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Interessierst Du Dich für mich? Dann interessiere Dich für Diabetes! (Teil 1)
3 Minuten
Ich erinnere mich noch gut an den Moment meiner Diagnose. Ich war 22 Jahre jung – kein Kind mehr, aber wirklich erwachsen war ich rückblickend auch noch nicht. Ich stand in den Startlöchern meines Lebens und genoss neben meiner Pilotenausbildung ausreichend Partys, Konzerte, Sportturniere, Auslandsaufenthalte und eine Liebschaft nach der anderen. Selbst kochen oder auf eine „Balance“ im Leben achten waren damals Dinge, die ich mir für meine 30er aufheben wollte.
Das Ende der Sorglosigkeit
Plötzlich und völlig unerwartet wurde ich zu einer Typ-1-Diabetikerin. Meinen Traumberuf musste ich niederlegen, bevor er richtig begann, und kurz nach der „Honeymoon-Phase“ spürte ich zudem, dass mein exzessiver Lebensstil nicht mehr so leicht zu bewältigen war. Für alles musste ich mich auf einmal vorbereiten und immer Medizin und „Hypo-Helfer“ dabeihaben.
Nach einer Weile blieben meine „Clutches“ im Schrank, weil ich den Platz eines Rucksacks brauchte, Hamburger blieben beim „Mäcces“, Zigaretten brav im Automaten und High-Heels tauschten ihren Rang maßgeblich mit Turnschuhen. All das machte mir gerade zu Beginn der Erkrankung absolut keinen Spaß. Im Gegenteil: Ich war gefrustet!
Der Frust kannte aber noch multiple Steigerungen, sobald ich spürte, wie subtil mein Umfeld mit mir und meinem Diabetes umging.
Das (Selbst-)Mitleid der anderen
Für meinen Vater war meine Erkrankung absolut unverständlich. Es gab keinen Diabetes in unserer Familie und daher war es für ihn logisch anzunehmen, dass ich den Ausbruch der Krankheit irgendwie selbst verschuldet hatte. Es wäre toll gewesen, hätte er sich besser informiert. Doch sogar das Abklappern verschiedenster Ärzte brachte ihm keine Einsicht. Statt mit mir zu reden – oder mit irgendeinem anderen –, zog sich mein Vater zurück, schwieg und grämte sich über das berufliche Scheitern seiner Tochter als vermeintliche Pilotin.

Meine Mutter hörte irgendwann einmal, dass man Typ-1-Diabetes bekommen könne, wenn man sich falsch ernährt. So gab sie sich die Schuld, weil sie davon ausging, mich jahrelang verkehrt ernährt zu haben. Sie versank im Selbstmitleid, weil sie mich nicht davor hatte bewahren können. Sie wollte Beistand und Absolution in einer Situation, in der ich sie am dringendsten gebraucht hätte. Auch hier wären Recherchen und der Besuch bei einem Arzt zur Beratung und Aufklärung ratsam gewesen.
Reaktionen meines Umfelds
Freunden tat ich im ersten Moment nur leid. Bei Partys wurden mir Gemüse-Sticks mit Wasser gereicht und die Gespräche kreisten unangenehm um meinen Diabetes. Ich wurde mit vielen heuchlerischen Fragen konfrontiert. Heute denke ich, dass es die Leute gar nicht wirklich interessiert hat, wie es mir im Umgang mit meinem Diabetes erging. Sie wollten mir einfach die Möglichkeit offerieren, meinen Kummer von der Seele zu plaudern. Darüber hinaus wurde „abgecheckt“, ob ich noch die „Alte“ war und wie man mit mir nun umgehen könnte.
Meine Liaisons waren unbeeindruckt, solange sie von meinem Diabetes nichts merkten. Doch spätestens bei der ersten Unterzuckerung in Unterwäsche war der Reiz weg, die Beklemmung groß und die Flucht schnell.
Arbeitgeber wollten ebenfalls nichts von mir und meinem Diabetes wissen. Sind Sie gut eingestellt? Wissen Sie damit in jeder Situation umzugehen? Ja – dann ist das für uns kein Thema. Stimmt! Solange man nicht häufig ausfällt oder in Kundenterminen das Zittern beginnt, interessiert es wirklich niemanden. Schließlich hat man den Job, um Leistung zu erbringen.
Diabetes, mein „ziemlich bester Freund“
Ich war lange zornig und verfluchte meinen Diabetes. Ich fühlte mich alleingelassen mit der Krankheit. Gerne hätte ich ihn abgestreift wie ein altes Paar Schuhe, doch je mehr ich die Krankheit ignorierte, desto bewusster wurde mir, dass ich ab nun einen siamesischen Zwilling hatte. Der Diabetes sollte mich wohl nie „im Stich“ lassen. Klingt zunächst nervig, von einem anderen Blickwinkel klingt es aber auch wie ein „ziemlich bester Freund“. Geht es meinem Diabetes gut, geht es mir gut – so wie umgekehrt. Da sich die Freundschaftswahl in diesem Bezug erübrigt hatte, beschloss ich, das Beste daraus zu machen.
Heute – über 15 Jahre nach meiner Diagnose – stelle ich mir vor, was mir damals als frisch erkrankte Diabetikerin eine Erleichterung und Aufmunterung gewesen wäre. Welcher Umgang hätte mir nach der Diagnose geholfen? Mich aufgefangen und angetrieben?
Meine Tipps für den Umgang mit frischdiagnostizierten Typ-1-Diabetikern findet ihr in Teil 2 von „Interessierst Du Dich für mich? Dann interessiere Dich für Diabetes!“
Auch Caro hat erzählt, wie ihre Mitmenschen mit ihrer frischdiagnostizierten Erkrankung umgingen: Diagnose Diabetes und wie das Umfeld reagiert
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 9 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 3 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig