit Freund_innen und Verwandten spreche, die selbst keinen Diabetes und nicht so viele persönliche Berührungspunkte mit der Krankheit haben. Und zwar spätestens dann, wenn sie sagen, dass sie sich große Sorgen um mich machen.

Der Duden sagt zu “Sorgen”: sich Sorgen machen, besorgt, in Sorge sein, sich um jemandes Wohlergehen kümmern

Ich möchte anderen lieben Menschen in meinem Leben aber keine Sorgen bereiten. Dieses Gefühl, dass sich wegen mir geliebte Freund_innen oder Verwandte Sorgen machen könnten, dass sie sich jetzt gerade in diesem Moment um mich und mein Wohlsein sorgen, bedrückt mich und ich wünschte, ich könnte es ihnen abnehmen.

Ich kann nichts für meinen Diabetes und ich versuche mich im Alltag so gut es geht und so weit meine Energie Tag für Tag ausreicht, um ihn zu kümmern, so dass ich meinen Alltag möglichst ungestört leben kann. Dass das nicht immer geht, weiß ich. Und meine Liebsten können auch nichts für meinen Diabetes. Aber sie können meist auch wenig tun, um mir damit zu helfen.

Quelle: pixabay

Ein Gefühl der Machtlosigkeit

Meine Mama zum Beispiel hatte nie einen Alltag mit mir und dem Diabetes. Ich habe meine Diagnose mit 22 Jahren bekommen, da war ich schon fast drei Jahre in Berlin. Ungefähr 650 km entfernt hat sie nur ab und zu die Gelegenheit, mich und meinen Diabetes live zu erleben. Natürlich telefonieren wir viel zwischendurch, aber für sie ist es dennoch immer noch ungewohnt, wenn sie mich ab und an mit einem Sensor am Arm oder einem Insulinpen in der Hand sieht.

Und natürlich macht sie sich dann auch Sorgen. Das liegt wohl auch in der Natur der Sache – Mütter machen sich oft Sorgen über ihre Kinder, egal, ob diese schon lange ausgezogen sind oder nicht, egal ob kerngesund oder eben nicht. Da sie mich nicht täglich sieht, fühlt sie sich oft, als könne sie nichts machen, im Falle eines Falles nicht helfen. Was ich von hier aus machen kann, ist ihr dann so viel wie möglich erklären und vom Diabetes berichten. Wenn sie sich Sorgen macht, ihr die Sorgen versuchen zu nehmen, aber diese gleichzeitig auch ernst nehmen.

Die Sorgen der Typ F ernst nehmen, aber der Diabetes ist am Ende des Tages unserer

Ich fühle mich permanent wie im Spagat. Am Ende des Tages ist es aber mein eigener Diabetes. Ich muss mich gut um ihn kümmern und muss auf mich selbst achten. Dennoch kann ich es nicht ignorieren, dass andere sich Sorgen um mich machen. Ich darf meinen Fokus aber auch nicht permanent darauf legen, denn ich kann nur bedingt anderen Menschen die Sorgen nehmen, die sie wegen meines Diabetes haben. Ich kann mich zwar bestmöglich um meinen Diabetes und meinen Alltag kümmern und an mir arbeiten, aber ich kann leider auch nicht zaubern. Meine Typ F sind genauso für sich selbst und ihre Gedanken und Gefühle verantwortlich, wie ich es bei mir bin.

Ein schwieriges Thema, zu dem ich immer wieder versuche zu reflektieren und mir bewusst zu machen, dass ich nicht alle Sorgen und Probleme all meiner Liebsten mittragen kann, nur weil ich Diabetes habe. Oder gerade auch weil ich Diabetes habe. Wie haltet ihr es mit all diesen Gedanken und Gefühlen und Typ F, die sich Sorgen um euch machen?


Mit dem Thema “Die Ängste der Typ-Fler” hat sich Autorin Lisa beschäftigt.

Ähnliche Beiträge

Wir stellen vor: Die Diabetes-Anker Community-Redaktion!

Ab sofort begleiten euch 21 Community-Autor:innen mit ihren Erfahrungen und Geschichten aus dem Leben mit Diabetes durch alle Höhen und Tiefen - oder begleitet ihr sie genau dabei? Wir freuen uns auf viele „Oh, das kenn‘ ich auch“-Momente!

21 Minuten

Community-Beitrag

Beschäftigungsverbot bei Schwangerschaft mit Typ-1-Diabetes 

Nadja hat gerade die Schwangerschaft mit ihrem ersten Kind hinter sich. Bereits relativ früh in der Schwangerschaft hat sie sich Gedanken zum Beschäftigungsverbot gemacht. Ihre Erfahrung erzählt sie euch hier. 

4 Minuten

Community-Beitrag

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert